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Zehntausende Israelis protestieren am Flughafen gegen Justizreform

Zehntausende Israelis protestieren am Flughafen gegen Justizreform

03.07.2023, 20:3803.07.2023, 20:38
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In Israel haben am Montag etliche Gegner der Justizreform am Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv demonstriert. Nach Medienangaben kamen Zehntausende Menschen zu der Kundgebung. Auch in anderen Städten des Landes waren Protestaktionen geplant. In der Küstenstadt Haifa hatten am Morgen Hunderte zeitweise den Hafen blockiert.

Medien berichteten, Sicherheitskräfte hätten Demonstranten mit Gewalt aus der Ankunftshalle des Flughafens gedrängt. Es sei zu Zusammenstössen gekommen, fast 40 Menschen seien festgenommen worden. Israels rechtsextremer Polizeiminister Itamar Ben-Gvir hatte die Polizei vor dem Protest aufgefordert, nicht vor «Randalierern» und Menschen, «die die Demokratie untergraben wollen», zu kapitulieren.

Former Israeli Prime Minister Ehud Olmert, center, waves the national flag during a protest against plans by Prime Minister Benjamin Netanyahu's government to overhaul the judicial system, at Ben ...
Der ehemalige israelische Ministerpräsident Ehud Olmert (Mitte) schwenkt die Nationalflagge während des Protestes.Bild: keystone

Flughafenbehörde und Polizei hatten angekündigt, den Protest auf 5000 Teilnehmer beschränken zu wollen. Die Organisatoren hatten dagegen verlauten lassen, dass jeder, der seinen Protest ausdrücken wolle, zum Flughafen kommen werde.

Der Abgeordnete Danny Danon von der Regierungspartei Likud rief angesichts einer grossen Militäroffensive der Armee in der Stadt Dschenin im Westjordanland dazu auf, die Proteste sowie die Debatte über die Reform aktuell ruhen zu lassen. Reservisten der Armee sagten laut einer Erklärung, solange die Reform im Parlament vorangetrieben würde, solange seien sie gezwungen, weiter zu demonstrieren. Aus Protest gegen die Reform waren zahlreiche Reservisten in der Vergangenheit nicht zum Dienst erschienen.

Die Regierung geht den Umbau des Justizsystems, dessen Ziel es ist, das oberste Gericht des Landes zu schwächen, nach einer Unterbrechung derzeit wieder an. Die Regierung wirft den Richtern übertriebene Einmischung in politische Entscheidungen vor. Kritiker sehen die Gewaltenteilung und die demokratische Ordnung in Gefahr. Seit Monaten kommt es im Land regelmässig zu Massenprotesten gegen das Vorhaben. (sda/dpa)

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Zehntausende demonstrieren in Tel Aviv gegen Korruption
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«Serbien befindet sich an einem Wendepunkt»
Serbien erlebt die grösste Protestbewegung seiner Geschichte. Präsident Aleksandar Vucic schlägt sie nieder. Warum die Bevölkerung keine Unterstützung seitens der EU erwarten kann und wie die Proteste ausgehen könnten, sagt Politologe Daniel Bochsler.
Herr Bochsler, Sie sind aktuell in Serbien vor Ort. Wie ist die Stimmung im Land?
Daniel Bochsler:
Ich war jetzt während des grössten Teils der Zeit, in denen die Proteste stattfanden, in Serbien. Die Menschen wirken unzufrieden und angespannt, als würden sie den Atem anhalten. Die Proteste gegen die Regierung unter Präsident Aleksandar Vucic halten seit neun Monaten an – und blieben bisher ergebnislos. Deshalb werden die Menschen langsam ungeduldig. Sie fragen sich, wie es weitergehen soll, was aus diesen Protesten hervorgehen kann. Und niemand kennt die Antwort.
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