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Vietnam gewinnt – so war Putins «ESC»

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Duc Phuc aus Vietnam gewinnt die Veranstaltung nach ESC-Vorbild.Bild: keystone

Vietnam gewinnt – so war Putins «ESC»

Bei der russischen Gegenveranstaltung zum Eurovision Song Contest (ESC) hat Vietnam den Sieg errungen. Die Veranstaltung hatte viele Parallelen zu ihrem europäischen Vorbild.
21.09.2025, 05:4521.09.2025, 14:59

Unter Teilnehmern aus mehr als 20 Ländern setzte die internationale Jury des Musikwettbewerbs Intervision Duc Phuc mit seinem Titel «Phu Dong, der himmlische König» auf Platz eins. Platz zwei ging an Kirgisistan, Platz drei an Katar.

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Pompös wie beim ESC: Der Auftritt der kirgisischen Delegation.Bild: www.imago-images.de
epa12393826 Dana Al Meer of Qatar performs during the music contest Intervision in Moscow, Russia, 20 September 2025. The international music contest Intervision was revived by Russia after its suspen ...
Die katarische Sängerin Dana Al Meer holte den dritten Platz.Bild: keystone

Doch während beim ESC Politiker keine Rolle spielen, begann die vierstündige Fernsehshow in Moskau mit einer Videobotschaft von Präsident Wladimir Putin. Vor 11'000 Zuschauern in der Konzerthalle Live Arena stellte er den aus Sowjetzeiten wiederbelebten Wettbewerb Intervision politisch in den Rahmen einer Kultur, die nicht vom Westen beherrscht wird.

Putin: Es geht um traditionelle Werte

Für alle Länder gehe es um eine freie Entwicklung, um eine Bewahrung ihrer Identität, sagte der Kremlchef. «Gerade die Achtung vor traditionellen Werten, zur Vielfalt der Kulturen ist die grundlegende Idee des Wettbewerbs und inspiriert die Teilnehmer, künstlerische Höhen zu erreichen.»

Russian President Vladimir Putin addresses participants and spectators of the International Music Competition "Intervision" via video link at the Live Arena outside Moscow, Russia, Saturday, ...
Putin bei seiner Ansprache zu Beginn des Wettbewerbs.Bild: keystone

Unter den Teilnehmerländern waren frühere Sowjetrepubliken wie Belarus, Kasachstan oder Usbekistan, aber auch mit Russland befreundete Länder in der Staatengruppe Brics wie China, Indien, Brasilien und Südafrika. Für das weltweite Publikum an den Fernsehschirmen wurde auf Russisch, Chinesisch und Englisch moderiert.

Intervision sieht aus wie Eurovision

Am ESC hat sich Moskau wegen seines Angriffskrieges gegen die Ukraine schon viermal nicht beteiligen dürfen, und Intervision war ausdrücklich als Gegenveranstaltung angelegt. Dafür fiel das Spektakel erstaunlich ähnlich aus: Einspieler, Sofas für Musiker und Musikerinnen während der Wartezeit, Schalten zwischen Bühne und Interviews, technisch aufwendige digitale Bühnenbilder.

Nur eine Publikumsabstimmung gab es nicht. Was auch fehlte, waren die Verrücktheiten des ESC – doch das war gewollt, denn Moskau steht mit dem bunten und queer-freundlichen europäischen Wettbewerb auf Kriegsfuss. Man wolle, dass die «ursprüngliche Bestimmung des Menschen und seine Identität respektiert und in freien Kontakten zum Tragen kommen», sagte Aussenminister Sergej Lawrow. Vor der Veranstaltung hatte er gesagt, es werde «keine Perversionen und Verhöhnungen der menschlichen Natur» geben.

Dementsprechend brav fielen viele Beiträge aus, eine getragene Powerballade mit Ethno-Elementen reihte sich an die andere. Für die schnelleren Nummern sorgten beispielsweise Brasilien, Kolumbien und Vietnam. Tief empfunden war ein Liebesduett aus Madagaskar.

Russischer Sänger will nicht gewinnen

Russland schickte den ultranationalistischen Sänger Jaroslaw Dronow alias Shaman mit seinem Lied «Direkt ins Herz» ins Rennen. Bekannt ist der klare Befürworter der Invasion in die Ukraine und Putin-Anhänger vor allem durch das nationalistische Lied «Ja Russki» (deutsch: Ich bin Russe), das wenige Monate nach Kriegsbeginn veröffentlicht wurde. Diese Worte brüllte Shaman nach seinem Auftritt auch laut in die Mikros. Zugleich bat er die Jury, seinen Beitrag nicht zu werten, da er ja das Gastgeberland vertrete.

Russia's SHAMAN walks among spectators at the International Music Competition "Intervision" at the Live Arena outside Moscow, Russia, Sunday, Sept. 21, 2025. (AP Photo/Alexander Zemlian ...
Sang für Russland: Putin-Fan Jaroslaw Dronow alias «Shaman».Bild: keystone

USA treten doch nicht an

Unmittelbar vor dem Auftritt der aus Australien stammenden Sängerin Vassy (Vasiliki Karagiorgos), die für die USA angekündigt war, teilten die Moderatoren mit, dass sie doch nicht teilnehmen werde. Die Veranstalter begründeten dies mit einem angeblichen «beispiellosen politischen Druck der australischen Regierung». In der Jury waren die USA mit Rocksänger Joe Lynn Turner den Angaben nach dennoch weiterhin vertreten.

Die Sängerin war bereits eine Ersatzkandidatin. Der zuvor für die USA angekündigte Musiker B Howard (Brandon Howard) hatte am Mittwoch aus «unvorhergesehenen familiären Gründen» seine Teilnahme abgesagt.

Lawrow hatte vor dem Wettbewerb bereits auf eine Fortsetzung im kommenden Jahr gehofft. Vor Bekanntgabe des Sieger-Acts kündigten die Moderatoren bereits an: Im kommenden Jahr soll Intervision in Saudi-Arabien stattfinden. (sda/dpa)

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53 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Roelli
21.09.2025 07:01registriert November 2014
Nur eine Publikumsabstimmung gab es nicht.

Hätte mich auch gewundert bei der Teilnehmerliste.😉
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Enzasa
21.09.2025 08:12registriert August 2016
Ein glücklicher Tag für Putin. Eine Show nach seinen Wertvorstellungen, die „ganze“ Welt nahm Teil, er ist der bewunderte Präsident. Als Mann irgendwo in den Bergen, wäre es völlig egal welches Leben er sich vorspielt. Aber als Präsident missbraucht er sein Land, andere Länder, weite Bevölkerungsteile um seine „kranken“ Vorstellungen von seinem Dasein zu inszenieren. Noch schlimmer, es gibt Menschen überall auf der Welt die ihn unterstützen. Das macht mir Angst.
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Enzasa
21.09.2025 08:06registriert August 2016
Für die USA angekündigt? Die USA hat teilgenommen? Soll das ein Witz sein? Verstehe ich irgendwie nicht.
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