Donald Trump ist der neue Joe Biden
Donald Trump macht sich gerne lustig über die Gesundheit von Joe Biden. «Er schläft den ganzen Tag – tagsüber, nachts und am Strand», lästerte er kürzlich. «Ich hingegen bin kein Schläfer.»
Trotzdem ist derzeit die körperliche Gesundheit Trumps Gegenstand von Diskussionen, nicht nur in den sozialen, sondern auch in den seriösen Medien. Das Alter und die Ernährung – hauptsächlich rotes Fleisch und Junk-Food – werden als Gründe angeführt, weshalb der Präsident viel von seiner sprichwörtlichen Energie eingebüsst habe. Immer mehr Psychiater wollen gar Anzeichen einer Demenz erkannt haben.
Brisanter Artikel in der «New York Times»
Ein Artikel in der «New York Times» hat jetzt diese Spekulationen in den Overdrive-Modus versetzt. Er vergleicht, wie Trump seine Tage jetzt und in seiner ersten Amtszeit verbringt, und kommt dabei zu wenig schmeichelhaften Ergebnissen: «Mr. Trump hält weniger öffentliche Anlässe ab und er reist im Inland weniger als 2017, seinem ersten Amtsjahr», so der Befund. «Allerdings ist er öfters im Ausland unterwegs.»
Besonders frappant ist die Feststellung, dass Trump – wenn er sich im Weissen Haus aufhält – gerade mal zwischen 12 Uhr und 17 Uhr arbeitet. Anders als seine Vorgänger ist er morgens praktisch nie im Oval Office anzutreffen. Und wenn, dann kann es – wie kürzlich bei einer Pressekonferenz zum Thema Ozempic – geschehen, dass er vor laufenden Kameras einschläft.
Körperlich ist Trump sichtlich gealtert. Er hat seltsame Prellungen an der Hand und stark angeschwollene Füsse, er schlenkert beim Gehen sein rechtes Bein merkwürdig, er irrt oft orientierungslos umher, wie kürzlich bei seinem Besuch in Japan, und als er Wladimir Putin in Alaska auf dem roten Teppich begrüsste, konnte er nicht geradeaus laufen.
Für viel Gesprächsstoff hat auch der letzte Gesundheits-Check des Präsidenten gesorgt. Erstens, weil er nicht terminiert war, und zweitens, weil Trump dabei ein MRI über sich ergehen lassen musste – ein unübliches Verfahren. In diesem MRI sehen viele den Beweis, dass auch die geistige Gesundheit des Präsidenten nicht mehr über alle Zweifel erhaben ist, zumal Trump gar nicht weiss, weshalb es durchgeführt wurde. «Ich habe keine Ahnung, weshalb ich analysiert wurde», bekennt er. «Aber was immer sie analysiert haben, sie haben es gut gemacht. Und sie haben mir danach versichert, es sei das beste Resultat, das sie je gesehen hätten.» Eine völlig unsinnige Feststellung, denn es gibt kein «bestes» MRI.
Offiziell will man von all dem nichts wissen. Auf das MRI angesprochen, erklärte Karoline Leavitt, die Sprecherin des Weissen Hauses: «Anders als das Weisse Haus unter Biden, das den kognitiven Zerfall von Joe Biden vertuscht hat, sind Präsident Trump und sein gesamtes Team bemüht, Transparenz über die Gesundheit des Präsidenten herzustellen, die sich übrigens in einem ausserordentlich exzellentem Zustand befindet.»
Tatsächlich ist es erstaunlich, dass der Zustand von Trumps Gesundheit nicht noch weit schlechter ist. Wie erwähnt ernährt sich der Präsident nicht nur blöd, anders als seine Vorgänger hält er auch nichts von körperlicher Ertüchtigung. Seine Begründung dafür ist bizarr: Trump geht davon aus, dass der Mensch wie eine Batterie eine bestimmte Menge von Energie zur Verfügung habe. Diese im Gym zu verbrauchen, sei daher nicht nur überflüssig, sondern gar schädlich, glaubt er. (Kein Witz.)
Das Verhalten des Präsidenten befeuert die Spekulationen weiter. Seine eh schon wirren Reden werden noch wirrer. So hat er jüngst fälschlicherweise behauptet, sein Onkel habe am MIT den Unabomber Ted Kaczynski unterrichtet und sei von dessen Intelligenz sehr beeindruckt gewesen. Beide, Onkel und Unabomber, waren tatsächlich einst an der renommierten technischen Hochschule anzutreffen, sie sind sich jedoch nie begegnet.
Trumps unersättlicher Wunsch nach Glamour treibt ebenfalls seltsame Blüten. So hat er zur allgemeinen Verblüffung am Oval Office eine in goldener Handschrift gehaltene Plakette anbringen lassen, auf der «Oval Office» steht. Ebenso hat er ein WC im Weissen Haus mit edlem Marmor ausstaffiert und den Rasen des Rosengartens zubetonieren lassen, von seinem überdimensionierten Ballroom gar nicht zu sprechen.
Sein politischer Instinkt scheint Trump ebenfalls verlassen zu haben. So wollen er und seine Republikaner die Subventionen für die Krankenkassenprämien auf Ende Jahr auslaufen lassen. Dabei sind die Mehrheit der Betroffenen Trump-Wähler, und sie werden bald jeden Monat daran erinnert, wem sie diese happigen Mehrausgaben zu verdanken haben. Kein Wunder also, dass Trumps Beliebtheitswerte implodiert sind.
Auch der Zickzack-Kurs des Präsidenten gegenüber Russland wird immer unverständlicher. Die Tatsache, dass sein unbeholfener Sonderbeauftragter Steve Witkoff sich – was den skandalösen Friedensvertrag betrifft – mit dem Kreml abgesprochen hat, macht die Sache nicht wirklich besser.
Mit der Drohung gegenüber den sechs demokratischen Politikern, welche in einem Video die Angehörigen der Streitkräfte daran erinnern, dass sie illegale Befehle verweigern dürfen, ist Trump ebenfalls in ein riesiges Fettnäpfchen getreten. Einer davon, Senator Mark Kelly, ist, im Gegensatz zu Trump, ein Kriegsheld – er hat als Kampfpilot mehrere Einsätze im Irak geflogen – und war als Astronaut auch im All unterwegs. Jetzt wird nicht der eingebildete «Landesverrat» Kellys zum Thema, sondern Trump wird einmal mehr an sein feiges Ausbüxen aus dem Vietnamkrieg erinnert.
Der Altersstarrsinn verschont auch Trump nicht. Matthew Dallek, Geschichtsprofessor an der George Washington University, erklärt deshalb: «Die Leute um ihn verhalten sich wie die Angestellten von Biden. Sie sprechen mit ihm, wie wenn sie sich in einer Fantasiewelt befinden würden. Mit ihrer Hilfe und derjenigen seiner Ärzte ist es Trump so gelungen, eine Fiktion über seine Gesundheit zu schaffen und die harte, kalte Wahrheit zu übertünchen, dass der Mann 79 Jahre alt ist und damit einer der Ältesten, die je im Oval Office sassen.»
