International
Italien

Hunderte zeigen Faschisten-Gruss bei Versammlung in Rom

«Rom 2024, und es fühlt sich an wie 1924» – Video sorgt in Italien für Empörung

08.01.2024, 13:1308.01.2024, 14:23
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In Italien sorgen Videos von einer neofaschistischen Versammlung in Rom für Aufregung: Hunderte Menschen haben bei der Veranstaltung in der italienischen Hauptstadt ihre rechten Arme in die Höhe gestreckt und den Faschisten-Gruss gezeigt.

Die Geste ist in Italien als «saluto romano» (römischer Gruss) bekannt. Obwohl sie in Italien verboten ist, wird sie bei Zusammenkünften von Neofaschisten immer wieder gezeigt.

Die Versammlung in Rom fand bereits am Sonntagabend statt, doch am Montag verbreiteten sich die Videos in den sozialen Medien rasant und lösten Empörung im ganzen Land aus. Zeitungen wie «La Repubblica» und «La Stampa» veröffentlichten ein Video von der Szene aus der Vogelperspektive. «Corriere della Sera» veröffentlichte Bewegtbilder, die aus der Menge heraus gefilmt wurden. Folgendes Video zeigt die Szenen:

Video: twitter

Gedenkfeier für drei erschossene Neofaschisten

Die Menschen fanden sich am Jahrestag der sogenannten Acca-Larentia-Morde zusammen. In der Via Acca Larentia hatten Linksterroristen am 7. Januar 1978 zwei junge Neofaschisten erschossen, ein dritter starb später. Seitdem finden jährlich Gedenkfeiern vor dem ehemaligen Sitz des neofaschistischen Movimento Sociale Italiano (MSI), einer von Faschisten und Mussolini-Getreuen gegründete Bewegung, statt.

Auf den Videos ist zu sehen, wie grossteils schwarz gekleidete Menschen auf den Ruf «Für alle gefallenen Kameraden» mit dem Zuruf «Presente!» (zu Deutsch: anwesend) antworten und dabei ihre rechten Arme zum Faschisten-Gruss in die Höhe strecken. Nach drei Wiederholungen des Grusses löst sich die Gruppe auf. Wenige Stunden zuvor fand am gleichen Ort eine offizielle Gedenkveranstaltung mit dem Präsidenten der Region Latium, Francesco Rocca, statt.

«Nicht akzeptabel»

Der Vorfall löste bei linken Gruppen und der Opposition grosse Empörung aus. «Rom, 7. Januar 2024. Und es fühlt sich an wie 1924. Was passiert ist, ist nicht akzeptabel», schrieb etwa die sozialdemokratische Oppositionspolitikerin, Elly Schlein, in den sozialen Medien mit Blick auf Italien unter dem faschistischen Diktator Benito Mussolini.

Sie forderte Italiens Rechtsregierung von Giorgia Meloni zu Massnahmen gegen solche Vorfälle auf. Meloni regiert seit Oktober 2022 mit einer Rechtsallianz. Ihre ultrarechte Partei Fratelli d'Italia ist eine Nachfolgepartei des MSI. (jaw/sda/dpa)

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156 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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m:k:
08.01.2024 13:37registriert Mai 2014
Eigentlich leben wir auf einer wunderbaren Welt. Jeden Tag kann man liebe Menschen sehen die einander Gutes tun. An der Natur kann man sich immer von neuem erfreuen. Jedes einzelne Leben ist eigentlich ein Wunder und entgegen jegliche Wahrscheinlichkeit im grenzenlosen Universum entstanden. Wieso menschenverachtende Ideologien wie der Faschismus nach wie vor so viele Anhänger haben, ist mir ein Rätsel.
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mstuedel
08.01.2024 14:23registriert Februar 2019
Auch sonst erinnert einiges an vor 100 Jahren: der Wiederaufstieg nationalisticher Tendenzen, mehr und mehr autokratische Regimes, Propaganda und "Lügenpresse", Antisemitismus und kaum mehr verborgener Rassismus, die Schwäche der internationalen Diplomatie. Solche Aufmärsche verdeutlichen dies bloss.
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Magnum
08.01.2024 13:27registriert Februar 2015
Aber klar: Als armer rechter Wutbürger darf man ja nichts mehr sagen, angeblich. Dieses Video demonstriert, wohin die von rechtsaussen permanent voran getriebene Verschiebung der Grenzen des Sagbaren führt: Die Demokratie und die verfassungsmässige Ordnung werden untergraben.
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