«Ich werde der Präsident sein, der immer wieder zum nationalen Dialog aufruft, natürlich mit unseren Vorstellungen, aber ich werde auch zuhören», sagte der frühere Verwaltungschef des Departments Canelones. «Ich werde der Präsident sein, der ein stärker integriertes Land aufbaut. Wir werden niemanden zurücklassen, weder wirtschaftlich noch sozial oder politisch.»
Der ehemalige Lehrer kam bei der Abstimmung am Sonntag auf knapp 50 Prozent der Stimmen, sein konservativer Konkurrent Álvaro Delgado auf etwa 46 Prozent. Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva, der paraguayische Staatschef Santiago Peña und die neue mexikanische Präsidentin Claudia Sheinbaum gratulierten Orsi.
Uruguays scheidender konservativer Präsident Luis Lacalle Pou schrieb auf der Nachrichtenplattform X, er habe Orsi angerufen, um ihn zum Wahlsieg zu beglückwünschen. Der beliebte Amtsinhaber durfte gemäss Verfassung nicht erneut antreten.
«Traurig, aber ohne Schuldgefühle, können wir demjenigen gratulieren, der gewonnen hat - aufrichtig und aus vollem Herzen», sagte Orsis konservativer Rivale Delgado laut der Zeitung «El Observador» vor seinen Anhängern: «Im politischen Leben werden Wahlen gewonnen und verloren. Es ist eine Sache, Wahlen zu verlieren, es ist eine andere, besiegt zu werden. Wir sind nicht besiegt worden.»
Er wolle eine Botschaft der Ruhe und des Friedens senden. Sein Kontrahent Orsi halte nun die Schlüssel für einen nationalen Konsens in der Hand.
Orsi hatte im Wahlkampf angekündigt, die Armut zu bekämpfen und entschlossen gegen Korruption vorzugehen. Er wird sein Amt am 1. März kommenden Jahres antreten. «Wir werden jeden Tag sehr hart arbeiten und niemals nachlassen, um das Uruguay aufzubauen, das wir alle verdienen», sagte der 57-Jährige.
Orsi wird der erste Präsident des Linksbündnisses Frente Amplio sein, der über keine eigene Mehrheit im Parlament verfügt. Zwar kontrolliert die linke Koalition den Senat, in der Abgeordnetenkammer verfügt sie allerdings nur über 48 der 99 Sitze.
Die Inflation in Uruguay ist recht niedrig, die Reallöhne haben sich erholt und die Arbeitslosigkeit ist gering. Gemeinsam mit Brasilien, Argentinien und Paraguay bildet Uruguay das südamerikanische Wirtschaftsbündnis Mercosur, das derzeit mit der Europäischen Union über ein Freihandelsabkommen verhandelt.
Im Wahlkampf ging es unter anderem um die Sicherheits- und Wirtschaftslage - von harten Auseinandersetzungen sahen die Kandidaten allerdings ab. Im von starker Polarisierung, politischer Gewalt und autoritären Tendenzen gezeichneten Lateinamerika gilt Uruguay mit seinen knapp 3,5 Millionen Einwohnern als demokratisches Musterland. Seit der Rückkehr zur Demokratie vor 40 Jahren wechseln sich Mitte-Rechts- und Mitte-Links-Regierungen ab. (dab/sda/dpa)