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Cholera-Verdacht: Kreuzfahrtschiff darf doch in Mauritius anlegen

The cruise ship Norwegian Dawn anchored off Belize City, Belize
Das Kreuzfahrtschiff «Norwegian Dawn» (Archivbild) durfte zunächst nicht anlegen.Bild: http://www.imago-images.de/

Doch keine Cholera: Kreuzfahrtschiff darf nach Verdacht in Mauritius anlegen

Vor der ostafrikanischen Insel Mauritius sassen mehr als 3000 Menschen – gut 2000 Passagiere und 1000 Besatzungsmitglieder – wegen des Verdachts auf einen möglichen Cholera-Ausbruch an Bord eines Kreuzfahrtschiffs fest. Am Montag kam die Entwarnung.
26.02.2024, 16:28
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Was ist los?

Die einen kamen nicht an Bord, die anderen konnten nur vom Wasser aus auf den Hafen von Port Louis auf Mauritius im Indischen Ozean blicken: Seit Sonntag sassen gut 2000 Passagiere und 1000 Besatzungsmitglieder wegen des Verdachts auf einen Cholera-Ausbruch an Bord des Kreuzfahrtschiffs «Norwegian Dawn» fest.

Nach Angaben des Hafenmeisters von Port Louis liegt das Schiff zwei Meilen vor dem Hafen vor Anker. Näher an die ostafrikanische Insel durfte das Schiff erst einmal nicht.

Am Montagnachmittag schien ein Ende des Zwischenstopps in Sicht. Nach einem Treffen der Behörden des Inselstaates hiess es, die «Norwegian Dawn» dürfe anlegen. Am Dienstagmorgen um 6.00 Uhr Ortszeit sollen nun die ersten Passagiere von Bord gehen dürfen. Der Cholera-Verdacht bestätigte sich indes nicht. Die Proben, die am Sonntag bei etwa 15 Menschen an Bord entnommen wurden, haben laut den Behörden keine Anzeichen auf Cholera enthalten.

Mauritius - Le Morne Brabant
Die ostafrikanische Insel Mauritius.Bild: getty

Was war passiert zuvor?

Vorausgegangen war eine unfreiwillige Verzögerung der Kreuzfahrt von Südafrika über Madagaskar und La Réunion nach Mauritius. Nach einer Reihe von Magen-Darm-Erkrankungen an Bord verweigerten die Behörden in Mauritius dem Schiff das für Sonntag geplante Anlegen im Hafen der Hauptstadt Port Louis. Zuvor hatte bereits die französische Insel La Réunion das Schiff abgewiesen.

Der Zwangsstopp kurz vor dem Ziel verzögerte für einen Grossteil der 2184 Passagiere geplante Heimreise. Die ursprünglich 2279 neuen Reisenden, die in Port Louis an Bord gehen sollten, wurden nach Mitteilung der US-Reederei Norwegian Cruise Line erst einmal in Hotels untergebracht. Nach Angaben aus Behördenkreisen sollen mindestens 14 Passagiere sowie ein Besatzungsmitglied an Durchfall und Erbrechen leiden.

Wie reagieren die Passagiere?

Für die Passagiere, die nicht unter Krankheitssymptomen leiden, ist eine unfreiwillige Ruhepause angesagt. «Joggen, essen, entspannen», erfuhr ein dpa-Reporter am Montag zu den aktuellen Beschäftigungen an Bord.

Passagiere des Kreuzfahrtschiffs reagierten unterschiedlich auf die Situation. «Es ist alles normal, und wir haben Spass», sagte ein mauritischer Gast der dpa, kritisierte aber mangelnde Kommunikation an Bord und seitens des Reiseveranstalters.

Ein Ehepaar von der Insel La Réunion, das in Kapstadt an Bord gegangen war, bemängelte ebenfalls die Kommunikation. «Kaum hatten wir Kapstadt verlassen, mussten sie wissen, dass es ein Problem gab. Das Buffet war verschwunden. Man bediente uns mit Handschuhen. Es gab Gerüchte über Gastroenteritis», erzählte der Ehemann der dpa.

Er fuhr fort: «Wir wollten am Samstag in La Réunion aussteigen. Am Morgen sagte man uns, dass das Schiff stattdessen nach Mauritius fahren würde. Wir waren ein wenig besorgt. Schliesslich dachten wir, dass wir in Mauritius aussteigen und nach La Réunion zurückfliegen würden. Da erfuhren wir plötzlich, dass die Gesundheitsbehörden an Bord kommen würden. Erst sehr spät erwähnten sie den Verdacht auf einen Cholera-Ausbruch.»

Auch eine niederländische Familie äussert sich gegenüber der niederländischen Tageszeitung Algemeen Dagblad frustriert:

«Flüge werden verpasst, die Leute haben Geld von in Mauritius gebuchten Hotels verloren. Die Gäste sind wütend, rebellisch, traurig. Das sind natürlich Luxusprobleme. Aber was mich stört, ist, dass so vieles unklar ist. Können wir nach Hause gehen? Wann denn? Wie denn? Woher bekommen wir Tickets?»

Was ist Cholera?

Cholera wird durch ein Bakterium ausgelöst, das im Darm ein Gift bildet. Verbreitet wird es vor allem durch verunreinigtes Trinkwasser sowie verunreinigte Lebensmittel. Viele Infektionen verlaufen symptomlos, jedoch kann in schweren Fällen der starke Flüssigkeits- und Salzverlust binnen Stunden zu Kreislaufkollaps, Muskelkrämpfen bis hin zu Schock und Tod führen.

Das südliche Afrika erlebt seit Monaten einen der schlimmsten Cholera-Ausbrüche seit Jahren. In den 13 betroffenen Ländern wurden bis Mitte Januar etwa 200'000 Krankheitsfälle und mehr als 3000 Todesfälle gemeldet. Mauritius war in höchster Alarmbereitschaft, da auf den Komoren Fälle aufgetreten waren. (dab/saw/sda/dpa)

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18 Kommentare
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Opossum2
26.02.2024 09:57registriert Januar 2022
Als Kapitän würde ich "Wir lagen vor Madagaskar und hatten die Pest an Bord" in Dauerschleife abspielen lassen und dafür sorgen, dass auf dem Inhouse-Fernsehkanal "Liebe in Zeiten der Cholera" läuft. Dann müsste sich auch keiner beklagen, nicht ausreichend informiert zu sein.
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