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Hearing zu Antisemitismus an US-Universitäten: Aufgeladene Stimmung

Aufgeladene Stimmung bei Anhörung zu Antisemitismus an US-Unis

06.12.2023, 05:23
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Harvard President Claudine Gay, left, speaks as University of Pennsylvania President Liz Magill listens, during a hearing of the House Committee on Education on Capitol Hill, Tuesday, Dec. 5, 2023 in  ...
Die Präsidentin der Harvard University, Claudine Gay, und die Präsidentin der Unviersity of Pennsylvania, Liz Magill. Bild: keystone

Die Präsidentinnen dreier Elite-Universitäten in den USA haben sich bei einer Anhörung im US-Kongress gegen Vorwürfe verteidigt, nicht genug gegen Antisemitismus auf dem Campus getan zu haben. Der von den Republikanern geführte Bildungsausschuss hatte die Präsidentinnen von Harvard, der University of Pennsylvania und dem Massachusetts-Institut für Technologie (MIT) am Dienstag vorgeladen.

Alle drei räumten antisemitische und islamophobe Vorfälle an ihren Universitäten seit dem Angriff der islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober ein.

Besonders die Republikanerin Elise Stefanik sorgte für einige aufsehenerregende Momente während der Anhörung. Sie fragte etwa, ob der «Aufruf zum Völkermord an den Juden» an den Universitäten gegen Richtlinien zu Mobbing und Belästigung verstosse. «Das kann sein, abhängig vom Kontext», antwortete etwa Harvard-Präsidentin Claudine Gay. Auf die Aufforderung, mit «Ja» oder «Nein» zu antworteten, sagte Gay erneut, das hänge vom Kontext ab. Die anderen Präsidentinnen äusserten sich ähnlich und betonten, es komme etwa darauf an, ob es sich gegen eine Einzelperson richte.

Rep. Elise Stefanik, R-N.Y., speaks during a hearing of the House Committee on Education on Capitol Hill, Tuesday, Dec. 5, 2023 in Washington. (AP Photo/Mark Schiefelbein)
Elise Stefanik, eine Harvard-Absolventin, hatte bereits vor der Anhörung den Rücktritt Gays gefordert.Bild: keystone

Freier Meinungsäusserung verpflichtet

Gay sagte an anderer Stelle in der Anhörung ausserdem: «Diese Art von hasserfüllten, rücksichtslosen und beleidigenden Äusserungen sind mir persönlich zuwider.» Man sei aber der freien Meinungsäusserung verpflichtet. Das gelte auch bei Ansichten, «die anstössig, beleidigend und hasserfüllt» seien. Entscheidend sei, wann derartige Äusserungen in ein «Verhalten» übergingen, das gegen die Richtlinien verstosse. Man habe deutlich gemacht, dass jegliches Verhalten, das die Lehr- und Forschungsanstrengungen störe, nicht toleriert werde. Stefanik, eine Harvard-Absolventin, hatte bereits vor der Anhörung den Rücktritt Gays gefordert.

Zuletzt hatte sich der Streit über den Konflikt in Nahost auch an Universitäten und Schulen entladen. US-Medien berichteten über Vorfälle körperlicher Gewalt oder deren Androhung. Auf Schulgeländen tauchten antisemitische und rassistische Graffitis auf. Auf online kursierenden Videos war zu sehen, wie junge Menschen Poster mit Fotos der Hamas-Geiseln herunterreissen. Das US-Bildungsministerium hatte wegen antisemitischer und islamophober Vorfälle an US-Bildungseinrichtungen Ermittlungen eingeleitet – darunter gegen Harvard, und die Elite-Universitäten Columbia und Cornell. (sda/dpa)

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13 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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ELMatador
06.12.2023 07:16registriert Februar 2020
Ironisch, dass Republikaner die sich sonst hinter dem ersten Zusatzartikel verstecken, die Unis wegen Verwendung ebendieser Passage anprangern.

Naja abgesehen von diesem heuchlerischen Getue ist es Fakt, dass die USA lernen muss dass Freie Meinungsäusserung nicht gleichbedeutend ist mit Konsequenzfreiheit. Verleumdung, Drohen und weitere Gewaltaufrufe gehören bestraft und nicht geschützt.
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Der Micha
06.12.2023 12:15registriert Februar 2021
Die Uni-Präsidenten sollten sich bezüglich der Meinungsfreiheit informieren. Auch in der USA darf die Meinungsfreiheit nicht alles und unterliegt einige Gesetze.

Hasserfüllte Botschaften, Androhungen von Gewalt usw. ist nicht von der Meinungsfreiheit gedeckt.
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B-M
06.12.2023 11:55registriert Februar 2021
Nein, der Ausdruck von Hass fällt nicht unter die Meinungsfreiheit. Denn er verletzt die Freiheit anderer.
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