
Starb nach einem Sturz aus einem indischen 3-Sterne-Hotel: der russische Millionär Pawel Antow.screenshot: Twitter / @nexta_tv Der reichste russische Parlamentarier stürzte in Indien aus dem Fenster eines Hotels. Die Bilder des Etablissements deuten nicht unbedingt auf ein Feriendomizil für Millionäre hin.
27.12.2022, 12:3227.12.2022, 13:36
Der russische Abgeordnete Pawel Antow hat den Krieg in der Ukraine kritisiert. Nun ist der Wurst-Magnat tot. Er wurde in einer Blutlache vor einem Hotel in Indien gefunden – offenbar soll er aus dem dritten Stock gefallen sein. Nur zwei Tage zuvor war einer seiner Mitreisenden, Wladimir Budanow, im gleichen Hotel tot aufgefunden worden. «Herzinfarkt», wie die lokale Polizei vermeldete.
In der ostindischen Stadt Rayagada im Bundesstaat Odisha habe Antow zusammen mit Freunden seinen 66. Geburtstag feiern wollen, schreibt die Dailymail. Und zwar im Hotel Sai International.
Doch ein Blick auf TripAdvisor lässt stutzig werden: Übernachten Touristen freiwillig im Hotel Sai International in der ostindischen Stadt Rayagada? Und Antow wäre nicht irgendein Tourist gewesen. Der Oligarch war im Jahr 2019 gemäss dem «Forbes»-Magazin Russlands bestverdienender Parlamentarier – umgerechnet rund 135 Millionen Schweizer Franken soll er in nur einem Jahr verdient haben.
«Stay Royal» steht über dem Eingang des Hotels:

So präsentiert sich das Hotel im Jahr 2012 auf seiner Facebookseite.screenshot: facebook / @Hotel Sai International Pvt. Ltd So übernachten russische Millionäre:
«Einfach, aber gut»
Der in Deutschland lebende TripAdvisor-User «Sabeena111» hat das Hotel Sai International 2015 besucht. Er war scheinbar begeistert und vergab 4 von 5 möglichen Punkten. Er schreibt:
«Einfach, aber gut. Angenehm grosse Zimmer.»
Weiter lobt er das «hervorragende Garlic Naan» sowie das freundliche Personal. In rund 10 Minuten sei man mit dem Auto im Stadtzentrum.
So hat «Sabeena111» das Hotel erlebt:

«Angenehm grosses Zimmer» im Hotel Sai International.Screenshot: Tripadvisor, Sabeena111
«Es gibt nun mal keine anderen Möglichkeiten»
Nicht ganz so überzeugt vom Sai International wie «Sabeena111» ist «Kathmandu68». «Kathmandu68» lebt in Rom und war 2019 in Rayagada. Das Review beginnt mit:
«Schlecht. Aber es hiess: dies oder nichts.»
Zwar hatte «Kathmandu68» die Möglichkeit, auf eine Suite upzugraden – nachdem wegen des ersten Zimmers reklamiert worden war –, doch auch das luxuriösere Zimmer sei dreckig und minimalistisch gewesen.
Immerhin scheint es Suiten zu geben im Sai International. Fotos von «Doron_J» aus dem Jahr 2015 lassen voyeuristisch einen Blick ins Luxuszimmer zu.
Die Suite:

«Es gibt nun mal keine anderen guten Möglichkeiten in dieser Stadt.»screenshot: tripadvisor, Doron_J
Der in Israel wohnhafte «Doron_J» schreibt über das Hotel:
«Es gibt nun mal keine anderen guten Möglichkeiten in dieser Stadt.»
«Kathmandu68» beklagt sich weiter über das Frühstück: ein paar mickrige Scheiben Toast, ein Becher mit Butter und etwas Marmelade, Bananen und Tee. «Doron_J» ist optimistischer, er freut sich über den Wasserkocher auf dem Zimmer.
«Kathmandu68» vergibt 1 von 5 Punkten, «Doron_J» immerhin 4 von 5.
Sogar einen Wasserkocher gibt es in den Suiten des Sai International:

screenshot: tripadvisor, «Kathmandu68»
«Flöhe im Bett»
Nicht wiederkommen wird die Deutsche «nicoleh.». Sie schreibt von Flöhen im Bett und Kakerlaken auf den Gängen des Hotels.
«Flöhe im Bett, inklusive Bisse.»
Andere wie «s_siegen» fanden das Hotel hingegen sauber und loben das gratis Wi-Fi auf den Zimmern.
Hat Antow sich versteckt?
Die Kleinstadt Rayagada ist alles andere als eine Party-Meile, in der man ausgelassen mit Freunden einen Geburtstag feiern könnte. Zudem ist der Ort nicht touristisch erschlossen. Hotels neben dem Sai International findet man via Google nicht einmal eine Handvoll, auf TripAdvisor ist es sogar das einzige, das von Gästen gerated wird. Als Sehenswürdigkeiten gelten einige Tempel in der Region oder Viehmärkte.
Darum wird auf verschiedenen Plattformen spekuliert, ob Antow nicht in Rayagada war, um ausgelassen zu feiern, sondern um sich vor russischen Rächern zu verstecken.
Denn im Juni dieses Jahres hatte Antow sich kritisch über Moskaus Angriffskrieg gegen die Ukraine geäussert. Er bezeichnete den Krieg und die Luftangriffe auf Kiew als «russischen Terror», der ukrainische Zivilisten verletze, schreibt die «Dailymail». Der Eintrag im Internet sei aber später wieder aus dem Netz gelöscht worden. Antow bat danach öffentlich um Entschuldigung und sprach von einem technischen Fehler. Er stehe stets hinter Putin, betonte er.
Die russische Propaganda sieht demnach auch keinen Racheakt des Regimes, sondern eine persönliche Tragödie hinter dem Tod des Wurst-Industriellen. So schreibt das russische Medienunternehmen Shot, dass «die indische Polizei die Möglichkeit nicht ausschliesst, dass Pawel Antow wegen des Todes seines Freundes Vladimir Budanow depressiv geworden ist und Selbstmord begangen hat». Der indische Reiseführer der Russen sagte gegenüber ANI, die Gruppe hätte beim Einchecken im Hotel viel Alkohol dabei gehabt.
Sowohl Antow als auch Budanow wurden bereits eingeäschert. Antow hinterlässt eine Frau und eine Tochter.
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(yam)
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