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Putin kritisiert «aggressive» USA – Ukraine bekräftigt Nato-Ziel

Putin kritisiert «aggressive» USA – Nato sieht «immer mehr» russische Truppen

21.12.2021, 14:2721.12.2021, 15:33
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Russian President Vladimir Putin addresses an extended meeting of the Russian Defense Ministry Board at the National Defense Control Center in Moscow, Russia, Tuesday, Dec. 21, 2021. The Russian presi ...
Bezichtigt USA, agressiv vorzugehen: WLadimir Putin.Bild: keystone

Russlands Präsident Wladimir Putin hat den USA im Zuge des Konflikts um die Ukraine ein «aggressives» Vorgehen vorgeworfen und mit Konsequenzen gedroht.

«Im Fall einer Fortsetzung der ziemlich aggressiven Linie unserer westlichen Kollegen werden wir mit adäquaten militärisch-technischen Massnahmen antworten, werden auf die unfreundlichen Schritte hart reagieren», sagte Putin am Dienstag bei einer Sitzung des Verteidigungsministeriums in Moskau.

Dabei warb er erneut für seine Initiative bei der Nato und den USA, Russland mit juristisch verbindlichen Sicherheitsgarantien auszustatten. Konkret fordert Putin etwa einen Verzicht der Nato auf eine weitere Osterweiterung, darunter die Aufnahme der Ukraine als Mitglied. Er machte erneut deutlich, dass sich Russland durch das Voranschreiten der Nato in seiner Sicherheit bedroht sieht. Dies sei aber «kein Ultimatum», sondern ein Gesprächsangebot, betonte Putin.

Dagegen bekräftigte in der Ukraine Präsident Wolodymyr Selenskyj angesichts der Spannungen mit Russland die Forderung nach einem raschen Nato-Beitritt. «Wir wollen eine sehr klare zeitliche Perspektive von der Nato. Eine sehr konkrete. Und wir wollen diese 2022 erhalten», sagte er bei einer Rede vor allen ukrainischen Botschaftern am Dienstag. Ebenso solle in den nächsten Jahren eine EU-Mitgliedschaft erreicht werden. Beides ist seit 2019 in der ukrainischen Verfassung als Ziel verankert.

Moskaus Verteidigungsminister Sergej Schoigu kritisierte bei der Sitzung mit Putin eine wachsende Militarisierung der Ukraine und eine Zunahme an Manövern an den Grenzen Russlands. Aussenminister Sergej Lawrow äusserte sich bei einer Pressekonferenz und warnte die USA und den Westen insgesamt davor, «rote Linien» zu überschreiten. Die Nato dürfe sich nicht weiter den Grenzen Russlands annähern.

Putin warf den USA vor, die Verantwortung zu tragen für die aktuellen Spannungen in Europa. «Sie machen, was sie wollen», sagte der Kremlchef mit Blick auf die US-Aktivitäten in der Ukraine. «Das ist immerhin an der Schwelle unseres Hauses. Sie sollten verstehen, dass wir uns einfach nirgendwohin zurückziehen können.» Die USA und die Nato werfen hingegen ihrerseits Russland vor, Zehntausende Soldaten in der Nähe der Grenze zur Ukraine verlegt zu haben.

Nato sieht «immer mehr »russische Truppen in Nähe der Ukraine

epa09641571 NATO Secretary General Jens Stoltenberg attends a joint press conference with Azerbaijani President Aliyev ahead of a eastern partnership Council meeting at NATO headquarters in Brussels,  ...
StoltenbergBild: keystone

Nach Erkenntnissen der Nato setzt Russland seine Truppenbewegungen in Richtung der Ukraine unverändert fort.

«Wir sehen, dass sie nach und nach immer mehr Streitkräfte - Artillerie, Kampftruppen, Kampfpanzer - in die Nähe der ukrainischen Grenze bringen», sagte Generalsekretär Jens Stoltenberg am Dienstag am Rande eines Treffens mit dem rumänischen Ministerpräsidenten Nicolae Ciuca in Brüssel. Trotz internationaler Forderungen nach Transparenz und Deeskalation gehe der «grundlose und unerklärte» militärische Aufbau weiter.

Um die angespannte Lage zu besprechen, kündigte Stoltenberg an, Anfang des kommenden Jahres eine Sitzung des Nato-Russland-Rates einberufen zu wollen. Unklar blieb zunächst allerdings, ob Moskau überhaupt zu neuen Beratungen in dem Dialogformat bereit ist.

Die bislang letzten Gespräche im Nato-Russland-Rat gab es im Juli 2019. Seitdem scheiterten alle Versuche, einen Termin für ein Treffen festzulegen. Als ein Grund gilt, dass Russland in dem Format eigentlich nicht mehr über den Ukraine-Konflikt reden will, was wiederum vor allem östliche Nato-Staaten nicht als Bedingung für neue Gespräche akzeptieren wollen.

Nach Angaben aus westlichen Geheimdienstkreisen hatte Russland bereits Anfang Dezember in Gebieten unweit der Ukraine zwischen 75 000 und 100 000 Soldaten zusammengezogen. Die Entwicklungen wecken Erinnerungen an 2014. Damals hatte sich Russland nach dem Umsturz in der Ukraine die Halbinsel Krim einverleibt und mit der noch immer andauernden Unterstützung von Separatisten in der Ostukraine begonnen.

(sda/dpa)

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82 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Franz v.A.
21.12.2021 14:42registriert August 2019
* Putin hat den USA im Zuge des Konflikts um die Ukraine ein «aggressives» Vorgehen vorgeworfen *
Die Krim anektieren, und tausende von Soldaten und Panzer an der Grenze zur Ukraine aufstellen, ist somit nicht aggressiv?
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Repplyfire
21.12.2021 15:27registriert August 2015
Die Ukraine ist ein unabhängiges Land und darf frei entscheiden mit wem sie militärisch zusammenarbeitet. Zudem ist das NATO Bündnis defensiver Natur. Russland sollte sich eher mal fragen, warum wohl sämtliche (bis auf Belarus) ehemalige westlichen Sovjetrepubliken der NATO beitreten möchten oder getreten sind. Etwas selbstreflexion würde Putin gut bekommen.
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Unicron
21.12.2021 16:57registriert November 2016
"Moskaus Verteidigungsminister Sergej Schoigu kritisierte bei der Sitzung mit Putin eine wachsende Militarisierung der Ukraine und eine Zunahme an Manövern an den Grenzen Russlands."

Wachsende Militarisierung der Ukraine? Näääääääin, wie kann sowas bloss passieren, warum sollte die Ukraine denn so etwas tun?
So total ohne Provokation, ohne feindlichen Soldaten auf eigenem Boden oder annektierten Gebieten?
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