Politisch könnte der Gegensatz nicht grösser sein. Auf der einen Seite der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro, ein rüpelhafter Rechtspopulist, auch «Trump der Tropen» genannt. Auf der anderen sein bolivianischer Amtskollege Evo Morales, ein ehemaliger Kokapflanzer aus dem Volk der Aymara und erster indigener Präsident seines Landes.
Als Morales letztes Jahr als einziger linker Staatschef Südamerikas an Bolsonaros Amtseinführung teilnahm, wurde er von dessen Anhängern als «Kommunist» und «dreckiger Indio» beschimpft. Der Bolivianer ist ebenfalls kein Kind von Traurigkeit. Nach Bolsonaros Wahlsieg hatte sich Morales auf Twitter über «die Rückkehr der weissen Überlegenheits-Ideologie» auf dem Kontinent empört.
In einem Punkt allerdings verbindet die beiden laut «Washington Post» eine unerfreuliche Gemeinsamkeit: Beide tragen ein erhebliches Mass an Mitschuld für die verheerenden Brände im Amazonas-Gebiet. Die Kritik aber konzentriert sich auf Jair Bolsonaro. Evo Morales wird verschont, obwohl die Situation in Bolivien schlimmer ist.
Die Brände hätten rund eine Million Hektar Urwald vernichtet, teilte die Forstverwaltung mit. Ein Sprecher der Gruppierung Contiocap, die sich für die Rechte der indigenen Bevölkerung einsetzt, gab gemäss BBC der Regierung die Schuld daran. Man müsse Evo Morales für die vielen Fälle zur Rechenschaft ziehen, «in denen er die Rechte der Indigenen und von Mutter Natur verletzt hat».
Auf der Weltbühne gibt sich der seit 2005 amtierende Morales gerne als um die Umwelt besorgter Vertreter der Ureinwohner. In der Realität basiert seine Wirtschaftspolitik auf dem Export von Rohstoffen wie Erdgas und Lithium. Damit ermöglichte er dem ärmsten Land Südamerikas ein ansehnliches Wirtschaftswachstum. Zahlreichen Bolivianern gelang der Aufstieg in den Mittelstand.
Die Landwirtschaft gehört ebenfalls zu Morales' Entwicklungsplan. Erst vor wenigen Wochen erliess der Staatschef ein Dekret, das die legale Gewinnung von Farmland durch kontrollierte Brandrodung von fünf auf 20 Hektar ausdehnte. Umweltaktivisten glauben, dass diese Massnahme wie in Brasilien zur derzeitigen katastrophalen Lage beigetragen hat.
Politisch hat sich Evo Morales ebenfalls in eine fragwürdige Richtung entwickelt. Er will sich im Oktober für eine vierte Amtszeit wählen lassen, obwohl das bolivianische Stimmvolk eine entsprechende Verfassungsänderung 2016 knapp abgelehnt hat. Morales foutiert sich darum und kann dabei auf das Verfassungsgericht zählen, das er mit Gefolgsleuten besetzt hat.
Dies alles macht den 59-jährigen Morales zu einer fragwürdigen «Lichtgestalt» der Linken. Immerhin hat er im Gegensatz zu Bolsonaro nach anfänglichem Widerstand ausländische Hilfe bei der Brandbekämpfung akzeptiert. Er charterte eine zum Löschflugzeug umgebaute Boeing 747 aus den USA und rekrutierte Feuerwehrleute aus den Nachbarländern Argentinien und Chile.
Das Grundproblem, das Bolsonaro und Morales verbindet, aber bleibt. «Es gibt keinen politischen oder wirtschaftlichen Plan für den Amazonas, der nicht von der Ausbeutung natürlicher Ressourcen abhängt», sagte der bolivianische Bischof Eugenio Coter.
Da sieht man mal wieder, dass Autokraten immer schlimm für die Bevölkerung und Natur sind, egal ob sie von links oder rechts kommen. Nur dumm, dass das Volk in nicht nach einer Amtszeit abgewählt hat.