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Joachim Gauck zu Gast bei «Markus Lanz» – die treffendsten Zitate

Von 2012 bis 2017 war Joachim Gauck der elfte und erste parteilose Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland. Nun war er zu Gast bei «Markus Lanz».
Von 2012 bis 2017 war Joachim Gauck der elfte und erste parteilose Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland. Nun war er zu Gast bei «Markus Lanz».screenshot: zdf.de
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Der frühere deutsche Bundespräsident überrascht mit deutlicher Ansage: «Würde es tun»

In der Polit-Talksendung «Markus Lanz» fand der ehemalige deutsche Bundespräsident und Theologe Joachim Gauck deutliche Worte. Auch auf die Frage, ob er zum Gewehr greifen würde.
14.07.2022, 09:1415.07.2022, 11:26
Alexandra Karg / watson.de
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In einem Einzelgespräch war am Mittwochabend Joachim Gauck zu Gast in der ZDF-Sendung «Markus Lanz» (siehe Quellen am Ende des Artikels).

Neben einigen thematischen Abschweifungen fand der deutsche Bundespräsident a.D. in anderen Momenten besonders klare und treffende Worte.

«Der Verzicht auf Waffenlieferungen ist im Prinzip eine Begünstigung des Aggressors.»
Joachim Gauck

Unter anderem äusserte Gauck explizit Kritik ab gesellschaftlichem Pazifismus und kritisierte die Ampel-Regierung für ihr zögerliches Handeln. Die Unterstützung Deutschlands für die Ukraine müsse stärker sein, ebenso die Waffen, die geliefert werden.

Markus Lanz: «Würden Sie schiessen?»

Markus Lanz befragte seinen Gast zum Ukraine-Krieg und zu Wladimir Putin. Dieser äusserte sich auch grundsätzlich zu der Bedrohung westlicher Werte durch Alleinherrscher.
Markus Lanz befragte seinen Gast zum Ukraine-Krieg und zu Wladimir Putin. Dieser äusserte sich auch grundsätzlich zu der Bedrohung westlicher Werte durch Alleinherrscher.screenshot: zdf.de
«Wir brauchen in dieser Welt nicht die Kapitulation vor den Gewissenlosen.»
Joachim Gauck

In seiner Karriere als Bundespräsident hatte Joachim Gauck nicht nur einmal die Gelegenheit, Wladimir Putin persönlich zu treffen. Mit Kritik an der politischen Führung hatte sich Gauck auch bei diesen Treffen nie zurückgehalten.

Einige Video-Einspieler bei «Markus Lanz» zeigten: Frühere Reden Gaucks klingen heute wie düstere Prophezeiungen auf den Ukraine-Krieg.

Gauck habe nach eigener Aussage immer ein recht klares Bild von Putin gehabt. Dennoch habe er bis vor Kurzem gedacht: «So dumm wird er ja nicht sein.»

Im Gespräch über die neue Bereitschaft der Deutschen zur Landesverteidigung fragte Markus Lanz seinen Gast, ob auch er selbst im Fall eines Krieges zur Waffe greifen würde. Gauck, der lange als Pfarrer tätig war, antwortete ohne zu Zögern:

«Ich würde mir wünschen, es nicht tun zu müssen, aber in einem solchen Fall würde ich es tun, ja.»
Joachim Gauck

Der pazifistische Ansatz, so der 82-Jährige, sei ehrenvoll im persönlichen Leben, generell jedoch führe er nicht zum Guten. Stattdessen würde er «die Dominanz der Bösen, der Verbrecher und der Unmenschlichen zementieren».

«Wenn die Gewissenhaften sagen, ‹nein, ich mache mir die Finger nicht schmutzig›, dann verraten sie die Wertebasis, die ihnen aber eigentlich das Leben doch so ermöglicht hat, wie sie es gerade leben.»
Joachim Gauck

Begründete Kritik an Merkel

Auch Angela Merkel hätte früh bemerkt, dass Wladimir Putin nicht immer die Wahrheit über seine politischen Ziele gesagt hatte. «Bei Merkel ist es so, dass sie genau wusste, dass er log», offenbarte Gauck.

Dennoch sei die ehemalige Bundeskanzlerin dem Gebot der Demokratie gefolgt, mit jedem zu reden. Merkel habe als Regierungschefin mehr die Dinge im Auge haben müssen, die trotzdem gehen.

Aus Sicht Gaucks ist das nur teilweise verständlich. «Das kann man zum Teil nachvollziehen, aber irgendwo ist die Grenze», so der 82-Jährige. So hätte man auch einsehen müssen, dass Nordstream 2 keinesfalls nur ein privatwirtschaftliches Unternehmen gewesen sei.

Zu DDR-Zeiten war Joachim Gauck evangelisch-lutherischer Pastor und Kirchenfunktionär.
Zu DDR-Zeiten war Joachim Gauck evangelisch-lutherischer Pastor und Kirchenfunktionär.screenshot: zdf.de
«Als Gesellschaft müssen wir wieder neu lernen, dass die Freiheit verteidigt werden muss.»
Joachim Gauck

Mehr Unterstützung und stärkere Waffen für die Ukraine

Grundsätzlich müsse auch das Handeln der Ampel-Regierung stärker die Sicht auf die Opfer in der Entwicklung des Angriffskrieges Russlands auf die Ukraine bestimmen.

«Ich glaube, dass wir die Ukraine stärker unterstützen müssen, als wir es jetzt tun», war Joachim Gauck sich sicher. Der frühere Bundespräsident forderte dazu auf, «schneller und intensiver» zu handeln – «auch mit Waffen, die denen wirklich helfen», so Gauck.

Das geringe Mass unserer aktiven Hilfe müsse stärker von dem eben erwähnten Perspektivwechsel geprägt sein. Joachim Gauck war sich sicher:

«Da muss noch was geschehen.»
Joachim Gauck

Quellen

(dsc/watson.de)

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125 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Daniel Pünter
14.07.2022 09:36registriert April 2021
Es war eine Wohltat, Herrn Gauck zuzuhören, vor allem im Vergleich zu Precht am Dienstag.
22019
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guby
14.07.2022 09:52registriert August 2015
Ich würde unter diesen Umständen wohl auch zur Waffe greifen. Auf jeden Fall wenn es darum geht die Demokratie zu verteidigen.
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JBV
14.07.2022 09:39registriert September 2021
George Orwell sagte einmal
„Da Pazifisten mehr Handlungsfreiheit in Ländern haben, in denen Ansätze der Demokratie bestehen, können Pazifisten effektiver gegen die Demokratie wirken als für sie. Objektiv betrachtet ist der Pazifist pro-nazistisch.“

Völlige Gewaltlosigkeit ist absolut wünschenswert. In der Realität wird es allerdings immer Gewalt geben. Wer auf jegliche Gewalt mit Gewaltlosigkeit reagiert begünstigt den Gewaltausübenden und schwächt oder verliert die Grundlagen seiner eigenen Werte und Lebensweise.
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