Nach dem plötzlichen Umsturz in Syrien befindet sich der Baschar al-Assad auf der Flucht – und durch sein Anwesen spazieren sowohl Kämpfer als auch ganz normale Syrer. Online kursieren Videos der Schaulustigen und dokumentieren den Reichtum, in dem der syrische Diktator die letzten Jahre gelebt hat.
Aufnahmen, die wohl authentisch sein sollen, halten so zum Beispiel eine kleine Tour durch Assads Privatgarage fest. Dabei unter anderem zu sehen: ein Rollys Royce, mehrere BMWs, einen Lamborghini und ein Ferrari F50. Wie das «Manager Magazin» schreibt, soll letzterer alleine schon etwa drei Millionen US-Dollar wert sein. Insgesamt standen in der Garage wohl mehr als 40 Luxusautos.
In anderen Videos ist zu sehen, wie die Besucher in dem laut «Spiegel» etwa 31.5000 Quadratmeter grossen Palast auf ein Raum voller Gemälde stossen oder einen über und über mit Fleisch gefüllten Kühlschrank öffnen.
Das Vermögen von Baschar al-Assads genau zu beziffern, bleibt dennoch mit Spekulationen verbunden – als sicher gilt nur, dass es sich um enorme Summen handelt. Das US-amerikanische Verteidigungsministerium schätzt es 2022 etwa auf ein bis zwei Milliarden Dollar – und unterstreicht noch einmal, dass klare Aussagen nicht wirklich möglich sind.
Deutlich grösser wird diese Summe, wenn man das Vermögen der ganzen, sich seit 1970 an der Macht befindenden, Familie in den Blick nimmt. Wieder gehen die Zahlen auseinander – die meisten Schätzungen liegen aber im zweistelligen Milliardenbereich. Wenn man etwa der saudischen Zeitung «Elaph» glauben möchte, beläuft sich das Vermögen der Familie auf 200 Tonnen Gold, 16 Milliarden Dollar und 5 Milliarden Euro. Die Zeitung verweist für diese Zahlen auf Informationen des britischen MI6.
Ganz generell lässt sich sagen, dass Assads Familie grosse Teile der syrischen Wirtschaft kontrollierte. Assads Cousin Rami Makhlouf besass etwa wenigstens zeitweise das grösste Mobilfunkunternehmen Syriens – und ausserdem auch Banken und Immobilienunternehmen. Besonders wichtig war er für Baschar al-Assad aber aus einem anderen Grund: Wie das «Manager Magazin» schreibt, hat er die Milliarden des Ex-Herrschers ins Ausland transferiert.
Der Reichtum der Familie Assad hatte unterschiedliche Quellen. Wie die «Financial Times» schreiben, haben die Assads einen grossen Teil des syrischen Schwarzmarkts kontrolliert und auch über den Handel von «Captagon» Geld gemacht. Dabei handelt es sich um ein vor allem im arabischen Raum konsumiertes Aufputschmittel – Syrien ist der wichtigste Produzent der Droge. Beobachter Malik al-Abdeh bringt die Strukturen gegenüber der Zeitung so auf den Punkt: Es war unter den Assads «wie wenn die Mafia einen Staat führt».
Eine andere Geldquelle sollen für Assad die Industriellen seines eigenen Landes gewesen sein. «Financial Times» schreiben, dass er unter dem wirtschaftlichen Druck der Corona-Pandemie grossflächig angefangen habe, Industrielle zu enteignen und ihr Vermögen zu übernehmen.
Dieses Schicksal traf schliesslich auch Makhlouf. 2020 kam es zu einem Zerwürfnis zwischen Assad und seinem Cousin. Makhlouf wurde unter Hausarrest gestellt, sein Vermögen ging wohl an den ehemaligen Herrscher über.