Es war gegen Ende des von der «Aargauer Zeitung» organisierten Rampe-Talks in Aarau zum Thema Krieg in der Ukraine, als der Chefredaktor Fabian Hägler die Frage stellte, die so viele Menschen beschäftigt:
Kurt Pelda, als Kriegsreporter von CH Media immer wieder vor Ort in der Ukraine, gab eine überraschend hoffnungsvolle Einschätzung: Es sei möglich, sagte er, dass den Russen demnächst der Atem ausgehe. «Sie müssen in diesem Jahr eine Entscheidung herbeiführen, sonst geraten sie in grosse wirtschaftliche Probleme.»
Die Banken seien in den letzten Jahren vom Staat gezwungen worden, die Kriegsmaschinerie mit Krediten zu versorgen. «Ein Kollaps des russischen Bankensektors kann die wirtschaftliche Katastrophe einleiten», sagte er. «Wir dürfen nicht vergessen: Russland ist wirtschaftlich nicht mal so gross wie Italien. Und Italien könnte sich diesen Krieg nicht leisten.» Es sei nur eine Frage der Zeit, bis ihn sich Russland nicht mehr leisten könne.
Erst wenn der Druck an allen Fronten erhöht werde, werde Russland einen Frieden verhandeln. Dies versuche US-Präsident Trump herbeizuführen, zum Beispiel mit Zöllen gegen Indien, das einen Grossteil des russischen Öls kauft und den Krieg indirekt mitfinanziert.
Gerade Trump aber lade gleichzeitig mit seiner Beschwichtigungspolitik Putin dazu ein, noch angriffiger zu werden. Gesehen habe man dies zuletzt bei den Drohnenangriffen auf Polen. Diese seien nichts Neues, sondern erstmals von den westlichen Medien aufgegriffen worden.
«Die Drohnen fliegen über die Donau. Manchmal greifen sie die ukrainischen Flusshäfen an, manchmal explodieren sie aber auch in Rumänien. Das geht schon seit Jahren so», erklärte Kurt Pelda. «Putin probiert aus, wie weit er die Nato-Staaten provozieren kann.» Rumänien habe zuerst das Gesetz ändern müssen, um die Drohnen überhaupt abschiessen zu dürfen. «So weit sind wir schon im Westen.»
Für ihn ist klar: Wenn man nicht zurückschiesst, werde Putin das Spiel immer weiter drehen und die Ukraine auch vom Westen her angreifen. «Je weicher der Westen reagiert, desto mehr wird Russland ermuntert, den Krieg aufs Baltikum auszuweiten.»
Um Schlimmeres zu verhindern, sei es wichtig, Putin jetzt schon klarzumachen, dass es Konsequenzen gibt. Zum Beispiel, indem Polen russische Basen angreift, etwa auf der Krim, von wo aus viele Drohnen starten. «Sonst verkalkuliert sich Putin erneut und das könnte zu einem richtig grossen Krieg führen in Europa. Das war schon bei Hitler so», sagte Kurt Pelda.
Mit ihm einverstanden gab sich die seit Jahrzehnten in der Schweiz lebende Ukrainerin Svitlana Altherr, die ebenfalls am Talk im Restaurant Rampe teilnahm. «Ich finde, dass man früher handeln sollte.» Vielleicht sei die Politik in Westeuropa noch nicht bereit, das Thema unverblümt und direkt anzusprechen. «Der Krieg ist ein Wettbewerb des Willens», sagte sie. «Sind wir noch im Dornröschenschlaf in Europa? Amerika hat sich verabschiedet, der Prinz kommt nicht mehr.»
Immerhin: Gemäss den Beobachtungen von Kurt Pelda in der Ukraine liefere Europa «jetzt wahnsinnig viel Kriegsmaterial», wie er sagte. Davon lese man im Westen wenig. «Es gibt ganz clevere Propagandaschachzüge, die man nicht sofort als solche erkennt. Da ist Russland sehr gut.» Zum Teil sei es auch die Narrative, die die USA oder China verbreiten, von wegen, dass der Einsatz für die Ukraine doch keinen Sinn mache.
Die Sozialen Medien hätten dies verstärkt. Vieles werde gar nicht geprüft und der Journalismus habe generell ein Problem mit mangelnden Mitteln, um Reporter vor Ort zu schicken. Insbesondere deutschsprachige Journalisten treffe er in der Ukraine selten an.
Der Bund will die Ukraine neu in sichere und unsichere Gebiete einteilen. Kurt Pelda ist dafür: Laut ihm werde der Flüchtlingstatus S von Roma und Sinti im ukrainischen Westen missbraucht. «Wenn man das nicht unterbindet, schwindet die Solidarität in der Bevölkerung gegenüber echten Flüchtlingen.»
Svitlana Altherr sieht die Sache differenzierter, wie sie sagte. «Es ist zwar absolut sinnvoll, dass der Status S jetzt überprüft wird.» Doch die Aufteilung in sichere und unsichere Regionen werde «zu einem Riesenaufwand» führen und hohe Kosten verursachen. Viele Frauen in der Ukraine seien ohnehin nicht bereit, zu fliehen. Einige hätten Männer an der Front und wollten diese nicht zurücklassen.
(aargauerzeitung.ch)
Das höre ich schon seit 2 Jahren. wenn der Handel über Drittstaaten nicht konsequent geahndet wird, ändert sich daran wohl eher wenig. Im Notfall kann Putin immer noch Sibirien an China verkaufen, ich würds ihm zutrauen.
Der Hinterhofschläger im Kreml versteht nur die Sprache der Gewalt, alles andere interpretiert er als Schwäche, und es ermutigt ihn immer noch einen Schritt weiter zu gehen, um den Westen zu testen.
Appeasement-Politik ist schon lange fehl am Platz, und die lethargischen Politiker bei uns im Westen geben mir echt zu denken, und machen mir auch Angst.
so wie jetzt, kann er, wie auch Israel, sich alles erlauben, da nichts geschieht.