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«Starship»-Start geglückt, Flug aber nicht – Rakete explodiert

epa10982439 The SpaceX mega rocket Starship takes off from a test base Boca Chica, Texas, USA, 18 November 2023. This is the second attempt to test mega rocket Starship. EPA/ADAM DAVIS
Mit einer Gesamthöhe von 120 Metern ist das «Starship» grösser als die Freiheitsstatue. Es ist das leistungsstärkste je gebaute Raketensystem.Bild: keystone

«Starship»-Start geglückt, Flug aber nicht – Rakete explodiert

18.11.2023, 13:4218.11.2023, 19:40
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Das grösste jemals gebaute Raketensystem der Raumfahrtgeschichte hat auch einen zweiten Testflug nicht abschliessen können.

Die erste Raketenstufe des unbemannten «Starship» explodierte am Samstag wenige Minuten nach dem Start vom Weltraumbahnhof des privaten Raumfahrtunternehmens SpaceX von Elon Musk im US-Bundesstaat Texas, wie Live-Bilder zeigten.

Kurz darauf teilten die Kommentatoren des Live-Streams von SpaceX mit, dass davon ausgegangen werde, dass auch die zweite Raketenstufe explodiert sei.

Was ist genau passiert?

Bereits bei einem ersten Testflug im April war ein «Starship» kurz nach dem Start explodiert. Beim zweiten Test wurden nun immerhin einige Meilensteine mehr erreicht:

  • Wenige Minuten nach dem Start trennten sich die beiden Raketenstufen, das war beim ersten Test nicht gelungen.
  • Die untere Raketenstufe explodierte aber kurz danach aus zunächst unbekannter Ursache und landete nicht wie geplant im Golf von Mexiko.

Die obere Raketenstufe flog eine Zeit lang weiter. Dann hiess es im Live-Stream, das Signal sei abgebrochen und man gehe davon aus, dass auch die obere Raketenstufe explodiert sei.

Ob die Raketenstufe von selbst explodierte und wenn ja, aus welcher Ursache, oder ob die Ingenieure sie aus Sicherheitsgründen automatisch explodieren liessen, blieb zunächst unklar. Eigentlich hätte sie weiter in die Höhe steigen und nach rund anderthalb Stunden im Pazifik landen sollen.

Der zweite Teststart mit einem «Starship» war ursprünglich für Freitag angesetzt gewesen, wurde dann aber auf Samstag verschoben. Elon Musk, dessen Firma SpaceX das Raketensystem «Starship» entwickelt und gebaut hat, gab an, es habe noch eine Antriebseinheit an einer Steuerfläche ausgetauscht werden müssen.

Der Flugplan von Starhip 2
So sieht der geplante Flugablauf vom «Starship» aus. Bild: spacex

Wie reagieren die Verantwortlichen?

Es sei ein «aufregender» Teststart gewesen, kommentierte SpaceX am Samstagnachmittag via Kurznachrichtendienst X, der ebenfalls Musk gehört:

«Der Erfolg eines Tests wie diesem hängt davon ab, was wir lernen, und der heutige Test wird uns dabei helfen, die Zuverlässigkeit von »Starship« zu verbessern, während SpaceX versucht, das Leben multiplanetarisch zu machen.»

Musk gratulierte via X dem gesamten SpaceX-Team, ebenso wie Bill Nelson, Chef der US-Raumfahrtbehörde Nasa.

«Die Raumfahrt ist ein kühnes Abenteuer, das eine Macher-Mentalität und wagemutige Innovation verlangt», schrieb Nelson. Und weiter:

«Der heutige Test ist eine Chance, zu lernen – und dann erneut zu fliegen. Gemeinsam werden die Nasa und SpaceX die Menschheit zurück zum Mond, zum Mars und darüber hinaus bringen.»
SpaceX's mega rocket Starship launches for a test flight from Starbase in Boca Chica, Texas, Saturday, Nov. 18, 2023. (AP Photo/Eric Gay)
Gestartet wurde von der «Starbase» in Boca Chica, Texas.Bild: keystone

SpaceX hatte schon im Vorfeld mitgeteilt, dass dies nur ein zweiter von sehr vielen zu erwartenden Tests sei und dass es vor allem darum gehe, Daten zu sammeln – ganz im Sinne der Firmenphilosophie: «Wenn nichts schiefgeht, gibt es noch Verbesserungsmöglichkeiten.»

Musk bezeichnete schon den ersten Versuch nicht als Rückschlag, sondern ordnete ihn als «aufregenden Teststart» ein.

Was wurde seit dem ersten Fehlschlag verbessert?

Mitte April war erstmals ein «Starship» zu einem unbemannten Teststart aufgebrochen – und vier Minuten später taumelnd explodiert und zerbrochen.

Die US-Flugaufsichtsbehörde FAA hatte den Vorfall untersucht und als Bedingung für einen solchen nächsten Teststart zahlreiche Verbesserungsmassnahmen angemahnt.

SpaceX teilte mit, zahlreiche Verbesserungen und Veränderungen umgesetzt zu haben. Die FAA hatte daraufhin grünes Licht gegeben.

Was hat SpaceX mit dem «Starship» vor?

Das «Starship» – bestehend aus dem rund 70 Meter langen Booster «Super Heavy» und der rund 50 Meter langen ebenfalls «Starship» genannten oberen Stufe – soll bemannte Missionen zu Mond und Mars ermöglichen. Das System ist so konstruiert, dass Raumschiff und Rakete nach der Rückkehr auf die Erde wiederverwendet werden können.

Das insgesamt rund 120 Meter lange System soll künftig weit über 100 Tonnen Ladung transportieren können. Mit dem «Starship» will die Nasa Astronauten auf den Mond bringen.

SpaceX hofft, eines Tages bis zum Mars zu kommen.

(cpf/sda/dpa)

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64 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Bynaus
18.11.2023 14:54registriert März 2016
Beide Stufen wurden wohl vom Flugabbruchsystem gesprengt - Grund noch unbekannt. Aber alles andere war nahezu perfekt: perfekter Start ohne "Trümmertornado", alle 39 Raptors an, "hot staging" (Stufentrennung mit aktivierten Triebwerken auf der Oberstufe) auf Anhieb perfekt, Flug beider Stufen nominal bis zur Sprengung. Ein grosser Fortschritt gegenüber dem ersten Mal, aber natürlich noch nicht da, wo man hinwill.
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Pierre Michel (0.69 HQ)
18.11.2023 14:16registriert Juli 2021
Nur heute: zwei zum Preis von einem.
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vadrome
18.11.2023 15:05registriert November 2015
Da ich schon wieder Kommentare sehe, die diesen Launch als Fehlschlag abtun.

SpaceX leistet Pionierarbeit. Das ist immer ein Prozess, und dieser besteht hauptsächlich aus Trial & Error bis es dann mal irgendwenn (hoffentlich) zuverlässig funktioniert.

Ein kleines aber sehr gutes Beispiel davon findet sich auf dem Youtube Kanal von SpaceX. Dort ist genau dieser Prozess bei der Entwicklung der Falcon-Booster, die heutzutage verlässlich fliegen & landen, zu beobachten:
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