«Russland versucht, ethnische Säuberungen - Sie können das schreiben, ethnische Säuberungen - im Norden Latakias auszuführen», sagte Ministerpräsident Ahmet Davutoglu am Mittwoch bei einem Gespräch mit Korrespondenten westlicher Medien in Istanbul.
«Sie wollen dieses Gebiet ethnisch säubern, damit die Basen des Regimes und Russlands in Latakia und Tartus geschützt werden», sagte der türkische Regierungschef weiter. Russland wolle die turkmenische und die sunnitische Bevölkerung aus der Region vertreiben. Die russischen Einsätze richteten sich gegen jene Volksgruppen, die «keine guten Beziehungen zum Regime» hätten.
Russland kämpfe nicht gegen IS. «Russland unternimmt Operationen gegen die moderate Opposition besonders in Asas», sagte Davutoglu. In Asas kämpfe die Opposition aber gar nicht gegen das Regime, sondern gegen den IS. «Wer profitiert davon? Daesch (IS), nicht das Regime», sagte Davutoglu.
Seine Regierung sei «verärgert und enttäuscht» über die russischen Luftangriffe in Syrien, die einen neuen Ansturm von Flüchtlingen auslösen könnten.
Die Beziehungen zwischen der Türkei und Russland sind sehr angespannt, seit die Türkei am 24. November einen russischen Kampfjet an der syrischen Grenze abgeschossen hatte.
Der russische Aussenminister Sergej Lawrow reagierte auf die Vorwürfe Davutoglus, indem er seinerseits der Türkei vorwarf, IS-Terroristen zu unterstützen. Unter anderem würden mit dem Wissen Ankaras verletzte Kämpfer in der Türkei medizinisch versorgt, sagte Lawrow der Agentur Interfax zufolge.
Der russische UNO-Botschafter Witali Tschurkin warnte die Türkei vor einer Eskalation der Lage in Nahost etwa durch eine mögliche Entsendung von Soldaten nach Syrien. Russland erwarte, dass Ankara in Syrien keine neuen «unbesonnenen Schritte» unternehme. (sda/dpa/reu/cma)