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Kussbild von Kameruns Präsidententochter Brenda Biya löst Debatte aus

Kussbild von Kameruns Präsidententochter Brenda Biya löst Debatte aus

06.07.2024, 07:1206.07.2024, 07:12
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Kameruns Präsidententochter Brenda Biya hat mit einem Kuss-Foto auf Instagram eine Diskussion über das Verbot von Homosexualität in dem zentralafrikanischen Land losgetreten.

Unter dem Foto steht, auf dem die 26-jährige Biya, die als Rapperin unter dem Namen King Nasty auftritt, das extravagant gekleidete brasilianische Model Layyons Valença küsst:

«Ich bin verrückt nach dir und ich will, dass es die Welt weiss».

Beide Frauen wohnen in Genf in der Schweiz. In Biyas Heimatland stehen homosexuelle Handlungen wie in rund 30 anderen afrikanischen Staaten unter Strafe. Für gleichgeschlechtlichen Sex drohen mindestens sechs Monate bis zu fünf Jahren Gefängnis.

Kamerunische wie internationale Medien stürzten sich darauf, dass sich nun ausgerechnet die einzige Tochter des seit über 40 Jahren amtierenden Staatschefs Paul Biya – mit 91 der älteste Präsident der Welt – als lesbisch geoutet habe. Brenda Biya selbst machte keine Angaben zu ihrer sexuellen Orientierung oder der Art ihrer Beziehung zu Valença, teilte aber Schlagzeilen über ihr Coming-out sowie Stimmen von Unterstützerinnen und Unterstützern.

LGBTQI+-Gemeinschaft feiert das Foto

Die LGBTQI+-Gemeinschaft in Kamerun feierte die Präsidententochter für das Foto. Die englische Abkürzung LGBTQI+ steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans-Menschen, queere sowie intergeschlechtliche Menschen, weitere Identitäten und Geschlechter. «Ich bin so stolz auf deinen Mut und deinen Weg. Danke, Brenda», kommentierte die kamerunische Anwältin Alice Nkom, die sich für die Rechte homosexueller Menschen in Kamerun einsetzt.

«Ich freue mich so sehr für Brenda Biya und finde es toll, dass sie sich ermächtigt fühlte, dies mit der Welt zu teilen», sagte Bandy Kiki, eine kamerunische LGBT-Aktivistin, die in Grossbritannien lebt, der Deutschen Presse-Agentur. Auch die Transfrau Shakiro, die in Belgien Asyl fand, nachdem sie sechs Monate in Kamerun im Gefängnis sass und nach ihrer Freilassung von einem Mob verprügelt wurde, lobte Biyas Mut und Stärke.

Kritiker sagen, vor dem Gesetz seien nicht alle gleich

Konservative Stimmen in dem vorwiegend christlichen Land übten erwartbare Kritik. Auch unter Biyas Instagram-Beiträgen sammelten sich homophobe Kommentare. «Homosexualität ist gegen die Natur, und alles, was gegen die Natur ist, ist gegen Gott», sagte der Vorsitzende der kamerunischen Bischofskonferenz, Erzbischof Andrew Nkea Fuanya, der dpa. «Wir können nur für sie beten», fügte er hinzu.

Biyas Foto trat zudem eine Debatte über Doppelstandards los. Mehr als 20 Menschen seien derzeit wegen homosexueller Praktiken in Kamerun im Gefängnis, schrieb Journalist Boris Bertolt. «Entweder Brenda Biya wird verhaftet oder man lässt alle frei.» Aktivistin Kiki sagte der dpa: «Niemand sollte dafür bestraft werden, wer er ist, unabhängig von seiner sozialen Klasse und seinem Status.»

Medien des Küstenstaats mit rund 29 Millionen Einwohnern, in dem die Pressefreiheit stark eingeschränkt ist, schwiegen weitgehend. Auch Paul Biya reagierte in den Tagen nach dem Post nicht auf das Foto seiner Tochter. Der seit 1982 amtierende Präsident gilt trotz Wahlen, die von Beobachtern als unfrei und gefälscht eingestuft werden, faktisch als Diktator. Regelmässige Aufenthalte in der Schweiz und die Luxusleben seiner Frau und drei Kinder werden mit jahrelangen Korruptionsvorwürfen gegen die Biyas in Verbindung gebracht. (cst/sda/dpa)

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18 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Haarspalter
06.07.2024 17:16registriert Oktober 2020
Schön, dass wenigstens die milliardenschwere Diktatorentochter in der fernen Schweiz so leben darf, wie es ihr gefällt.

Die restlichen 29 Millionen zuhause werden derweil von Papi an der kurzen Leine gehalten und nicht gefeiert.
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Dominik Egloff
06.07.2024 14:00registriert November 2015
Immer wieder stösst man auf die Aussage, dass Homosexualität gegen die Natur sei. In Anbetracht davon, dass Homosexualität nicht nur bei Menschen, sondern auch bei Säugetieren in Erscheinung tritt ist dies nichts anderes als eine glatte Lüge damit Menschen diskriminiert werden können. Richtig ist, Homosexualität ist bei Menschen und Tieren eine völlig normale und natürliche Variante der Evolution.
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Aschenmadlen
06.07.2024 17:33registriert Juli 2017
Sie kann das ja, als Präsidententochter. Ihre Brille kostet das Jahresgehalt eines Kameruners, dafür muss sie sich nicht schämen. Ihr Vater wars, der Geld und Freiheit gestohlen hat.
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