Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman hat einem Bericht zufolge in den Stunden vor der Tötung des Journalisten Jamal Khashoggi mehrere Nachrichten an den mutmasslichen Kopf des Killerkommandos verschickt. Dies berichtete das «Wall Street Journal» am Samstag unter Berufung auf einen vertraulichen Bericht des US-Geheimdiensts CIA.
Der Kronprinz habe zum Tatzeitpunkt mindestens elf Nachrichten an seinen Berater Saud al-Kahtani verschickt, der das 15-köpfige Tötungskommando gesteuert haben soll, berichtete das «Wall Street Journal». Der Inhalt der Nachrichten sei allerdings nicht bekannt, hiess es unter Berufung auf die CIA-Dokumente.
High five between Russia's President Putin and Saudi Crown Prince Mohammed Bin Salman at the G20https://t.co/q0Z9qmye51 pic.twitter.com/uVC4pfggwu
— BBC News (World) (@BBCWorld) November 30, 2018
Die Erkenntnisse scheinen die These zu untermauern, dass Khashoggis Ermordung auf eine direkte Anweisung des Kronprinzen zurückgehen könnte.
In dem zitierten CIA-Bericht finden sich weitere bislang nicht bekannte Erkenntnisse. So habe Prinz Mohammed bereits im August vergangenen Jahres zu Mitarbeitern gesagt, sollte es ihm nicht gelingen, Khashoggi von einer Rückkehr nach Saudi-Arabien zu überzeugen, «könnten wir ihn vielleicht ausserhalb Saudi-Arabiens locken und Massnahmen treffen».
Diese Äusserung scheine bereits «auf die saudi-arabische Aktion gegen Khashoggi» hinzudeuten, heisst es demnach in der Einschätzung der CIA. Die CIA gehe mit «mittlerer bis hoher Sicherheit» davon aus, dass Prinz Mohammed «persönlich» auf Khashoggi «abgezielt» und «wahrscheinlich seinen Tod angeordnet» habe.
Ein direkte Tötungsanordnung durch den Kronprinzen liegt dem Geheimdienst demnach aber nicht vor: «Um es klar zu sagen: Uns fehlt eine direkte Auswertung, wonach der Kronprinz eine Tötungsanordnung gab», heisst es dem Bericht zufolge in den CIA-Dokumenten.
Khashoggi war am 2. Oktober im saudiarabischen Konsulat in Istanbul verschwunden. Erst nach wochenlangem internationalem Druck gab die Führung in Riad schliesslich zu, dass Agenten des Königreichs den Journalisten töteten. Es besteht der Verdacht, dass er auf Betreiben des Kronprinzen umgebracht wurde.
Einen offenen Bruch mit dem Königreich, einem führenden Ölproduzenten und wichtigen Waffenimporteur, vollzog der Westen aber nicht. Im Gegenteil wurde der Kronprinz beim G20-Gipfel in Buenos Aires von den Staats- und Regierungschefs herzlich empfangen, etwa von US-Präsident Donald Trump und Russlands Staatschef Wladimir Putin.
Am Rande des ersten Gipfeltags am Freitag unterhielt er sich mit Trump und dessen Tochter Ivanka. Das Weisse Haus erklärte, die beiden Männer hätten ein paar freundliche Worte gewechselt, wie der US-Präsident es mit fast jedem der anwesenden Gipfelteilnehmer getan habe.
Geradezu kumpelhaft fiel die Begrüssung zwischen dem Prinzen und Putin aus. Sie klatschten sich in die Hände, nahmen dann nebeneinander Platz und unterhielten sich lächelnd. Wie Putin am Samstag mitteilte, verständigten sich die beiden Ölförderländer auf eine Verringerung der Fördermengen, um den Rohölpreis zu stabilisieren.
Kritischer war die Begrüssung durch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und die britische Premierministerin Theresa May. Beide sprachen den Thronfolger nach eigenen Angaben auf Khashoggi und die von Saudi-Arabien angeführte Militäroffensive im Jemen an.
Unterkühlt fiel auch der Empfang durch den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan aus, der erneut eine Auslieferung der Verdächtigen im Fall Khashoggi forderte und Prinz Mohammed erstmals direkt kritisierte. Der Prinz habe beim Gipfel eine «unglaubliche Erklärung» für die Tötung Khashoggis geliefert, sagte Erdogan am Samstag.
Aus Sicht des Kronprinzen könne Saudi-Arabien nicht die Schuld gegeben werden, solange das Verbrechen nicht «bewiesen» sei, sagte Erdogan. «Aber seine eigenen Beamten haben eingeräumt, dass das ein geplanter Einsatz war.»
Beim eigentlichen Gipfel sprach nur der kanadische Premierminister Justin Trudeau die Tötung Khashoggis an, wie Erdogan sagte. Er selbst habe das Thema aus Zeitgründen nicht zur Sprache gebracht. (sda/afp)
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