Am Donnerstag haben drei frühere US-Präsidenten den verstorbenen Bürgerrechtler und demokratischen Kongressabgeordneten John Lewis als einen der grossen Helden Amerikas gewürdigt. Dabei richtete vor allem Barack Obama ungewöhnlich scharfe Worte an die Adresse der aktuellen Regierung von Donald Trump.
Obama sprach in seiner Rede zunächst über das Leben von John Lewis und was dieser erreicht hat. Trotz aller Herausforderungen sei Lewis stets zuversichtlich geblieben und habe sich für Fortschritt und gleiche Rechte eingesetzt. Obama, der bislang einzige schwarze US-Präsident, sagte, er und viele Amerikaner stünden für immer in Lewis' Schuld. Lewis sei einer der «Gründerväter» eines besseren und gerechteren Amerikas, sagte Obama.
Lewis war am 17. Juli im Alter von 80 Jahren infolge einer Krebserkrankung gestorben. Er hatte sich bereits als junger Mann an der Seite von Martin Luther King für das Wahlrecht, Gleichheit und gegen Rassismus eingesetzt. Er wurde in seinem Leben mehrere Male von Polizisten oder wütenden Weissen verprügelt und wurde Dutzende Male bei Protesten festgenommen. Auch in seinen mehr als 30 Jahren als Abgeordneter setzte sich Lewis ab 1987 für Freiheitsrechte, Armutsbekämpfung und Gleichheit ein. Er war stets stolz darauf, «guten Ärger» zu machen, wenn es darum ging, gegen Ungerechtigkeit und Rassismus zu protestieren.
Und Lewis meldete sich auch nach seinem Tod erneut zu Wort: Auf seinen Wunsch hin wurde in der «New York Times» am Tag seiner Beerdigung ein von ihm geschriebener Meinungsbeitrag veröffentlicht. Darin forderte er die Menschen auf, weiter gegen Ungerechtigkeit zu protestieren und zur Wahl zu gehen. Das Wahlrecht sei das mächtigste gewaltfreie Mittel, sich in einer Demokratie für Veränderungen einzusetzen, schrieb er.
John spent his entire life fighting for justice and equality––and now he has left behind his marching orders for all of us. https://t.co/Cs5H6ckezR
— Barack Obama (@BarackObama) July 30, 2020
Diesen Punkt schnappte auch Barack Obama auf, der sich offenbar Sorgen um den Zustand der Demokratie in den USA macht. Der Ex-Präsident wurde laut und sagte: «Während wir hier sitzen, gibt es diejenigen an der Macht, die ihr Bestes tun, um die Menschen vom Wählen abzuhalten, indem sie Wahllokale schliessen und Minderheiten ins Visier nehmen ...» Ja sogar die Post würden sie diskreditieren, welche die Briefwahl organisieren müsse. Die geladenen Gäste goutierten die mahnenden Worte des 58-Jährigen mit einer Standing Ovation.
Obama: "As we sit here, there are those in power who are doing their darndest to discourage people from voting by closing polling locations and targeting minorities...Even undermining the Postal Service in the run-up to an election that's going to be dependent on mail-in ballots" pic.twitter.com/4n7gdzdvD5
— CBS News (@CBSNews) July 30, 2020
Desweiteren forderte Obama:
Obamas Kritik folgte nur wenige Stunden, nachdem Präsident Donald Trump eine Wahlverschiebung ins Spiel brachte. In seinen Tweets verbreitet der Präsident die Theorie, dass die Post nicht in der Lage sei, eine saubere Briefwahl durchzuführen.
Ans Rednerpult schritten auch die Ex-Präsidenten George W. Bush und Bill Clinton. Letzterer meinte, er habe mit Lewis' Tod einen wahren Freund verloren. Lewis habe den Menschen gezeigt, dass man im Kampf gegen Ungerechtigkeit nie aufgeben dürfe. «Was auch immer passierte, John Lewis marschierte weiter», sagte Clinton.
Former President George W. Bush pays tribute to the late Rep. John Lewis: "He always thought of others. He always believed in preaching the gospel, in word and in deed, insisting that hate and fear had to be answered with love and hope." https://t.co/oIqA7Yn99e pic.twitter.com/3WQdWei28K
— CNN (@CNN) July 30, 2020
Bush sagte: «Wir leben heute wegen John Lewis in einem besseren Land.» Lewis habe allen Menschen beigebracht, «Hass und Angst mit Liebe und Hoffnung» zu beantworten, sagte Bush bei der Trauerfeier für Lewis in einer Baptistenkirche in Atlanta im Bundesstaat Georgia. Bush fügte hinzu, er sei politisch nicht immer einer Meinung mit dem Demokraten gewesen, aber genau das mache die Grösse Amerikas aus, für die Lewis gekämpft habe. (cma/sda/dpa)
Sogar ein George W. Bush war besser...