International
Schweiz

Wegen Trump-Zollhammer: Lohnerhöhungen in der Schweiz in Gefahr

epa12308970 United States President Donald J Trump speaks during a Multilateral Meeting with European Leaders in the East Room of the White House in Washington, DC, USA, 18 August 2025. European Leade ...
Donald Trump könnte die Lohnerhöhungen für Schweizerinnen und Schweizer ins Wasser fallen lassenBild: keystone

Schweizer Arbeitgeber wollen wegen Trump-Zollhammer tiefere Lohnerhöhungen

Die Zeichen für eine Lohnrunde standen gut, sagt der Arbeitgeberverband. Dann kam Trump.
20.08.2025, 06:4720.08.2025, 07:03
Niklaus Vontobel / ch media
Mehr «International»

Einen Zoll von 39 Prozent hat Donald Trump der Schweiz auferlegt. Wenn er nicht wieder eine Kehrtwende vollzieht, wird das zig verschiedene Folgen für die Schweizer Wirtschaft haben. Eine davon zeigt sich jetzt schon: Es wird wohl tiefere Lohnerhöhungen geben, schon in der Lohnrunde 2026.

Das glauben zumindest die Arbeitgeber, auch wenn die Gewerkschaften noch dagegenhalten. Der Arbeitgeberverband hat in einer Medienmitteilung seine Sicht der Dinge dargelegt. 2025 sei kein normales Jahr mehr, seit Trump mit seinem Zollhammer nicht mehr wild herumfummelt, sondern zugeschlagen hat. Damit hätten sich «die Vorzeichen der Lohnrunde 2026 geändert».

Schon zuvor seien die Forderungen der Gewerkschaften «überhöht» gewesen, schreiben die Arbeitgeber. Unter den geänderten Vorzeichen seien sie nun «noch überzogener». Natürlich werden die Gewerkschaften kontern, der Zollhammer sei nur die diesjährige Ausrede für tiefere Lohnzugeständnisse. Das wissen auch die Arbeitgeber und versuchen, das Argument zu entkräften, indem sie die schweren Folgen von Trumps Zollhammer aufzeigen.

Trump habe zahlreichen Firmen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Sie würden nun nicht mehr gross über höhere Löhne nachdenken können. Sie müssten ihre Existenz sichern. Vielen sind auch die Margen eingebrochen. Flächendeckende Lohnerhöhungen von über 1 Prozent seien angesichts dieser neuen Realitäten nicht mehr realistisch.

Trumps Zollhammer treffe letztlich so gut wie alle Betriebe in der Schweiz, argumentieren die Arbeitgeber. Manche zwar nicht direkt, weil sie nicht gross in die USA exportieren oder ohnehin nicht exportieren. Aber auch diese Betriebe bekämen die Zölle zu spüren.

Erst würden direkt betroffene Betriebe ihre Stellenzahl senken und Lohnerhöhungen streichen. Dann würden die Konsumenten weniger Geld ausgeben, andere Betriebe weniger investieren. Bis es überall schlechter läuft. Die Konjunktur kühlt sich ab. Am Ende, so die Arbeitgeber, «werden die Betriebe bei Lohnerhöhungen generell zurückhaltender sein.»

Malen die Arbeitgeber den Teufel an die Wand?

Der Arbeitgeberverband erklärt Trumps Zollhammer – vor allem den Gewerkschaften. Zuvor hatte Travail Suisse seine Forderungen präsentiert. Der Dachverband will durchschnittlich 2 Prozent mehr für alle Arbeitnehmenden, heisst es in einer Mitteilung. Für Branchen wie den Bau und das Gesundheitswesen will er noch deutlich mehr, da dort die Löhne früher zu wenig gestiegen seien. Die 2 Prozent brauche es, um die steigenden Lebenshaltungskosten zu decken, wie bei Mieten und Krankenkassenprämien.

Übertreiben die Arbeitgeber? Laut Daniel Kalt, Chefökonom der Grossbank UBS, trifft der Zollschock die Schweiz ähnlich hart wie vor zehn Jahren der Frankenschock. Allerdings überstand die Schweiz den Frankenschock laut seiner Einschätzung erstaunlich gut.

daniel kalt ubs
Daniel Kalt ist Chefökonom der Grossbank UBS.Bild: chmedia

Beim Frankenschock von 2015 wertete der Franken gegenüber den wichtigsten Handelspartnern schlagartig um rund 10 Prozent auf. Bei Trumps Zollschock beträgt der Preisschock für die betroffenen Exporteure jedoch rund 50 Prozent. Ihre Exporte verteuern sich durch die Zölle um 39 Prozent und durch den schwachen Dollar nochmals um 10 Prozent. Für die betroffenen Exporte wäre der Zollhammer also ungleich schlimmer als damals der Frankenschock.

Das ist die schlechte Nachricht, doch es gibt laut Kalt auch eine gute. Anders als der Frankenschock trifft der Zollhammer viel weniger Schweizer Exporte, den ganzen Euroraum etwa natürlich nicht, und total etwa fünfmal weniger Exporte. Mit anderen Worten: Den Zollschock bekommen viel weniger Exporte zu spüren als den Frankenschock – aber diese dann viel stärker. Unter dem Strich wären die beiden Schocks also in etwa vergleichbar.

Und wie schlimm war der Frankenschock damals? Laut der Analyse von Kalt hat ihn die Schweiz alles in allem erstaunlich gut überstanden. Die Exporte sanken im Jahr 2015 um rund 6 Prozent, erholten sich danach aber bereits wieder. Der Industrie wurde viel abverlangt. Sie verlor über zwei Jahre hinweg umgerechnet rund 25’000 Vollzeitstellen. Für den Zollschock erwartet Kalt jedoch einen weniger grossen Verlust, grob gerechnet bis zu 15’000 Stellen.

Lohnaussichten nicht erst seit Trump schlechter

Eine Umfrage zeigt derweil, dass sich Lohnaussichten seit Längerem verschlechtern – lange vor Trumps Zollhammer. Das zeigt eine Befragung unter 8000 Unternehmen, durchgeführt von der  Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF). Demnach haben die Unternehmen vor der Lohnrunde 2025 noch mit einem Lohnwachstum von 1,6 Prozent gerechnet. Vor der Lohnrunde 2026 sind es 0,3 Prozent weniger und es bleiben noch 1,3 Prozent.

Die Unternehmen sind laut KOF derzeit weniger zu hohen Lohnzugeständnissen gezwungen als früher. Dies wohl, weil der Fachkräftemangel nicht mehr ganz so akut ist wie in den ersten Jahren nach Corona und die Arbeitgeber wieder mehr Auswahl haben. Und die Inflation ist stark zurückgegangen, die Preise steigen weniger stark. Mit der gleichen Lohnerhöhung können sich die Arbeitnehmenden deshalb mehr kaufen – und die Arbeitgeber müssen weniger Lohnerhöhung geben. (aargauerzeitung.ch)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
83 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Schlüsselblüemli
20.08.2025 07:09registriert April 2020
Und wenn die Gewinne wieder steigen gibt’s dafür doppelte und dreifache Lohnerhöhungen, stimmts? Stimmts?
1963
Melden
Zum Kommentar
avatar
banda69
20.08.2025 07:01registriert Januar 2020
....und immer daran denken:

Trump ist der Wunschkandidat unserer Rechtspopulisten bis hoch in den Bundesrat. Denn es sind Geschwister im Geiste, Tun und Kommunikation.
1539
Melden
Zum Kommentar
avatar
Hector B.
20.08.2025 06:59registriert Februar 2022
Da sind doch sicher auch jene Arbetgeber dabei welche von den Zöllen gar nicht betroffen sind.
1413
Melden
Zum Kommentar
83
Rebellen und Ruanda erneut Massaker im Ostkongo vorgeworfen
Die von Ruanda gestützten Rebellen im Osten der Demokratischen Republik Kongo sollen trotz Friedensgesprächen weitere Massaker verübt haben.
Zur Story