Den Alptraum eines jeden Hochseeseglers hat ein 62 Jahre alter Franzose im Atlantik erlebt: Nachdem sein zwölf Meter langes Boot «Jeanne Solo Sailor» am Montag vor der Nordwestküste Spaniens gekentert war, musste er 16 Stunden im eisigen Wasser und in einer Luftblase auf Rettung warten, die stündlich kleiner wurde. «Wenn ich mir heute anschaue, wie zerstört das Boot ist, weiss ich nicht, wie ich überlebt habe», sagte Laurent Camprubi am Donnerstag im Interview der Zeitung «La Voz de Galicia». Auch der spanische Seerettungsdienst sprach von einer wundersamen Aktion, die wegen der Dunkelheit und stürmischer See «am Rande des Unmöglichen» war.
Die Luftblase habe sich allein zwischen dem späten Montagabend und Dienstagmorgen «von 70 auf 30 bis 40 Zentimeter» halbiert, erzählte Camprubi. «Es war ein Rennen gegen die Zeit.» Im eisigen Wasser konnte er ausserdem nach Angaben von Experten nur deshalb überleben, weil er zum Zeitpunkt des Unfalls einen Neoprenanzug trug.
Die Zeit bis zur Rettung am Dienstagmittag durch Taucher und einen Hubschrauber des Seerettungsdienstes habe er aber auch nur deshalb überstehen können, weil er ständig an seine Frau und seine fünf Kinder im Alter zwischen drei Monaten und 37 Jahren gedacht habe, versicherte der Mann aus Marseille. Dem 62-Jährigen geht es nun gut.
Der Franzose erzählte, er habe an einer Regatta zwischen St. Malo und den Antillen in der Karibik teilgenommen, als der Unfall rund 15 Seemeilen vor der Küste der spanischen Region Galicien passiert und ein automatischer Notruf abgesetzt worden sei. Wie auf einem Video des Seerettungsdienstes zu sehen ist, schlug der Franzose während der Rettungsaktion mehrfach gegen die Innenseite seines Schiffes, um den Einsatzkräften mitzuteilen, dass er am Leben war.
Nach der Rettung habe er umgehend mit seiner Ehefrau am Telefon gesprochen – sozusagen: «Ich konnte nicht sprechen, wir konnten beide nur weinen. Es war ein unglaubliches Gefühl.» Nun wolle er sein Leben «nicht mehr riskieren» und seiner Familie mehr Zeit widmen. Er werde nicht mehr an gefährlichen Einhandregatten auf den Ozeanen teilnehmen und künftig allenfalls im Mittelmeer segeln. Am Freitag wollte er zurück zu seiner Familie in Marseille fliegen. (sda/dpa)