Am dritten Jahrestag der verheerenden Explosion im Hafen der libanesischen Hauptstadt Beirut haben am späten Freitagnachmittag hunderte Menschen am Unglücksort demonstriert. Die Demonstrierenden marschierten von der nahe gelegenen Feuerwehrstelle in Richtung Hafen. Dort hielten Aktivisten und Hinterbliebene Reden. Sie forderten eine vollständige Aufklärung der Ursachen. «Wir werden nicht vergeben und wir werden nicht vergessen», rief Paul Najjar, der seine dreijährige Tochter bei dem Unglück verloren hatte. «Wir wollen eine internationale Untersuchung», war auf den Schildern der Demonstranten zu lesen.
Beirut August 04
— Jessica G. Obeid (@Jessica_Obeid) August 4, 2023
18:07pm pic.twitter.com/GMqFHlvQNW
Mehr als 200 Menschen waren getötet und rund 6000 verletzt worden bei der Explosion am 4. August 2020 – ausgelöst durch grosse Mengen der hochexplosiven Chemikalie Ammoniumnitrat, die über Jahre ohne Sicherheitsvorkehrungen gelagert wurden. Grosse Teile des Hafens und der anliegenden Wohngebiete wurden zerstört.
Bis heute haben die libanesischen Behörden keine klare Erklärung abgegeben, wie das Ammoniumnitrat in den Hafen gelangte oder wer die Substanz ins Land gebracht hat. Die Ermittlungen laufen auch drei Jahre später nur schleppend. Seit im Januar alle Verdächtigen freigelassen wurden, liegen die Ermittlungen so gut wie auf Eis. Hinterbliebene der Opfer und Aktivisten fordern seit langem eine internationale Untersuchung.
Thousands out on the streets of Beirut today to commemorate the victims of the explosion and demand justice. Both a day of intense sadness and anger.
— Rosabel Crean (@CreanRosabel) August 4, 2023
Pic shows members of Beirut Fire Brigade who died on duty - they were sent to extinguish the fire at the port. #٤اب #Lebanon pic.twitter.com/3mrj2GBCQQ
Auch wenn bereits verschiedene Beamte und Minister angeklagt wurden, kam bis heute niemand vor Gericht. Mehrere hochrangige Politiker sehen ihre Karriere durch die Ermittlungen bedroht. Viele Libanesen geben der politischen Führung die Schuld an der Katastrophe und werfen ihr auch vor, Einfluss auf die Entscheidungen der Justiz zu nehmen. (sda/dpa)