Keiner rast und keiner regt sich auf. Tempo 100 auf der Autobahn, um die Stickstoffbelastung einzudämmen? Na, wenn schon. In Zeiten der Coronakrise haben die Niederländer offenkundig andere Sorgen.
Rund 4000 Verbotsschilder mit der Zahl 100 in einem roten Kreis sind in den vergangenen Tagen entlang der Autobahnen des Landes aufgestellt – oder von Abdeckungen befreit – worden, ohne dass es Meldungen über grössere Zwischenfälle oder Verstösse gegen das neue Tempolimit gab.
Von Montagmorgen, 16. März, an gilt es nun landesweit, jeweils tagsüber zwischen 06.00 und 19.00 Uhr. Nach der Grenze auf die Bremse, heisst es dann unwiderruflich auch für alle, die von Deutschland aus mit dem Auto ins Nachbarland fahren. Sonst kann es teuer werden.
Wer zwischen Arnheim und Amsterdam oder Maastricht und Alkmaar zu stark auf die Tube drückt, muss mit Geldbussen rechnen. 20 Stundenkilometer über dem Autobahn-Limit können laut ADAC im Nordsee-Königreich 174 Euro kosten. Ab 50 km/h mehr werden hohe einkommensabhängige Strafzahlungen fällig.
Zwar soll es, wie die Behörden versicherten, keine zusätzlichen Geschwindigkeitskontrollen geben. Doch das Netz der fest installierten Blitzer ist in den Niederlanden durchaus engmaschig. Und parallel zur Aufstellung der Schilder passe man natürlich die Radargeräte an das neue Limit an, mahnte Egbert-Jan Hasselt, der zuständige Abteilungsleiter bei der niederländischen Verkehrspolizei.
Unbegrenztes Rasen wie auf weiten Teilen des deutschen Autobahnnetzes war in den Niederlanden auch früher schon tabu. Allgemein galten Tempolimits von 120 sowie – auf heute etwa der Hälfte der Gesamtstrecke – 130. Erlaubt sind diese Höchstgeschwindigkeiten von nun an allein zwischen 19.00 Uhr am Abend und 06.00 Uhr am Morgen.
Grund für die Tempo-Beschränkung auf tagsüber 100 km/h sind hohe Emissionen von Stickoxiden, die gemessen an der Fläche des Landes EU-Grenzwerte erheblich übersteigen.
Zu den Ursachen gehört Experten zufolge, dass die Niederlande als eine der am dichtesten besiedelten Regionen Europas nur über wenig natürliche Ausgleichsflächen oder grössere Naturschutzgebiete verfügen, in denen Stickoxid abgebaut wird. Das höchste Beratungsgremium der Regierung und zugleich oberste Gericht für Verwaltungsrecht der Niederlande, der Raad van State, hatte angesichts dessen 2019 grosse Bauvorhaben gestoppt.
Zugleich wurde die Regierung von Ministerpräsident Mark Rutte vor die Wahl gestellt, wirksamere Massnahmen zur Verminderung von Stickoxid zu ergreifen oder diese Projekte zu streichen – darunter Tausende von Wohnungen. Auch beim Bauen wird, etwa durch den Erdaushub, Stickstoff freigesetzt. Da bleibe nichts weiter übrig, als Tempo 100 zu verordnen, erklärte Rutte: «Niemand findet das schön, aber es geht hier echt um höhere Interessen.»
Der Tempo-100-Beschluss der Regierung in Den Haag im vergangenen November sorgte auch in Deutschland für Schlagzeilen und verlieh den Debatten über eine generelle Geschwindigkeitsbegrenzung auf den Autobahnen neuen Auftrieb.
Wenngleich es hier nicht um Tempo 100, sondern meist «nur» um 130 geht. Ein erneuter Vorstoss scheiterte im Februar im deutschen Bundesrat.
Umweltverbände reagierten enttäuscht. Dauerhaft vom Tisch ist das Thema damit sicherlich nicht, auch wenn bis auf weiteres die Coronakrise die Tempo-Debatten in den Hintergrund drängen dürfte. Immerhin hat mittlerweile selbst der Autofahrerclub ADAC sein jahrzehntelanges striktes Nein aufgegeben.
(dsc/sda/dpa)
Scherz beiseite, Holland fehlt überhaupt erst mal Wald. Und die paar Bäume, welche dort stehen, kämpfen eher mit dem Wind, als dass sie Luft reinigen könnten. Und nicht zu vergessen ist auch, dass sie dort riesige Seehäfen betreiben, welche sehr stark mit Ozeanriesen und auch entsprechend vielen LKWs frequentiert sind. Also, alles auf den Auto-Verkehr zu schieben ist etwas zu kurz gedacht.
Wir werden sehen, was es bringen wird.