Im Osten des zentralafrikanischen Landes Kongo haben bewaffnete Angreifer einen Konvoi des Welternährungsprogramms (WFP) überfallen und dabei den italienischen Botschafter Luca Attanasio getötet.
Der 43-Jährige erlag kurz nach dem Überfall seinen schweren Verletzungen in einem Krankenhaus, erklärte der zuständige Gouverneur der Region Nord-Kivu, Carly Nzanzu Kasivita. Nach seinen Angaben schlugen Ranger, die sich zufällig in der Nähe aufhielten, den Angriff zurück. Die Behörden gaben an, dass auch ein WFP-Fahrer und der Leibwächter in dem Hinterhalt getötet worden seien.
«Mehrere Passagiere, die mit dem Konvoi reisten, wurden bei dem Angriff verwundet», hiess es in einer Erklärung des WFP. Demnach wurde der Konvoi auf dem Weg von Goma zu einem Schulspeisungsprojekt in der Rutshuru-Region von der Attacke überrascht. «Sie ereignete sich auf einer Strasse, die zuvor für Reisen ohne Sicherheitseskorten freigegeben worden war», gab die UN-Organisation bekannt. Die örtliche Polizei dagegen zeigte sich überrascht über die Präsenz des Botschafters in der Region und die Tatsache, dass er ohne Polizeischutz unterwegs war.
Das Aussenministerium in Rom bestätigte den Tod des Botschafters und des Sicherheitsbeamten. Aussenminister Luigi Di Maio reiste wegen des Vorfalls vorzeitig von einem Treffen in Brüssel zurück nach Italien, wie die Nachrichtenagentur Ansa schrieb. Di Maio habe seine EU-Kollegen zuvor über den Tod des Botschafters informiert.
Nach kongolesischen Angaben war der Botschafter mit Bauchschüssen noch schwer verletzt nach Goma in ein Militärkrankenhaus gebracht worden, wo er dann starb. Der getötete Diplomat war seit dem September 2017 der Leiter der Auslandsvertretung in Kinshasa. Er galt als vertraut mit den Krisen und Risiken Afrikas: Davor hatte er Italien im westafrikanischen Staat Nigeria vertreten.
Bundesrat und Aussenminister Ignazio Cassis zeigte sich auf Twitter entsetzt und verurteilte den Überfall mit Nachdruck. Das WFP müsse seinen Hilfeleistungen in Konfliktregionen nachkommen können. Den Angehörigen der Opfer sprach er sein Beileid aus.
J'ai été horrifié d'apprendre l'attaque armée contre un convoi du @WFP_FR en RDC et je condamne cette attaque avec la plus grande fermeté. Mes sincères condoléances vont aux familles des victimes 🙏 Le WFP doit être en mesure d'apporter son aide dans les zones de conflit.
— Ignazio Cassis (@ignaziocassis) February 22, 2021
Unklar sind noch die genauen Umstände des Angriffs im Norden der Grenzstadt Goma. Am Zielort - in der Rutshuru-Region an der Grenze zu Uganda und Ruanda - liegt auch ein Teil des bekannten Virunga-Nationalparks. Das Unesco-Weltkulturerbe ist berühmt für die stark gefährdeten Berggorillas, die nur in diesen drei Ländern leben. Die Ranger dort sind oft durch Milizen und Wilderer bedroht, auch die seltenen Gorillas werden immer wieder getötet.
Erst im Januar wurden dort sechs Wildhüter getötet und ein weiterer schwer verletzt. Damals wurden Rebellen für den Angriff verantwortlich gemacht. Im Ost-Kongo sind mehrere Milizen aktiv, denen es vor allem um die Kontrolle der wertvollen Bodenschätze geht. In der Nähe des Virunga-Nationalparks sind Menschenrechtlern zufolge innerhalb von drei Jahren mindestens 170 Menschen entführt worden. Die Opfer - viele davon Frauen - seien geschlagen, gefoltert, vergewaltigt und zu Geldzahlungen erpresst worden, berichtete die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch im Vorjahr. Sie machte dafür kriminelle Banden verantwortlich. (sda/dpa)