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Schweizer Chef des Palästinenserhilfswerks UNRWA tritt zurück

Das Aussenministerium EDA soll laut der "SonntagsZeitung" die Auslagen einer Geliebten des Schweizer UNRWA-Chefs Pierre Krähenbühl finanziert haben. (Archivbild)
Der Druck ist zu gross geworden: Pierre Krähenbühl tritt zurück.Bild: KEYSTONE

Vorwurf des Missmanagements: Schweizer Chef des Palästinenserhilfswerks UNRWA tritt zurück

06.11.2019, 21:42
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Angesichts einer Untersuchung zu möglichem Missmanagement ist der Generalsekretär des Uno-Palästinenserhilfswerks UNRWA, der Schweizer Pierre Krähenbühl, mit sofortiger Wirkung zurückgetreten. Allerdings bestreitet er alle Vorwürfe.

Er habe diese Vorwürfe von Anfang zurückgewiesen, sagte Krähenbühl in der Sendung «19:30» des Westschweizer Fernsehens RTS vom Mittwochabend. Und er werde dies auch weiterhin tun. Wenn die von der UNRWA unterstützten Schulen schliessen müssten, bliebe 280'000 Schülern nichts anderes übrig als in die Schulen der radikal-islamischen Hamas zu wechseln.

Es nehme Krähenbühls Kündigung zur Kenntnis, schrieb das Aussendepartement (EDA) in Bern im weiteren Verlauf des Abends. Am 29. Juli sei man vom UNRWA informiert worden, dass eine Untersuchung des Uno-Aufsichtsdienstes OIOS wegen möglichen Fehlverhaltens im Bereich Management laufe. Bis zum Ergebnis der Untersuchung halte die Schweiz deshalb die Zahlung von Projektbeiträgen an die UNRWA zurück.

Das Büro von Uno-Generalsekretär António Guterres teilte am Mittwoch mit, Krähenbühl werde bis auf Weiteres durch seinen bisherigen UNRWA-Vize Christian Saunders vertreten. Der Zurückgetretene habe Guterres seine «persönliche Entscheidung» in einem Brief mitgeteilt.

Ein der Nachrichtenagentur AFP vorliegender interner Untersuchungsbericht sieht bei der UNRWA (United Nations Relief and Works Agency) Hinweise auf Managementfehler und Fehlverhalten. Die Vorwürfe umfassen unter anderem «sexuelles Fehlverhalten, Vetternwirtschaft, Diskriminierung und anderen Machtmissbrauch zum eigenen Nutzen, zur Unterdrückung legitimer abweichender Meinungen und zur Erlangung anderweitiger persönlicher Ziele».

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Krähenbühl während des Besuchs eines Camps im Libanon.Bild: EPA

Affäre mit Kollegin?

Die Vorwürfe richten sich demnach vor allem gegen eine kleine Anzahl ausländischer Führungskräfte - auch gegen den 53-jährigen Krähenbühl selbst. Der Genfer soll eine Affäre mit einer Kollegin gehabt haben, die nach einem «äusserst schnellen» Auswahlverfahren 2015 auf einen ihm zugeordneten neu geschaffenen Beraterposten kam. Auf diese Weise habe sie den UNRWA-Chef auf Business-Class-Flügen rund um die Welt begleiten können.

Die vorläufigen internen Untersuchungen hätten keine Hinweise auf finanzielles Fehlverhalten ergeben, betonte allerdings die UNO. Es gebe jedoch «Managementprobleme, denen begegnet werden muss».

Israel rief zur Veröffentlichung aller Untersuchungsergebnisse auf. Das Aussenministerium bekräftigte die Forderung nach einer grundlegenden Reform der Organisation. «Das Verhalten der UNRWA zeigt, dass die Organisation Teil des Problems und nicht Teil der Lösung ist», sagte Aussenminister Israel Katz. Die Organisation verewige das Flüchtlingsproblem und verhindere so jede Möglichkeit einer künftigen Lösung.

USA hatten Zahlungen gestoppt

Die Vorwürfe treffen die UNRWA inmitten einer stark angespannten Finanzlage und einer Zeit erheblichen politischen Drucks. Die USA hatten im vergangenen Jahr ihre Zahlungen an das Hilfswerk zunächst ausgesetzt und später gekürzt. Die Vereinigten Staaten von Amerika waren lange der grösste Geldgeber der UNRWA.

Washington wirft dem Hilfswerk vor, wesentlich zur Verlängerung des Nahost-Konfliktes beizutragen. Im Zuge der Vorwürfe hatten mehrere Länder ihre Zahlungen an die UNRWA vorerst eingefroren.

Die Vereinten Nationen hatten die UNRWA 1949 gegründet, um palästinensischen Flüchtlingen zu helfen. Mittlerweile unterstützt dieses mehr als 5.5 Millionen Palästinenser - Menschen, die 1948 flüchteten oder von Israel vertrieben wurden, sowie ihre Nachkommen. Die UNRWA ist unter anderem in Jordanien, im Libanon und in den Palästinensergebieten tätig und führt vor allem Schulen und Gesundheitseinrichtungen. (sda/dpa/afp)

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