Russland baut im Eiltempo Strassenbrücke nach Nordkorea – das steckt dahinter
Seit 2023 haben Russland und Nordkorea ihre enge Zusammenarbeit durch eine Reihe von Gipfeltreffen intensiviert. Im Juni 2024 unterzeichneten Russlands Präsident Wladimir Putin und Nordkoreas Diktator Kim Jong-un schliesslich einen neuen «Vertrag über eine umfassende strategische Partnerschaft», welcher die bilateralen Beziehungen stärkte sowie eine militärische Beistandspflicht beinhaltete.
Ebenfalls Teil der neuen strategischen Partnerschaft ist auch der Bau einer ersten Strassenbrücke über den Grenzfluss Tumen, der die beiden Staaten verbinden soll. Bislang gibt es lediglich eine rostige Bahnbrücke aus Sowjetzeiten zwischen Russland und Nordkorea.
Die Bauarbeiten für die neue Strassenbrücke begannen im April dieses Jahres. Ein aktueller Report des US-Thinktanks «Center for Strategic and International Studies» (CSIS) beschreibt nun detailliert die Fortschritte der vergangenen sechs Monate, wie das US-Nachrichtenmagazin Newsweek berichtet.
Auf Satellitenbildern ist zu sehen, wie der Bau auf russischer Seite inzwischen etwa 110 Meter in den Fluss ragt. Die Tragpfeiler, die konzipiert wurden, um die Brückenpfeiler zu stützen – Strukturen, die das Gewicht des Brückendecks auf das Fundament übertragen – wurden bereits fertiggestellt.
Auf nordkoreanischer Seite reicht die Baustelle fast 150 Meter in den Fluss. Laut CSIS wurden sechs Brückenpfeiler an Land errichtet und Fundamente für zwei weitere Tragpfeiler ausgehoben. Die Arbeiten an der Rampe und dem Widerlager, das das Brückendeck mit der Strasse verbindet, seien ebenfalls weit fortgeschritten.
Die neue Strassenbrücke zwischen den beiden Diktaturen soll laut russischen Staatsmedien nach Fertigstellung (inklusive Zufahrtsstrassen) fast fünf Kilometer lang sein. Nicht nur an der Brücke wird fleissig gebaut: Auf nordkoreanischer Seite entsteht gemäss CSIS ein rund fünf Quadratkilometer grosser Grenzkomplex, mit Lagerhaus, Zollgebäude, Fahrzeugwerkstatt, verschiedenen Nebengebäuden und Parkplatz, der für Lkw-Übergaben vorgesehen sein soll. Denn die Fahrer müssen an der Grenze ausgetauscht werden, da sie das jeweils andere Land nicht befahren dürfen.
«Das Tempo, mit dem die Strassenbrücke gebaut wird, und der weiterhin rege Zugverkehr im zuvor ruhigen Rangierbahnhof zwischen beiden Ländern zeigen klar, wie wichtig der Ausbau des Handels während des andauernden Kriegs Russlands gegen die Ukraine geworden ist», so die CSIS-Analysten.
Auf den Krieg mit der Ukraine werde die neue Brücke aber keinen direkten Einfluss haben, erklärt Nordkorea-Experte Frederic Spohr gegenüber der «Bild»-Zeitung. Aber das Projekt zeige, wie ambitioniert die Staaten ihre Kooperation vorantreiben würden. Spohr glaubt, dass man den Handel zwischen den beiden Ländern durch die neue Brücke noch schlechter beobachten und Russland dank der Brücke eventuell Sanktionen gegen eigene Schiffe umgehen könne.
Trotz der bevorstehenden Winterpause rechnen die CSIS-Experten mit einer Fertigstellung der Brücke im ersten Quartal 2026.
