Die einflussreiche Schwester des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Un hat im Namen Nordkoreas mit wütenden Verbalattacken auf die Kritik der südkoreanischen Regierung an seinen jüngsten Waffentests reagiert.
In ihrer ersten offiziellen Erklärung, die ausserhalb des abgeschotteten Landes bekannt wurde, warf Kim Yo Jong am Dienstagabend dem südkoreanischen Präsidialamt Heuchelei und «schwachsinniges Denken» vor.
«Das ist wirklich der Höhepunkt der Verrücktheit, dass diejenigen, die scharf sind auf Kriegsübungen, ihre Nase auf die Militärübungen anderer richten», wurde die jüngere Schwester von Kim Jong Un von den staatlichen Medien zitiert.
Nordkorea hatte am Montag nach längerer Pause seine Raketentests wieder aufgenommen. Nach Einschätzung des südkoreanischen Militärs wurden dabei an der Ostküste zwei ballistische Raketen von kurzer Reichweite in Richtung offenes Meer abgefeuert.
Uno-Resolutionen verbieten der selbst erklärten Atommacht Nordkorea die Erprobung solcher Raketen, die je nach Bauart auch Nuklearsprengköpfe tragen können. Südkorea hatte sein Bedauern geäussert und Nordkorea aufgerufen, Aktionen zu unterlassen, die die Spannungen auf der koreanischen erhöhen.
Nordkorea sprach von Schiessübungen für die Fernkampfartillerie. Die Übung habe nicht das Ziel gehabt, irgendjemanden zu bedrohen, erklärte Kims Schwester, die den Posten einer stellvertretenden Abteilungsleiterin des Zentralkomitees der Arbeiterpartei innehat. Es sei aber nur gut, dass die Kritik nicht direkt vom Präsidenten geäussert worden sei.
Kim Yo Jong hatte Südkoreas Staatschef Moon Jae In bereits mehrfach im Zuge der Annäherungsbemühungen zwischen beiden Ländern getroffen. Angesichts der stockenden Nuklearverhandlungen zwischen Nordkorea und den USA herrscht jedoch derzeit zwischen Pjöngjang und Seoul wieder Funkstille. (sda/dpa)