Seit Ende der 1990er-Jahre sind rund 28'000 Nordkoreaner nach Südkorea geflohen. Soweit bekannt, wollte bislang nur einer zurück: Die New York Times hat Kim Ryen-hi getroffen.
She fled North Korea for South Korea 4 years ago. She's been trying to go back ever since. http://t.co/lBPEoKrwCk pic.twitter.com/DDglLP8hpT
— The New York Times (@nytimes) 17. August 2015
Die 45-Jährige Schneiderin aus Pjöngjang reiste 2011 nach China, um Verwandte zu besuchen und sich an der Leber behandeln zu lassen. Um die Arztkosten zu bezahlen, liess sie sich von einem Schleuser überreden, nach Südkorea zu gehen. Dort könne sie in kurzer Zeit viel Geld verdienen und dann nach China zurückkommen.
Kim sagte zu. Noch bevor sie im Süden ankam, merkte sie, dass sie einen Fehler beging. Tun konnte sie nichts mehr, weil ihr die Schleuser den Pass abgenommen hatten. Sie hatte Angst, ohne Pass in den Norden deportiert und dort als Verräterin angeklagt zu werden.
Auf der Druchreise in Thailand unterschrieb sie ein Dokument, in dem sie sich zur Überläuferin erklärte – eine Bedingung der Regierung in Seoul, bevor sie Flüchtlinge aus dem Norden aufnimmt. Gleich nach ihrer Ankunft in Südkorea begann sie sich zu erkundigen, wie sie wieder zurück in den Norden reisen könne. Wie sich herausstellte, ist dies in der Gesetzgebung des Südens nicht vorgesehen.
In ihrer Verzweiflung kontaktierte Kim ein nordkoreanisches Konsulat in China und erklärte sich einverstanden, als Spionin zu arbeiten. Sie begann, Telefonnummern und Adressen von anderen Überläufern zu sammeln und an den Norden zu übermitteln. Ein tragischer Fehler, wie sie inzwischen einräumt: «Ich dachte, eine Spionin würden sie sicher in den Norden deportieren», so Kim. Sie zeigte sich sogar selbst an.
Doch der Süden deportiert keine Spione. Er sperrt sie ein. Kim wurde zu zwei Jahren Haft verurteilt. Nach neun Monaten wurde sie vorzeitig entlassen. Das Gericht anerkannte, dass die 45-Jährige keine gewöhnliche Spionin ist und sie aus Angst um ihre Angehörigen auf das Angebot Nordkoreas eingegangen war.
Kim bezeichnet sich als glühende Anhängerin Nordkoreas und erachtet Staatsgründer Kim Il-sung als ihren «leiblichen Vater». «Freiheit, materielle Dinge und andere Reize sind mir nicht so wichtig wie mein Zuhause und meine Familie», sagte Kim an einer Pressekonferenz Anfang August.
Ihre einzige Hoffnung auf Rückkehr wäre ein Deal zwischen den beiden Regierungen. «Ich hätte nie gedacht, dass mein schlechtes Urteilsvermögen mich solch eine Lage bringen würde», so Kim. Immerhin, sie sieht sich um eine wertvolle Erkenntis reicher; «Ich habe gelernt, wie ignorant ich und andere Leute in Nordkorea über den Süden sind, genauso wie die Südkoreaner Nordkorea nicht verstehen.» (kri)
Oder doch alles nur inszeniert, um den Nicht-Nord-Koreanern weisszumachen, dass in Nordkorea alles gar nicht so schlimm ist?