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Türkei

«Susamam»: Video sorgt in der Türkei für Wirbel

«Ich kann nicht schweigen» – dieses Video sorgt in der Türkei gerade für ziemlich Wirbel

10.09.2019, 13:5811.09.2019, 16:39
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Ein Rap-Video mit dem Titel «Ich kann nicht schweigen» hat in der Türkei für grosses Aufsehen gesorgt. Rund 17 Millionen Nutzer riefen den Song innerhalb von fünf Tagen auf der Plattform Youtube auf. «Das ganze Projekt hat sich zu einem Sprachrohr für die Menschen im Land entwickelt. Die Leute haben die Schnauze voll», sagte der in Berlin geborene Rapper Fuat Ergin – der an dem Projekt beteiligt war – der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag. Regierungsnahe Medien kritisierten das Video scharf.

Der 15-minütige Song «Susamam» war erstmals vergangen Woche veröffentlicht worden. 18 Musiker um den Rapper Saniser singen über verschiedene Themen. Es geht um Morde an Frauen, Umweltzerstörung, aber auch um Missstände in der Politik.

Das Video wurde zur Sensation, denn in der türkischen Gesellschaft trauen sich aus Angst vor Strafverfolgung nur noch wenige, Missstände anzuprangern. Zeilen wie: «Wenn sie Dich eines Nachts zu Unrecht holen, dann kannst Du noch nicht mal einen Journalisten finden, der darüber schreibt. Sie sitzen alle im Knast!», wurden in den sozialen Medien vielfach geteilt. Die Musiker sehen aber auch die Türken selbst in der Verantwortung. Saniser rappt an einer Stelle: «Du hast Deine Stimme nicht erhoben, also bist Du schuld!»

Direkten Bezug auf die Regierung nehmen die Musiker nicht. Die regierungsnahe Zeitung «Yeni Safak» griff sie am Wochenende dennoch an und bezeichnete das Video der «sogenannten Künstler» als «Gemeinschaftsproduktion» der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK und der Gülen-Bewegung, die beide als Terrororganisation eingestuft sind.

Ziel sei nicht gewesen, die Regierung zu kritisieren, sondern vielmehr das Bewusstsein für «Brennpunkte» in der türkischen Gesellschaft und auf der Welt zu schärfen, sagte Fuat Ergin. «Die Themen, die wir angesprochen haben, sind global.» Die Menschen in der Türkei hätten lange geschwiegen. (aeg/sda/dpa)

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28 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Dani B.
10.09.2019 15:00registriert August 2018
Ich kenne das Schweigen selbst in der Schweiz.
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Denk-mal
10.09.2019 16:23registriert August 2015
Interessantes Erlebnis, welches querverbunden mit der Türkei zu tun hat. Ich ging zum Chinesen Essen. 30Jahre lebt das Paar als "selbstständige Unternehmer" mit 2 Jungs, welche erfolgreich in Berufen stehen. Wir sprachen über Honkong. Die Wirtin sagte, dass Peking dort endlich aufräumen sollte..., ich glaubte nicht richtig zu checken! Hörte von ihnen, dass sie nur die Nachrichten aus China verfolgen. Mir ging ein Licht auf und verstehe nun wieso so viele Türken i.d. Schweiz + Deutschland, Erdogan Wähler sind, oder Orban Wähler (Ungaren) meine Schwager sind aus Ungarn. Das ist doch interessant!
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Bababobo
10.09.2019 15:29registriert September 2015
Ich hatte Tränen in den Augen, vor Freude. Vor Freude, dass es immer noch Leute gibt die trauen sich etwas zu sagen obwohl sie wissen, was ihnen drohen könnte.
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