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Freundin getötet: Ex-Spitzensportler Pistorius soll freigelassen werden

Freundin getötet: Ex-Spitzensportler Pistorius soll auf Bewährung freigelassen werden

24.11.2023, 12:3324.11.2023, 14:22
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Nur noch wenige Wochen, dann ist der wegen Totschlags verurteilte frühere Spitzensportler Oscar Pistorius frei. Am 5. Januar soll er aus den Toren des Gefängnisses in der Hauptstadt Pretoria treten dürfen – gut zehn Jahre, nachdem er seine damalige Freundin Reeva Steenkamp tötete.

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Oscar Pistorius 2013 vor Gericht. Bild: keystone

Die Bewährung sei ihm als «Ersttäter mit einem positiven Unterstützungssystem» bewilligt worden, teilte die südafrikanische Justizvollzugsanstalt am Freitag nach einer Anhörung mit.

Pistorius hatte die damals 29-jährige Steenkamp, ein Model mit Jura-Studium, in der Nacht zum Valentinstag 2013 mit vier Schüssen durch die Toilettentür seiner Villa getötet. Das Verfahren gegen den unterhalb beider Knie amputierten Sprintstar zog sich über Jahre und ging durch mehrere Instanzen.

Je mehr das Gericht die Abläufe der tödlichen Nacht aufdröselt, desto grösser das Entsetzen der Öffentlichkeit. Pistorius sagte damals aus, er habe mehrfach gefeuert, weil er hinter der Tür einen Einbrecher befürchtet habe. Doch die Beweislage sprach gegen ihn.

Pistorius erhielt eine Haftstrafe von 13 Jahren und 5 Monaten. Von dieser hat der heute 37-Jährige etwa die Hälfte abgesessen. Nach südafrikanischem Gesetz hatte er damit automatisch Anspruch auf eine Bewährungsanhörung.

Der Zeitraum der Bewährung belaufe sich auf fünf Jahre, sagte Rob Matthews, der Anwalt von June Steenkamp, der Mutter der getöteten Reeva Steenkamp. Pistorius werde bis Januar ein Reintegrationsprogramm innerhalb der Haftanstalt durchlaufen. Zu den Bewährungsauflagen gehörten eine Therapie zur Aggressionsbewältigung sowie gemeinnützige Arbeit im Bereich geschlechtsspezifische Gewalt, so Matthews. Pistorius werde demnach zunächst im Haus seines Onkels in Pretoria wohnen, welches er nicht ohne Erlaubnis der Behörden verlassen dürfe.

June Steenkamp hatte für die Anhörung am Freitag eine schriftliche Erklärung eingereicht, die ihr Anwalt den vor dem Gefängnis versammelten Medien vorlas. «Ich glaube nicht Oscars Version, dass er die Person auf der Toilette für einen Einbrecher hielt», hiess es darin. Sie sei auch nicht überzeugt, dass Pistorius rehabilitiert sei, weil er nie die Wahrheit eingestanden habe.

Ihr Leben sei seit der Tötung ihrer Tochter «ein endloses schwarzes Loch aus Schmerz und Einsamkeit», das niemals gefüllt werden könnte, schrieb June Steenkamp. Ihr im September verstorbener Ehemann Barry, der kurz nach dem Prozessbeginn einen Schlaganfall erlitten habe, sei an einem gebrochenen Herzen gestorben.

Vor der Tat, die alles änderte, führte Pistorius buchstäblich ein goldenes Leben und stand auf dem Zenit seiner Karriere. Bei den Paralympischen Spielen 2012 hatte er auf eigens angefertigten Karbon-Prothesen sechs Goldmedaillen gewonnen.

Ihm waren einst als Kind wegen eines Gen-Defekts die Beine unterhalb der Knie amputiert worden. Die L-förmigen Spezial-Prothesen, mit denen er seinen Mitstreitern davon sprintete, verpassten ihm den Spitznamen Blade Runner. Es war die Geschichte eines Mannes, der trotz widriger Umstände mit harter Arbeit Grosses vollbrachte.

Pistorius und Reeva Steenkamp galten damals als Traumpaar: der erfolgreiche, ehrgeizige und markante Sportstar mit der bildhübschen, intelligenten Freundin, die sich öffentlich für Frauenrechte einsetzte. Sie waren Teil der Elite des Landes, feierten wilde Partys, fuhren schnelle Autos.

Doch was Südafrikanern wie ein Märchen schien, endete als Alptraum. Aus der gefeierten Ikone Pistorius wurde ein verschmähter Totschläger. Was der gefallene Star nun mit dem Rest seines Lebens machen wird, das weiss noch niemand. (sda/dpa)

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7 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Snowy
24.11.2023 13:06registriert April 2016
Was an seinem Verhalten genau "positiv" bewertet werden kann, erschliesst sich mir nicht.

Er hat nie Reue gezeigt und versucht sich auch heute noch als unschuldiges Justizopfer hinzustellen, der seine Freundin beschützen wollte
Noch immer stellt er sich auf den Standpunkt, er hätte 4x in die verschlossene Badezimmertür gefeuert (wohin sich seine Freundin nach einem gewalttätigen Streit verbarrikadiert hatte), weil er glaubte darin befände sich ein Einbrecher...

So jemand sollte nicht vorzeitig aus der Haft entlassen werden, da zentrale Elemente, die Reue und das Schuldeingeständnis, fehlen.
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manuel0263
24.11.2023 13:43registriert Februar 2017
Eine frühzeitige Entlassung auf Bewährung ist schwer zu verstehen. Seine Erklärung war damals dermassen unlogisch und an den Haaren herbeigezogen...ich wache nachts auch oft auf, meine Partnerin liegt nicht neben mir und ich schiesse dann viermal durch die verschlossene Badezimmertür, weil ich angeblich irgendwelche Geräusche gehört haben will.
Seither kam von ihm keinerlei Reue oder Einsicht. Im Gegenteil, er wollte (und will wahrscheinlich) sich noch als Justizopfer darstellen.
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