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Russland will zahlreiche Immobilien auf der Krim versteigern

Krim, Baklawa-Bucht
Halbinsel Krim: die Bucht von Balaklawa.Bild: Flickr

Um Staatskasse aufzufüllen: Russland will zahlreiche Immobilien auf der Krim versteigern

Russland will nach eigenen Angaben knapp 100 Immobilien auf der Halbinsel Krim verkaufen. Örtliche Behörden werben mit angeblichem Eigentum des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj.
16.09.2023, 13:3118.09.2023, 15:07
Julius Zielezinski, Marianne Max / t-online
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t-online

Russland will rund 100 Immobilien auf der ukrainischen Halbinsel Krim verkaufen. Die bereits verstaatlichten Grundstücke sollen bald veräussert werden, schreibt Wladimir Konstantinow, Sprecher der russischen Behörden auf der Krim im Kurznachrichtendienst Telegram. Russland hatte die Krim bereits im Jahr 2014 völkerrechtswidrig annektiert. Seit dem gilt sie zusammen mit der Krim-Brücke, die die Halbinsel mit dem russischen Festland verbindet, als Prestigeobjekt des russischen Präsidenten Wladimir Putin.

Wie Konstantinow nun schreibt, solle der Verkauf dem Staatshaushalt mehr als 815 Millionen Rubel (knapp 8 Millionen Euro) einbringen. Die Immobilien, die ursprünglich ukrainisches Eigentum waren, wurden bereits vor der Auktion durch die russischen Behörden verstaatlicht. Unter den jetzt zur Versteigerung angebotenen Gebäuden soll nach Angaben Konstantinows auch ein Grundstück sein, welches angeblich dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj gehören soll. Ob es sich tatsächlich um ein Grundstück Selenskyjs handelt, lässt sich jedoch nicht überprüfen.

Staatskasse wieder auffüllen

Über Selenskyjs Vermögen kursieren sei dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine immer wieder Falschmeldungen. So hiess es wahlweise, Selenskyj habe ein Privatvermögen von 1.2 Milliarden Euro, dann war von 800 Millionen Dollar die Rede.

Russian President Vladimir Putin meets with Amur Region Governor Vasily Orlov in Amur region, Russia, on Wednesday, Sept. 13, 2023. (Mikhail Metzel, Sputnik, Kremlin Pool Photo via AP)
Die russische Staatskasse soll durch den Verkauf aufgefüllt werden: Präsident Wladimir Putin. Bild: keystone

Mit Ausnahme einer Villa in Italien gibt es jedoch keine glaubwürdigen Quellen oder Belege über Selenskyjs Vermögen. Das US-Magazin «Forbes» schätzt es mit knapp 20 Millionen US-Dollar (18.6 Millionen Euro) deutlich kleiner und schreibt, dass Selenskjy im Gegensatz zu seinem Vorgänger nie Milliardär gewesen sei. Auch legte der ukrainische Präsident laut der staatlichen Nachrichtenagentur Ukrinform etwa sein Gehalt für das Jahr 2020 offen, um Transparenz zu schaffen.

Mit den Versteigerungen erhofft sich Russland offenbar, seine Staatskasse wieder aufzufüllen – denn die hat seit dem Angriffskrieg gegen die Ukraine unter westlichen Sanktionen und dem Rückzug zahlreicher Unternehmen gelitten. Angaben aus Brüssel zufolge schrumpfte die russische Wirtschaftsleistung 2022 um 2.1 Prozent. Doch seit diesem Frühjahr scheint sie sich erholt zu haben: Im April wuchs das russische Bruttoinlandsprodukt Schätzungen zufolge um 3.6 Prozent, im Mai sogar um 5.8 Prozent.

Kämpfe um Krim

Die aktuell positive Wachstumsprognosen gelten jedoch vor allem für jene Branchen, die am militärisch-industriellen Komplex beteiligt sind, also in Verbindung mit der vom Kreml forcierten Kriegswirtschaft stehen, so der russische Ökonom Igor Lipsits in einem Gespräch mit der «WirtschaftsWoche». Andere wichtige Branchen stünden laut dem Experten dagegen vor einer «dramatischen Abwärtsdynamik». Mehr dazu lesen Sie hier.

Ob die russischen Behörden ihr Vorhaben tatsächlich umsetzen können, und Abnehmer für die Immobilien finden, ist unklar. Die Krim gilt im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine als Hauptziel der ukrainischen Armee. Im Zuge einer laufenden Gegenoffensive will Kiew neben weiteren besetzten Gebieten auch die Krim befreien. Auf die Halbinsel, die auch für Russland ein wichtiger Teil seiner Militärstrategie ist, wurden in den vergangenen Wochen daher immer wieder Angriffe durch die Ukraine ausgeübt. So beschädigte die ukrainische Armee erst in der Nacht zum Donnerstag zwei russische Schiffe nahe der Halbinsel.

Verwendete Quellen:

  • Nachrichtenagentur Reuters
  • dpa-factchecking.com "Keine Belege für Behauptungen über Selenskyjs Vermögen und Eltern"
  • wiwo.de: "42 Prozent der russischen Unternehmen finden keine Arbeitskräfte mehr" (kostenpflichtig)
  • gorund.news: "Igor Lipsits, one of the founders of the Higher School of Economics, announced his dismissal from the university" (englisch)

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52 Kommentare
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MartinZH
16.09.2023 14:08registriert Mai 2019
Dieser Schritt zeigt m.E. ganz klar, dass der Kreml die Krim politisch und militärisch aufgegeben hat. Und jetzt noch schnell Kasse machen ... Unglaublich dreist, dass der Kreml wirklich glaubt, dass dies in RuZZland niemand merken würde. 🤦🏻‍♂️
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Nirantali
16.09.2023 13:57registriert Juli 2020
Das ist nichts anderes als Diebstahl und Hehlerei.
Quasi noch schnell verschachern, bevor dann die rechtmässigen Eigentümer zurückkommen. Wer so etwas kauft, soll sich einfach nicht wundern wenn dann später sehr unangenehmer Besuch vorbeikommt.
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ChriLu14
16.09.2023 14:05registriert Mai 2022
Au ja - ich will unbedingt eine potentielle Bombenruine von Russland kaufen - was für ein "Schnäppchen" .. ;-)
Zu den Zahlen des Bip - woher kommt die Steigerung ?
ein Tipp : Im Moment gehen 30 % der Staatsausgaben in die Rüstung - Bildung, Gesundheitswesen und Infrastruktur wurden dafür massiv gekürzt .
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