Der russische Finanzminister Anton Siluanow hat die Abhängigkeit Russlands von Drohnen aus China eingeräumt. «Im Grunde kommen alle unsere Drohnen aus der Volksrepublik China», sagte der Minister bei einer Sitzung des Haushaltsausschusses des russischen Parlaments. Derweil kam Russlands Präsident Wladimir Putin am Dienstagmorgen zum Seidenstrassen-Gipfel in Peking an, wo er auch Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping treffen will. Bundesaussenministerin Annalena Baerbock versprach der Ukraine und deren kleiner Nachbarrepublik Moldau trotz der Krise im Nahen Osten anhaltende Unterstützung im Abwehrkampf gegen Russland.
Nach Angaben Siluanows soll die russische Produktion von zivilen Drohnen ausgeweitet werden. Dafür sehe der Staatshaushalt mehr als 60 Milliarden Rubel (rund 585 Millionen Euro) vor.
Als Antwort auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine verhängte der Westen Sanktionen gegen Moskau, die unter anderem den Import und Bau ziviler und militärischer Drohnen erschweren sollten. China hatte bereits im Frühjahr angegeben, den Export sogenannter Dual-Use-Güter nach Russland, die zivil und militärisch verwendet werden können, kontrollieren zu wollen. Ab September erliess das chinesische Handelsministerium zudem Beschränkungen für den Export von zivilen Langstreckendrohnen, die für «nicht friedliche Zwecke» genutzt werden könnten, nach Russland.
Kommerzielle Drohnenmodelle werden nach Berichten russischer und ukrainischer Medien häufig von beiden Seiten für den Kriegseinsatz modifiziert. Ihre Bedeutung für das Kampfgeschehen gilt als hoch.
Putin landete am Dienstagmorgen zum Seidenstrassen-Gipfel in Peking. Das berichtete das chinesische Staatsfernsehen. Putin wird im Rahmen des internationalen Gipfels zum chinesischen Investitions- und Infrastrukturprojekt «Neue Seidenstrasse» auch Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping treffen. China ist ein wichtiger Partner Russlands und hat dem Land in seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine bislang Rückendeckung gegeben, indem sich die Volksrepublik nach aussen hin neutral positionierte.
Baerbock versprach der Ukraine und Moldau anhaltende Unterstützung: «So sehr uns die Krisendiplomatie dieser Tage fordert, wir weichen keinen Zentimeter in unserer Unterstützung für die Ukraine und unsere Partner in Europas Osten wie Moldau», erklärte die Grünen-Politikerin am Montag angesichts des Hamas-Angriffs auf Israel vor ihrem Flug zur vierten Moldau-Unterstützerkonferenz. Das Treffen findet an diesem Dienstag in Chisinau statt, der Hauptstadt Moldaus.
Die Moldau-Plattform war im April 2022 von Baerbock zusammen mit Frankreich und Rumänien als Reaktion auf den russischen Angriff auf die Ukraine ins Leben gerufen worden. Bei den drei Geber-Konferenzen 2022 waren mehr als eine Milliarde Euro für Moldau zusammengekommen.
In seiner abendlichen Videoansprache sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Montag mit Blick auf sein vorangegangenes Treffen mit der US-Sonderbeauftragten für den Wiederaufbau der Ukraine, Penny Pritzker: «Ein solcher Besuch an einem solchen Tag ist ein wichtiges Signal.» Er hob zugleich die Zusammenarbeit aller Strukturen des Landes hervor. Egal ob Militär, Wirtschaft oder private Initiativen, sie alle zusammen ermöglichten den Menschen und Städten der Ukraine «ein normales Leben». Vor allem die langfristig angelegten Unterstützungsprogramme für die Ukraine seien von grosser Bedeutung. Selenskyj verglich diese mit einem Marathonlauf.
Russische Truppen griffen am Montag erneut die Stadt Awdijiwka in der Region Donezk im Osten der Ukraine an. Die Attacken seien unter erneuten schweren Verlusten der russischen Militärs zurückgeschlagen worden, teilte der ukrainische Generalstab in Kiew am Abend mit. Bei einem russischen Raketenangriff auf Mirgorod nahe der zentralukrainischen Stadt Poltawa wurden nach offiziellen Angaben drei Menschen verletzt, darunter ein zehnjähriges Kind. Zudem griffen russische Kampfflugzeuge am Montagabend den Bezirk Cherson in der Südukraine an. Dabei warfen sie mehrere Bomben auf die Vororte ab, wie ukrainische Medien meldeten. Über Opfer lagen zunächst keine Angaben vor.
Die ukrainischen Streitkräfte haben bei ihrer Grossoffensive nach russischer Darstellung hohe Verluste an Menschen und Material erlitten. Die ukrainischen Truppen hätten rund 1500 gepanzerte Fahrzeuge eingebüsst, erklärte Verteidigungsminister Sergej Schoigu nach Angaben der Staatsagentur Tass vom Montag. Die Zahlen liessen sich nicht unabhängig prüfen. Schoigu machte zudem keine näheren Angaben zu russischen Verlusten bei den Gefechten.
(sda/dpa)