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Moskau und Kiew werfen sich Raketenterror vor – das Nachtupdate

Moskau und Kiew werfen sich Raketenterror vor – das Nachtupdate ohne Bilder

29.07.2023, 06:5129.07.2023, 15:40
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Nach einer Explosion in der südrussischen Stadt Taganrog am Asowschen Meer hat Moskau Kiew die Schuld für den Angriff gegeben. «Das Kiewer Regime hat eine Terrorattacke (...) gegen die Wohninfrastruktur der Stadt Taganrog im Gebiet Rostow geführt», teilte das russische Verteidigungsministerium am Freitag auf Telegram mit. Die russische Luftverteidigung habe die Rakete abgefangen, Trümmerteile seien jedoch herabgefallen.

Am Freitagnachmittag hatten russische Behörden den Einschlag in der Nähe eines Cafés im Zentrum von Taganrog gemeldet. Laut dem Gouverneur der Region Rostow, Wassili Golubew, wurden 15 Menschen verletzt. Neun von ihnen wurden in Krankenhäuser gebracht. Die Ukrainer sollen laut Moskauer Angaben das Flugabwehrsystem S-200 zur Angriffswaffe umfunktioniert und damit geschossen haben. Das liess sich zunächst nicht verifizieren.

Golubew berichtete später von einer zweiten Rakete, die über dem Landkreis Asow unweit von Taganrog abgeschossen worden sei. Die Trümmerteile sollen hier in einer unbewohnten Gegend heruntergekommen sein und keine Schäden angerichtet haben. Unabhängig konnten die russischen Angaben nicht überprüft werden.

Das Ermittlungskomitee in Moskau leitete wegen des Einschlags in Taganrog ein Strafverfahren wegen Terrorismus ein. In der Pressemitteilung der Behörde ist von 13 Verletzten die Rede. Dazu seien mehrere Wohnhäuser und administrative Gebäude beschädigt worden.

Neun Verletzte bei Raketeneinschlag in ukrainischer Stadt Dnipro

Derweil wurden bei einem Raketeneinschlag in der ukrainischen Millionenstadt Dnipro einige Stunden später mindestens neun Menschen verletzt, wie der Leiter der Gebietsverwaltung von Dnipropetrowsk, Serhyj Lysak, bei Telegram mitteilte. Behörden hatten zuvor nur von drei Verletzten gesprochen.

«Die russischen Terroristen haben auf ein Hochhaus gezielt», schrieb der ukrainische Innenminister Ihor Klymenko am Freitagabend in seinem Telegram-Kanal. Nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj wurde neben dem Hochhaus auch das Gebäude des ukrainischen Geheimdienstes SBU getroffen. Videos zeigen schwere Beschädigungen. Die relativ geringe Zahl der Verletzten wurde in ukrainischen Medien damit erklärt, dass viele Wohnungen in dem Hochhaus noch nicht bezogen worden seien.

Luftalarm gab es auch in anderen Regionen der Ukraine, etwa in der Hauptstadt Kiew. Zudem berichteten Medien über Explosionen im Gebiet Sumy im Nordosten des Landes sowie in der südostukrainischen Grossstadt Saporischschja. Russische Medien hatten zuvor berichtet, dass die ukrainische Rakete auf Taganrog aus der Region abgefeuert worden sei.

Russland hat vor 17 Monaten die benachbarte Ukraine überfallen und überzieht seitdem regelmässig auch Städte und Gemeinden im Hinterland mit Raketen- und Drohnenangriffen. Bei einem der schlimmsten Angriffe auf Dnipro wurde im Januar 2023 ein Wohnhaus getroffen. Mehr als 40 Menschen kamen dabei ums Leben.

Selenskyj verspricht jungen Ukrainern Sicherheit und Freiheit

Am Tag der ukrainischen Staatlichkeit sicherte Präsident Selenskyj den jungen Menschen im Land eine sichere und freie Zukunft in ihrer Heimat zu. «Der Staat kann und muss ihnen absolut alle Möglichkeiten für ein würdevolles, zivilisiertes und sicheres Leben eröffnen. Für ein freies Leben», sagte er am Freitagabend in seiner täglichen Videoansprache. Er habe Jungen und Mädchen an diesem Feiertag ihre ersten Pässe überreicht und danke ihnen für ihren Glauben an die Ukraine.

Der Tag der ukrainischen Staatlichkeit wurde von Selenskyj vor zwei Jahren eingeführt. Er wurde auf den Jahrestag der Christianisierung des mittelalterlichen Reiches der Kiewer Rus im Jahr 988 festgelegt. Ab dem kommenden Jahr wird er einem kürzlichen Parlamentsbeschluss zufolge um 13 Tage vorverlegt, um dem modernen gregorianischen Kalender zu entsprechen.

Putin will Afrika trotz Krieg gegen Ukraine militärisch aufrüsten

Kremlchef Wladimir Putin hat sich indessen in seiner Heimatstadt St. Petersburg als Wohltäter für Afrika inszeniert. Ungeachtet seines Krieges gegen die Ukraine will er sich militärisch weiter in afrikanischen Staaten engagieren. «Für eine Stärkung der Verteidigungsfähigkeit der Länder des Kontinents entwickeln wir die Partnerschaft in der militärischen und in der militär-technischen Zusammenarbeit mit mehr als 40 Staaten Afrikas», sagte Putin am Freitag auf dem zweiten russischen Afrika-Gipfel.

Die afrikanischen Staaten erhielten ein breites Spektrum an Waffen und Technik, sagte Putin. «Ein Teil dieser Lieferungen läuft auf einer unentgeltlichen Grundlage mit dem Ziel einer Stärkung der Sicherheit und der Souveränität der Staaten», betonte er.

Ukraine-Krieg: AU-Vorsitzender bescheinigt Putins Dialogbereitschaft

Der Vorsitzende der Afrikanischen Union, Azali Assoumani, attestierte dem Kremlchef Bereitschaft zu Verhandlungen im Ukraine-Krieg. «Präsident Putin hat uns gezeigt, dass er bereit ist, Dialog zu führen. Jetzt müssen wir die andere Seite davon überzeugen», sagte Assoumani der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge am Freitag beim Abschluss des Afrika-Gipfels in St. Petersburg. Er glaube, dass eine diplomatische Lösung möglich sei. Die afrikanischen Staaten seien bereit, als Vermittler in dem Konflikt aufzutreten.

Auf die Forderung einzelner Gipfel-Teilnehmer hin, den von ihm begonnenen Angriffskrieg gegen die Ukraine zu beenden, erklärte Putin, er sei zu Verhandlungen bereit, die Ukraine jedoch nicht. Dabei stellte er die russische Invasion des Nachbarlands einmal mehr als Reaktion auf «Sicherheitsbedrohungen für Russland seitens der USA und der Nato» dar.

Der Westen wirft Putin vor, nicht ernsthaft an Verhandlungen interessiert zu sein. Zudem stellte der Kremlchef selbst das Existenzrecht der Ukraine infrage. Die USA, Deutschland und andere Nato-Mitglieder hatten Russland immer wieder zum Truppenabzug aus der Ukraine aufgerufen - als Vorbedingung für Verhandlungen. Das lehnt Moskau ab. Die Kriegsparteien hatten zuletzt erklärt, den Konflikt auf dem Schlachtfeld auszutragen. Die Ukraine führt aktuell mit militärischer Hilfe aus den Nato-Staaten ihre Gegenoffensive zur Befreiung ihrer Gebiete von russischer Besatzung.

Was am Samstag wichtig wird

In der Ukraine wird im Osten und Süden des Landes weiter heftig gekämpft. Die ukrainischen Truppen versuchen, im Zuge ihrer Gegenoffensive weitere Geländegewinne zu erzielen, stossen aber auf starken Widerstand der russischen Besatzungstruppen. (sda/dpa)

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