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Experte sagt, was in der Coronavirus-Krise der grösste Fehler ist

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Coronavirus: Was du wissen musst
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Seuchen-Experte sagt, was in der Krise der grösste Fehler ist, den man machen kann

15.03.2020, 17:4415.03.2020, 17:54
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Die Zahl der Corona-Infizierten ist am Wochenende rasant angestiegen. Innerhalb von 24 Stunden registrierte das Bundesamt für Gesundheit 800 neue Fälle, wie es am Sonntagmittag mitteilte.

>>> Hier geht es zum Ticker mit den aktuellen Entwicklungen

Die Schweiz entwickelt sich so immer mehr zum Seuchenherd Europas. Oder sogar der Welt. Bei den Infizierten pro Million Einwohner liegen wir mittlerweile auf Rang 2 hinter Italien. Natürlich wird nicht in jedem Land gleich intensiv gemessen, deshalb sind die Zahlen mit Vorsicht zu betrachten. Sicher ist: Die Lage ist in der Schweiz ist sehr ernst.

Dennoch sind die Massnahmen, welche der Bund bisher getroffen hat, vergleichsweise mild. Im benachbarten Österreich dürfen Bewohner ab sofort nur noch aus dem Haus, wenn sie arbeiten, einkaufen oder jemandem helfen müssen. In Italien und Spanien wurden ähnlich drastische Massnahmen ergriffen, nur noch Apotheken und Supermärkte sind offen.

In weiten Teilen der Schweiz dürfen Bars und Restaurants derweil weiterhin offen haben, nur die Anzahl Gäste wurde beschränkt. Am heutigen Sonntag strömten Ausflügler zu Tausenden an die frische Luft und bevölkerten die Strassencafés.

Wer verhält sich in der aktuellen Situation richtig? Abwarten und schauen, wie sich die Situation weiter entwickelt? Oder sofort rigoros durchgreifen?

Dr. Michael Ryan, Geschäftsführer der WHO, hat dazu eine klare Meinung. Er bekämpft seit 25 Jahren akute Risiken für die globale Gesundheit. Polio, Sars und Ebola etwa. Gestern hat er in Genf klare Worte gewählt und gesagt, was in der Krise zu tun ist und was der grösste Fehler ist.

«Was wir von den Ebola-Ausbrüchen gelernt haben, ist, dass wir schnell reagieren müssen. Man muss das Virus jagen. Man muss die Transmissionsketten stoppen. Man muss die Bevölkerung sehr stark miteinbeziehen. Die Akzeptanz der Bevölkerung ist sehr wichtig. Man muss koordiniert sein. Man muss kohärent sein. Man muss auf die anderen sektorellen Auswirkungen schauen: die Schulen, die Sicherheit, die Wirtschaft. [...]

Die Lektionen, die ich nach so vielen Ebola-Ausbrüchen in meiner Karriere gelernt habe, sind: Sei schnell, bereue nichts, du musst den ersten Zug machen. Das Virus wird dich immer einholen, wenn du dich nicht schnell bewegst.

Eines der wichtigsten Dinge bei der Behandlung eines Notfalls ist: [...] Wenn du dich absicherst, bevor du handelst, wirst du nie gewinnen. Perfektion ist der Feind von Gut, wenn es um Notfall-Management geht. Tempo übertrumpft Perfektion.

Und das Problem, welches wir in der Gesellschaft momentan haben, ist, dass alle Angst haben, einen Fehler zu machen. Alle haben Angst vor den Konsequenzen eines Fehlers. Aber der grösste Fehler ist, nicht zu handeln. Der grösste Fehler ist, wenn man sich durch die Angst von Fehlern paralysieren lässt.»

(cma)

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139 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Noblesse
15.03.2020 18:02registriert April 2018
Alles runterfahren und den Selbständigerwerbenden endlich sauber mitteilen, dass sie Geld bekommen. Rede von z. B. versch. Praxen , Restaurants, Coiffeur, Wurststand, Handwerker usw. Stattdessen lese ich auch bei Watson Texte über 6 Milliarden BEGEHREN von Kampfjets. Wo leben wir eigentlich!!! Geld ist genug da, um Leben zu retten und die Spitäler zu schützen.
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Boogie
15.03.2020 18:29registriert April 2014
Die Massnahmen, die bisher in der Schweiz getroffen wurden, sind lächerlich und signalisieren insbesondere den jungen und den alten sturköpfigen Leuten, dass es halb so schlimm ist. Hier in Zürich gehen die Leute immer noch in den Ausgang, in Bars und Restaurants, hocken heute Sonntag in grossen Gruppen zusammen draussen in den Parks usw. Der Bund überlässt es den Arbeitgebern, ob sie die Leute ins Home Office schicken oder nicht usw. So lässt sich die Verbreitung bestimmt nicht aufhalten.
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inVain
15.03.2020 18:42registriert Mai 2017
#StayTheFuckHome
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