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Ukraine-Verbündete planen Tribunal zum russischen Angriffskrieg

German Foreign Minister Johann Wadephul and Ukraine's Foreign Minister Andrii Sybiha shake hands after sign an agreement to transfer to Ukraine a tranche of proceeds from frozen Russian assets du ...
Der neue deutsche Aussenminister Johann Wadephul (l.) begrüsst den ukrainischen Kollegen Andrii Sybiha, dazwischen EU-Chefdiplomatin Kaja Kallas.Bild: keystone

Ukraine-Verbündete planen Tribunal zum russischen Angriffskrieg

Eine Gruppe von mehr als 30 Aussenministern und Diplomaten aus Europa und Partnerländern hat den Startschuss für ein internationales Sondertribunal gegen das Putin-Regime gegeben.
09.05.2025, 13:3809.05.2025, 14:02
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Das Richtergremium soll im niederländischen Den Haag angesiedelt werden und Top-Vertreter der russischen Führung zur Verantwortung ziehen. Die Runde verabschiedete bei einem Sondertreffen der EU-Aussenminister im westukrainischen Lwiw eine entsprechende Erklärung, um das Tribunal auf den Weg zu bringen.

Die Entscheidung dürfte auch als Signal an den russischen Präsidenten Wladimir Putin gedacht sein, der am Freitag in Moskau mit einer Militärparade an den Sieg der Sowjetunion über Nazi-Deutschland im Jahr 1945 gedachte und dort erneut den Krieg gegen die Ukraine rechtfertigte.

Wadephul: Völkerrechtswidriger Krieg darf nicht folgenlos bleiben

Für Deutschland nahm der neue Aussenminister Johann Wadephul an den Beratungen teil. «Es darf nicht geschehen, dass dieser völkerrechtswidrige Krieg ohne Folgen bleibt», sagte er. «Diejenigen, die die Verantwortung dafür tragen, müssen auch von einem legitimierten Gericht zur Verantwortung gezogen werden.»

Es sei ein «gutes Zeichen, dass ein grosser Teil der freien Welt und derjenigen Länder, die die regelbasierte Ordnung tragen, sich jetzt auf den Weg macht, diese Institution zu schaffen».

Kallas: Kein Raum für Straflosigkeit

Die EU-Chefdiplomatin Kaja Kallas sagte, das Tribunal werde «sicherstellen, dass die Hauptverantwortlichen für die Aggression gegen die Ukraine zur Rechenschaft gezogen werden». Der russische Krieg sei im Informationszeitalter gut dokumentiert, «es gibt keinen Raum für Straflosigkeit».

Der per Video zugeschaltete ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte:

«Russland muss für seine Aggression wie die Nazis damals zur Rechenschaft gezogen werden.»

USA unter Trump aus Unterstützerkreis ausgestiegen

Wadephul sagte, bei einem ersten Gespräch mit seinem US-Amtskollegen Marco Rubio am Abend werde er dafür werben, dass die USA in den Kreis der Unterstützer des Tribunals zurückkehren sollten. Nach der Amtsübernahme von US-Präsident Donald Trump hatten sich die USA aus dem Unterstützerkreis zurückgezogen.

Zu den Staaten, die sich für das Gremium einsetzen, gehören neben EU-Staaten auch Australien, Norwegen, Liechtenstein, Grossbritannien Costa Rica und Guatemala.

Wie gehts weiter?

Die Staatengruppe will den Europarat nun rasch formal um einen Vertrag zur Einrichtung des Tribunals bitten. Es soll seinen Sitz im niederländischen Den Haag haben, wo schon mehrere internationale juristische Organisationen angesiedelt sind. Urteile sollen auch in Abwesenheit der Angeklagten möglich sein – nachdem in absehbarer Zeit nicht zu erwarten ist, dass etwa Putin persönlich vor Gericht gestellt werden kann.

Das Tribunal soll 15 für je neun Jahre gewählte Richterinnen und Richter haben. EU-Schätzungen gehen von Gesamtkosten in Höhe von einer Milliarde Euro aus.

(sda/dpa)

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34 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Beat_
09.05.2025 13:57registriert Dezember 2018
An den CH Bundesrat: beteiligt Euch daran. Denn Verbrecher sind nicht durch irgendeine "Neutralität" geschützt.
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läck bobby
09.05.2025 14:04registriert September 2018
Bin gespannt, wie sich die russischen Verbrecher dazu äussern werden. Vermutlich drohen sie wieder und beschuldigen den Westen mit irgendwelchen verdrehten Lügengeschichten...und unser Bundesrat wird natürlich wieder nichts Konkretes dazu sagen. Könnte ja sein, dass man in Zukunft für die eigene Lobby noch mehr Geld rausholen kann, da wäre es schlecht, diese Verbrecher auch als solche zu benennen.
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desarts
09.05.2025 13:46registriert August 2022
👏👏👏
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