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Ukrainisches Parlament verbietet Moskauer orthodoxe Kirche

Ukrainisches Parlament verbietet Moskauer orthodoxe Kirche

20.08.2024, 13:4620.08.2024, 13:46
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Das Parlament der Ukraine hat für ein Verbot der mit Russland verbundenen orthodoxen Kirche gestimmt. In der Rada in Kiew fand der umstrittene Gesetzentwurf in zweiter Lesung nach Angaben von Abgeordneten eine breite Mehrheit. Von 322 anwesenden Abgeordneten stimmten 265 für das Gesetz.

FILE - Russian Orthodox Church Patriarch Kirill, center, attends the consecrating of the country's new Cathedral of Russian Armed Forces in the Patriot Park outside Moscow, on Sunday, June 14, 20 ...
Ein russisch-orthodoxes Gotteshaus in Moskau: Die Hauptkirche der Streitkräfte Russlands. Bild: keystone

Begründet wird das Verbot mit der Unterstützung des Moskauer Patriarchats für den Angriffskrieg gegen die Ukraine. Der Ableger dieser Kirche in der Ukraine habe die Verbrechen gegen das eigene Volk gerechtfertigt. Offiziell dient das Gesetz dem Schutz der nationalen Sicherheit und der Religionsfreiheit. Präsident Wolodymyr Selenskyj muss Gesetze gegenzeichnen.

In Moskau kritisierte die Sprecherin des Aussenministeriums, Maria Sacharowa das Verbot scharf. «Das Ziel ist, die zutiefst kanonische, wahre Orthodoxie zu vernichten», sagte sie.

Das Gesetz trete 30 Tage nach seiner Veröffentlichung in Kraft, teilte der Abgeordnete Jaroslaw Schelesnjak mit. Danach hätten die einzelnen Gemeinden neun Monate Zeit, sich von Moskau loszusagen. In der zersplitterten ukrainischen Kirchenlandschaft unterstehen etwa 10'000 Gemeinden noch dem Moskauer Patriarchat der orthodoxen Kirche Russlands.

Kirche als «Agentennetz des Kremls»

«Wir haben heute den unvermeidlichen Weg eingeschlagen, das Agentennetz des Kremls, das sich seit Jahrzehnten hinter der Maske einer religiösen Organisation versteckt, von innen heraus zu säubern», schrieb der Abgeordnete Roman Losynskyj auf Facebook.

Während das Gesetz beraten wurde, gab es aber auch Warnungen westlicher Partner der Ukraine, die religiöse Spaltung in der Ukraine nicht durch das Verbot noch zu vertiefen.

Russland und weite Teile der Ukraine bildeten über Jahrhunderte einen einheitlichen Kirchenraum, der zum Moskauer Patriarchat gehörte. Seit der staatlichen Unabhängigkeit versuchte die Ukraine aber auch ihre kirchliche Unabhängigkeit zu erlangen.

2018 erkannte Weltpatriarch Bartholomäus in Konstantinopel eine Orthodoxe Kirche der Ukraine an, die nicht mehr Moskau untersteht. Die moskautreue Kirche in der Ukraine erklärte im Mai 2022 nach dem russischen Einmarsch ihre formale Loslösung von Russland, erkennt aber den Moskauer Patriarchen weiter an.

In dieser Kirche gibt es Priester und Bischöfe, die Moskauer Interessen vertreten, aber auch viele Priester, Gemeinden und einfache Kirchenmitglieder, die klar zur Ukraine stehen. (saw/sda/dpa)

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16 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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MartinZH
20.08.2024 14:51registriert Mai 2019
Sicher ein guter Entscheid des ukrain. Parlaments, endlich die Moskauer orthodoxe Kirche zu verbieten.

Zur Erinnerung: Seit 2022 wurden mind. sieben Geistliche wegen Kollaboration mit Russland verurteilt, etwa weil sie Informationen weitergegeben oder Positionen ukrain. Streitkräfte verraten haben. Mind. zwei Verurteilte wurden bis dato bei Gefangenenaustauschen nach Russland überstellt.

Die Geistlichen der Moskauer orthodoxe Kirche unterstehen dem Moskauer Patriarchen Kyrill I., der zu den klaren Unterstützern des Angriffskriegs gegen die Ukraine und des Massenmörders Wladimir Putin gehört.
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