International
Russland

Geheime Dokumente zeigen, wie Russland auf Sahra Wagenknechts BSW setzt

epa11639736 Sahra Wagenknecht, leader of the left-wing Alliance (BSW) party speaks during the 'NO to Wars' demonstration at the Unity Day commemorations in Berlin, Germany, 03 October 2024.  ...
Sahra Wagenknecht gilt unter Russlands Elite als mögliche Verbündete.Bild: keystone

Geheime Dokumente zeigen, wie Russland auf Sahra Wagenknechts BSW setzt

Wie blickt die russische Elite auf die deutsche Parteienlandschaft? Geleakte Dokumente ermöglichen nun einen Einblick.
20.10.2024, 20:14
Jakob Hartung / t-online
Mehr «International»
Ein Artikel von
t-online

Das Umfeld des Kreml setzt grosse Hoffnungen auf Sahra Wagenknecht und die Politik des Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) in Deutschland. Das geht aus vertraulichen russischen Dokumenten hervor, die dem ARD-Politikmagazin «Kontraste» und der «Zeit» vorliegen.

Demnach sehen russische Analysten Wagenknecht als wichtige Verbündete gegen «anti-russische Kräfte» in Deutschland und Europa und empfehlen, engere Kontakte zu ihr zu knüpfen.

Die Dokumente hat die Russische Akademie der Wissenschaften erstellt. Der oberste staatliche Thinktank gibt regelmässig Analysen zur politischen Lage in Deutschland heraus. Ein Teil davon ist öffentlich einsehbar, es gibt jedoch auch geheime Zusatzteile, die deutsche Medien nun auswerten konnten.

Angst treibe die Wähler an

In den Papieren heisst es, dass vornehmlich in Ostdeutschland «der Druck verstärkt werden müsste, um die Angst deutscher Bürger vor einem möglichen Konflikt zwischen der NATO und der Russischen Föderation zu schüren». Insbesondere Politiker wie Verteidigungsminister Boris Pistorius und die FDP-Abgeordnete Marie-Agnes Strack-Zimmermann werden dabei als Provokateure dargestellt.

Es seien nicht positive Gefühle für Russland, sondern Angst, die viele Menschen dazu treiben würden, «jene Parteien zu wählen, die eine gute Chance haben, künftig ein Drittel der Sitze im Bundestag zu erlangen». Gemeint sind damit offenkundig die AfD und das BSW.

«Scholz ist noch der Beste der Bösen»

Was ist mit der AfD?

Während Wagenknecht im Kreml-Umfeld als potenzielle Partnerin betrachtet wird, sieht man die AfD mit gemischten Gefühlen. Eine mögliche Parteiführung durch Björn Höcke wird als bedenklich bewertet. Auch in der SPD identifizieren die russischen Analysten Politiker wie Rolf Mützenich als Hoffnungsträger für eine friedensbetontere Aussenpolitik.

Bundeskanzler Olaf Scholz hingegen wird als «noch der Beste unter den Bösen» eingestuft, da er bislang keine Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine geliefert habe.

Ein möglicher Regierungswechsel wird in Russland offenbar mit Sorge gesehen: Wenn Friedrich Merz nächstes Jahr Kanzler würde, drohe eine «weitere Verschlechterung» der deutsch-russischen Beziehungen.

Zudem dokumentieren die Papiere Versuche, Kontakte zu politischen Stiftungen in Deutschland zu vertiefen. Insbesondere die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung wird als mögliches Instrument für eine Friedenspolitik gesehen. Allerdings stellt die Klassifizierung der Stiftung als «unerwünschte Organisation» in Russland ein Hindernis für mögliche Kontaktpersonen dar. Die Grünen hingegen werden vollständig abgelehnt.

Quellen

(t-online)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Wie der russische Militärgeheimdienst GRU hackt und tötet
1 / 25
Wie der russische Militärgeheimdienst GRU hackt und tötet
Zum Repertoire des russischen Militärgeheimdienstes GRU gehören gezielte Tötungen, verdeckte Militäreinsätze, Hackerangriffe und die Manipulation von Wahlen. In dieser Bildstrecke lernst du seine Einheiten und Operationen kennen.
quelle: shutterstock
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Arnold Schwarzeneggers starke Botschaft gegen Hass und Antisemitismus
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
130 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Triple
20.10.2024 22:34registriert Juli 2015
Wer gegen die AfD ist, muss auch gegen Frau Wagenknecht sein. Die Frau ist durch und durch kommunistisch geprägt und glaubt immer noch an den grossen Bruder im Kreml.
14920
Melden
Zum Kommentar
avatar
Reto Schnurrenberger-Stämpfler
20.10.2024 22:24registriert Dezember 2019
Schön für die Putin-Anhimmlerin kann sie ihre scheinheilige "Anti-Kriegskasse" weiter füllen und den Leuten ins Gesicht lügen.
12116
Melden
Zum Kommentar
avatar
Fuchs76
20.10.2024 22:22registriert September 2021
"In den Papieren heisst es, dass vornehmlich in Ostdeutschland «der Druck verstärkt werden müsste, um die Angst deutscher Bürger vor einem möglichen Konflikt zwischen der NATO und der Russischen Föderation zu schüren»"

Es wird laufen wie bei Trump, die Anhänger werden es auch nicht glauben, wenn sie es schwarz auf weiss lesen. Die Angst vor dem Konflikt muss geschürt werden, weil in der Realität die NATO eben genau keine Aggressionen planten. Es ging Putin in erster Linie um die Einflussphäre Russland.

Und jetzt machen diese Kreise auf Mimimi, von wegen drohendem Atomkrieg.
10311
Melden
Zum Kommentar
130
Schweizer in Pokrowsk: «Ich sterbe lieber hier, als hinter einem Bildschirm zu verrotten»

Seit Wochen drängt die russische Armee in Richtung Pokrowsk. Die Stadt in der Ostukraine, die vor dem Krieg rund 60’000 Menschen eine Heimat war, gilt als strategisch wichtiger Knotenpunkt. Und während Russland langsam, aber stetig vorrückt, richtet die ukrainische Armee Verteidigungsanlagen ein. Erwartet wird eine fürchterliche Abnützungsschlacht.

Zur Story