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USA: 7 unfassbare Fälle von Waffengewalt gegen junge Menschen

epa06626682 A participant holds a sign 'How Many More' during the March For Our Lives in Philadelphia, Pennsylvania, USA, 24 March 2018. March For Our Lives was organized in response to the  ...
Wie viele noch? Demonstration gegen Waffengewalt in Philadelphia (Archivbild).Bild: EPA/EPA

Geklingelt, verparkt, versteckt – schon wird geschossen: 7 krasse Fälle von Waffengewalt

25.06.2023, 22:5726.06.2023, 14:32
Anne-Kathrin Hamilton / watson.de
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Waffengewalt in den USA gehört mehr oder weniger zum Alltag. Es vergeht keine Woche ohne eine Amoktat. Massenschiessereien laufen laut US-Medien im Jahr 2023 auf Rekordkurs.

Es ist Juni – Halbzeit des Jahres und die US-Datenbank «Gun Violence Archive» verzeichnet aktuell bereits 311 «Mass Shootings». Bisher haben 128 Kinder (0 bis 11 Jahre) ihr Leben durch Schusswaffen verloren. Unter den 12- bis 17-Jährigen sind es mehr als 700.

FILE - Flowers and candles are placed around crosses on May 28, 2022, at a memorial outside Robb Elementary School in Uvalde, Texas, to honor the victims killed in the school shooting a few days prior ...
Eine Gedenkstätte der Opfer von der Amoktat an einer Grundschule in Uvalde, Texas.Bild: keystone

Schusswaffen gelten als die häufigste Todesursache für Kinder in den Vereinigten Staaten. Sie sterben etwa in Schulen und Shoppingmalls – aber auch aus Gründen, die so trivial sind, dass man sie kaum glaubt.

Aus dem Jahr 2023 fasst watson sieben krasse Fälle zusammen, bei denen Menschen in den USA in die Schusslinie geraten sind – und sogar ihr Leben verloren haben.

Ball rollt in Nachbars Garten

Es ist ein schöner Frühlingsabend im US-Bundesstaat North Carolina. Mehrere Kinder spielen auf der Strasse mit dem Ball. Doch dann fallen Schüsse.

Die Eltern rennen zu ihren Kindern. Ein Vater wirft sich über seine 6-jährige Tochter. Kugeln durchbohren seine Lunge und Leber, doch Jamie White konnte nur daran denken, seine Tochter in Sicherheit zu bringen, erzählt er gegenüber dem US-Sender «NBC».

Ein Nachbar hatte das Feuer auf die Kinder eröffnet. Ihr Verbrechen: Sie wollten den Basketball aus seinem Garten holen.

«Ich war bereits getroffen. Ich verlor den Atem. Ich stand in Flammen. Ich dachte wirklich, ich würde es nicht schaffen», sagt White. Doch dank ihm überlebte wohl seine Tochter Kinsley. Sie erlitt einen Streifschuss an ihrer linken Wange – aber die Wunde in ihrer Seele ist offenbar grösser und wird viel Zeit zum Heilen benötigen.

Syndication: Gaston Gazette Kinsley White, 6, shows reporters the wound a bullet left in her face. Kinsley White Gastonia NC , EDITORIAL USE ONLY PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxONLY Copyright: xKaraxFohne ...
Die sechsjährige Kinsley White erlitt einen Streifschuss an der Wange.Bild: www.imago-images.de/usa today network / kara fohner

Der 24-jährige Täter Robert Louis Singletary traf auch die Mutter des Mädchens, Ashley Hilderbrand, am Ellbogen. Mittlerweile wurde Singletary von den Behörden festgenommen. Nach Angaben der US-Medien haben alle Betroffenen den Vorfall überlebt.

Klingeln an der falschen Tür

Im US-Bundesstaat Missouri möchte der 16-jährige Ralph Yarl seine jüngeren Brüder im Haus eines Freundes abholen. Allerdings klingelt er an der falschen Haustür. Daraufhin schiesst ihm ein 84-jähriger Mann in den Kopf.

Laut der «New York Times» zielt der Mann erneut auf den Jungen, als er bereits auf dem Boden lag und trifft seinen Arm. Irgendwie habe es Ralph geschafft, blutend zu einem anderen Haus in der Nähe zu gelangen. Dort wurde ihm gesagt, er solle sich auf den Boden legen, während jemand um Hilfe rief.

Der Fall löst eine Welle der Empörung aus – auch US-Vizepräsidentin Kamala Harris meldet sich auf Twitter zu Wort: «Kein Kind sollte jemals in der Angst leben, erschossen zu werden, weil es an der falschen Tür klingelt.»

Die Staatsanwaltschaft erhebt Anklage gegen den Hausbesitzer. Und der Junge? Er hat sich von den Schussverletzungen erholt. Für den Bürgerrechtsanwalt Lee Merritt sei das wie ein Wunder, schreibt er auf Twitter mit einem Foto von sich und Yarl.

Verstecken spielen auf Nachbars Grundstück

Im Bundesstaat Louisiana schiesst ein Mann auf ein 14-jähriges Mädchen. Der Grund: Sie spielte Verstecken auf seinem Grundstück.

Laut dem Büro des Sheriffs spielten mehrere Minderjährige Verstecken – so auch auf dem Grundstück von David Van Doyle, berichtet «NBC». Der 58-Jährige soll den Ermittlern erklärt haben, er habe «Schatten» vor seinem Haus gesehen.

Daraufhin habe er seine Schusswaffe geholt, dann «ging er wieder nach draussen und beobachtete, wie die Leute von seinem Grundstück wegliefen, woraufhin er begann, auf sie zu schiessen, und dabei unwissentlich das Mädchen traf», heisst es.

Van Doyle wurde verhaftet und wegen schwerer Körperverletzung, vierfacher schwerer Körperverletzung mit einer Schusswaffe und illegalem Abfeuern einer Schusswaffe angeklagt, erklärte das Büro des Sheriffs. Das Mädchen erlitt eine Schusswunde am Hinterkopf, überlebte den Vorfall aber.

Parken in der falschen Einfahrt

Junge Menschen fahren mit dem Auto in einer ländlichen Gegend im US-Bundesstaat New York. Die Strassen sind schlecht befahrbar, der Handyempfang miserabel. Sie suchen nach dem Haus eines Freundes. Dabei biegen sie versehentlich in eine falsche Einfahrt ein und geraten unter Beschuss.

Der Hausbesitzer gibt zwei Schüsse von der Veranda ab. Sie treffen die 20-jährige Beifahrerin Kaylin Gillis tödlich.

Der Fahrer des Autos erzählt später laut «CNN», dass er, seine verstorbene Freundin und zwei Freunde auf der Suche nach einer Party waren. «Wir hatten keinen Handyempfang, um es herauszufinden. Als wir sahen, dass wir an der falschen Adresse waren, fuhren wir los, und dann passierte alles.»

Der Täter wurde wegen Mordes zweiten Grades in Verbindung mit dem Tod des Mädchens angeklagt, heisst es.

Zu laute Autogeräusche

Eine junge Frau fährt mit ihrem Auto in Kalifornien. Wie aus dem Nichts trifft sie eine Kugel. Grund: Ein Anwohner ist von dem Lärm der Fahrzeuge genervt, die nachts durch seine Strasse rasen.

Laut «NBC» schiesst der 39-jährige Bernard Jimmerson mit einem Sturmgewehr auf die vorbeifahrenden Autos. Mit fatalen Folgen: Eine Kugel trifft die 21-jährige Marie Bedford in den Kopf. Sie stirbt noch am Unfallort.

Die Staatsanwaltschaft hat den Täter des Mordes zweiten Grades, des Schiessens auf ein besetztes Kraftfahrzeug, des Besitzens eines Sturmgewehrs, des Besitzens einer Waffe und Munition durch einen Schwerverbrecher und einer Waffenerweiterung angeklagt, heisst es.

Um Ruhe bitten, damit das Baby schlafen kann

Ein Mann ballert offenbar mit einem Gewehr in seinem Garten in Texas herum. Seine Nachbarn bitten ihn, aufzuhören, weil der Lärm ihr Baby aufwecke. Darauf eröffnet der Täter das Feuer und läuft förmlich Amok.

Laut «CNN» wurden mehrere Personen in der Nähe des Hauses erschossen. Zwei Frauen sollen sich schützend über ihre Kinder geworfen haben, die dadurch überlebt haben. Allerdings ist ein neunjähriger Junge unter den fünf Opfern.

Der Täter wurde wegen fünffachen Mordes ersten Grades angeklagt.

Aus Versehen ins falsche Auto einsteigen

In Dunkelheit kann man sein eigenes Auto schon mal verwechseln. Das wurde einem Mädchen in Texas zum Verhängnis. Auf einem Parkplatz öffnet sie die Tür eines Fahrzeugs, das ihrem ähnelt. Das ging dem Autobesitzer offenbar zu weit und er beginnt, auf sie und ihre Freundin zu schiessen.

Payton Washington und Heather Roth kommen mit dem Leben davon. Doch laut «The Guardian» erwartet Washington ein langer Heilungsprozess.

Washington wurde in den Rücken und ins Bein geschossen. Auf Instagram verkündet sie, dass sie täglich daran arbeite, dass es ihr besser geht. Die Frage ist, ob sie je wieder ihre Leidenschaft Cheerleading so ausüben kann wie zuvor.

Die jungen Frauen sind Cheerleaders von der «Woodlands Elite Cheer Company» und befanden sich beim Vorfall auf dem Heimweg vom Training.

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53 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Kapriolenkarl
25.06.2023 23:41registriert Februar 2022
Die Absurdität der Waffen-Befürworter nehmen auch immer mehr zu. Ich bin mir sicher, dass ihre "Gedanken und Mitgefühle" steht's bei den Opfern dabei sind. Gäbe es doch nur mehr "good guys with a gun" und all die Tragödien hätten verhindert werden können. Das Problem liegt halt daran, das in den Schulen nicht mehr gebetet wird. Und an Pornos. Verbietet doch endlich die Pornos! Früher war alles Besser..
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homo sapiens melior
26.06.2023 00:08registriert Februar 2017
"Amokläufe und tödlichen Schiessereien werden von der Regierung organisiert. So wollen Demokraten Angst verbreiten, um Waffengesetze verschärfen zu können. Demokraten erschiessen Hunderte unschuldige Menschen, weil sie so machtgeil sind. Nur Trump kann uns befreien."

Ungefähr so geht die Mär unter Trump-Anhängern und vielen Republikanern in den USA.
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In vino veritas
25.06.2023 23:19registriert August 2018
Typisch Murica. Jedes Volk hat die Regierung, die es verdient. Offenbar ist ein Grossteil der Bevölkerung in gewissen Bundesstaaten bereit, aufgrund diffuser Ängste Republikaner zu wählen. Die Söhne könnten ja von Michelangelos lüsternen Davids schwul werden. Oder vom Glauben abfallen. Oder noch schlimmer, die Tochter könnte das Baby des Traumschwiegersohnes abtreiben und mit einem schwarzen Muslim durchbrennen. Oder man könnte sich nicht mehr mit Waffen wehren, wenn die Husaren in Land geritten kommen. Diese Sorgen muss man halt auch berücksichtigen…
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