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«Spiegel»: Nord-Stream-Operation von Ukraines Befehlshaber autorisiert

«Spiegel»: Nord-Stream-Operation von Ukraines Befehlshaber autorisiert

25.09.2024, 20:5125.09.2024, 20:51
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Er soll das Go für den Nordstream-Anschlag gegeben haben: Walerij Saluschnyj, damals noch Oberbefehlshaber der Ukraine.
Er soll das Go für den Nordstream-Anschlag gegeben haben: Walerij Saluschnyj, damals noch Oberbefehlshaber der Ukraine.Bild: keystone

Die Sabotage an den Nord-Stream-Gaspipelines vor zwei Jahren soll nach «Spiegel»-Informationen vom damaligen Oberbefehlshaber der Ukraine autorisiert worden sein. Die Operation in der Ostsee sei knapp 300'000 US-Dollar teuer gewesen und privat finanziert worden, aber Walerij Saluschnyj zur Autorisierung vorgelegt worden, berichtete das Magazin unter Verweis auf eigene Recherchen. Präsident Wolodymyr Selenskyj sei hingegen nicht vorab informiert worden, hiess es.

Die Ukraine und die USA waren neben anderen Staaten entschiedene Gegner der Leitungen, die mit Sprengsätzen stark beschädigt wurden. Durch eine Pipeline war russisches Gas nach Deutschland geflossen, die andere war noch nicht in Betrieb.

Saluschnyj, mittlerweile ukrainischer Botschafter in Grossbritannien, hatte bereits dem «Wall Street Journal» («WSJ») gesagt, nichts über einen solchen Einsatz zu wissen. Das «WSJ» hatte im August unter Verweis auf eigene Recherchen berichtet, Saluschnyj sei an der Aktion beteiligt gewesen. Präsident Selenskyj hat in der Vergangenheit stets eine Beteiligung seiner Regierung an den Sabotage-Aktionen bestritten.

epa11619143 Ambassador of Ukraine to the United Kingdom Valerii Zaluzhnyi speaks at the Labour Party Conference in Liverpool, Britain, 22 September 2024. The conference runs from 22 to 25 September at ...
Saluschnyj hier am Labour-Kongress im September – nunmehr in Diplomatenuniform.Bild: keystone

«Spiegel»: Ukrainischer Ex-Geheimdienstler leitete die Operation

Der «Spiegel» berichtete weiter, das Sabotage-Kommando habe aus mehreren ukrainischen Tauchern bestanden, fast alle Zivilisten. Geplant und geleitet habe die Operation der ukrainische Ex-Geheimdienstler Roman Tscherwinsky. Tscherwinsky hatte bereits im vergangenen Jahr eine Beteiligung gegenüber der «Washington Post» und dem «Spiegel» zurückgewiesen.

Ende September 2022 hatten mehrere Sprengungen die beiden Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 beschädigt und unterbrochen. Die Explosionen wurden in der Nähe der dänischen Ostsee-Insel Bornholm registriert. Wenig später entdeckte man vier Lecks an drei der insgesamt vier Leitungen der Nord-Stream-Pipelines. Durch Nord Stream 1 floss zuvor russisches Erdgas nach Deutschland. Nord Stream 2 war wegen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine und der folgenden politischen Debatten noch nicht in Betrieb.

Mitte August dieses Jahres wurde bekannt, dass der Generalbundesanwalt in dem Fall einen Ukrainer sucht, der sich von Polen in sein Heimatland abgesetzt haben soll. «Die Zeit», die «Süddeutsche Zeitung» und die ARD berichteten, der Mann sowie zwei weitere ukrainische Staatsangehörige – ein Mann und eine Frau – stünden unter Tatverdacht.

Den Berichten zufolge sollen sie an den Anschlägen beteiligt gewesen sein. Sie könnten als Taucher die Sprengsätze an den Pipelines angebrachten haben, hiess es weiter. Die Bundesanwaltschaft wollte sich auf Anfrage nicht zu den Medienberichten äussern. (sda/dpa)

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80 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Vitai Lampada
25.09.2024 21:39registriert Dezember 2022
Die Pipeline hätte niemals gebaut werden dürfen, da sie nur dazu diente, die Position der Transitländer Osteuropas zu schwächen.
Ohne Nordstream 1 und 2 wäre der Angriff auf die Ukraine wohl kaum möglich gewesen.
Deutschland war mehrfach davor gewarnt worden, sich von Russischen Gaslieferungen abhängig zu machen und Putin zu finanzieren.
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RobertP
25.09.2024 22:35registriert April 2023
Vor zwei Jahren hat hier die Mehrheit geschrien, dass es ganz sicher die Russen gewesen sein müssen (obschon dies schon damals überhaupt keinen Sinn ergab) und wenn man die Ukrainer oder Amerikaner dahinter vermutete, wurde man sofort persönlich angergriffen und als Putinversteher beschimpft.

Und jetzt, wo sich diese Vermutung bewahrheitet so: "Spielt eh keine Rolle, wer es war. Die Pipelines hätten sowieso nie gebaut werden dürfen."
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sivetech
25.09.2024 22:09registriert April 2020
Nein!
Doch!
Ooh!

Wie naiv muss man sein, es zu keinem Zeitpunkt für möglich gehalten zu haben, die Ukraine könnte hinter dem Anschlag stecken. 🤦

It just makes sense, right?
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