Nach der Hinrichtung des schiitischen Geistlichen Nimr Baker al-Nimr in Saudi-Arabien hat Irans geistliches Oberhaupt Ayatollah Ali Khamenei das Königreich vor der «Rache Gottes» gewarnt. Er sprach von «raschen Konsequenzen».
Die «Hand Gottes wird Rache an der saudi-arabischen Führung nehmen», sagte Khamenei am Sonntag vor Geistlichen in Teheran. Al-Nimr habe lediglich öffentlich Kritik geäussert. Er haben niemanden zu bewaffnetem Handeln ermutigt oder geheime Pläne geschmiedet, sagte Khamenei.
Das Zitat wurde auch über den Twitter-Account des obersten geistlichen Führers Irans verbreitet:
Doubtlessly, unfairly-spilled blood of oppressed martyr #SheikhNimr will affect rapidly & Divine revenge will seize Saudi politicians.
— Khamenei.ir (@khamenei_ir) 3. Januar 2016
Zuvor hatte eine Menge die saudi-arabische Botschaft in Teheran angegriffen und Brandsätze in das Gebäude geworfen. Der Teheraner Staatsanwalt Abbas Dschafari Dolatabadi sagte laut der Nachrichtenagentur Isna, es seien 40 Menschen festgenommen worden, die in die Botschaft eingedrungen waren. Auch in der iranischen Stadt Maschhad wurde das saudi-arabische Konsulat angegriffen.
Das iranische Aussenministerium verbot nach dem Angriff alle Versammlungen vor der saudi-arabischen Botschaft in Teheran und dem Konsulat in Maschhad im Nordostiran vorläufig.
«Wir verstehen die Wut der Bürger, aber trotzdem sollten sie sich vor keiner der diplomatischen Vertretungen Saudi-Arabiens versammeln», sagte der Sprecher des Aussenministeriums Dschaber Ansari. Die Polizei sei für die Sicherheit dieser Vertretungen zuständig und werde falls notwendig eingreifen.
Bereits am Samstag hatte der Iran scharf auf die Hinrichtung Al-Nimrs reagiert. Riad warf daraufhin seinem regionalen Rivalen einen «aggressiven» Tonfall vor und bestellt den iranischen Botschafter ein. Ausser im Iran gab es auch in der schiitischen Pilgerstadt Kerbela im Irak und im mehrheitlich schiitischen Golfstaat Bahrain Proteste gegen die Hinrichtung Al-Nimrs.
Der schiitische Geistliche war ein entschiedener Gegner des erzkonservativen sunnitischen Königshauses in Riad. Der 56-Jährige hatte während der Proteste im Zuge des Arabischen Frühlings 2011 die Abspaltung der östlichen Regionen Katif und Al-Ihsaa befürwortet, in denen die meisten der rund zwei Millionen Schiiten Saudi-Arabiens leben.
Er wurde im Oktober 2014 zum Tode verurteilt und am Samstag zusammen mit 46 weiteren Menschen hingerichtet. Die Massenhinrichtung der wegen Terrordelikten verurteilten Menschen stiess auch im Westen auf Kritik. In Saudi-Arabien werden die zum Tode Verurteilten entweder enthauptet oder erschossen. (viw/sda/afp/dpa)