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Ukraine-Krieg. Trump nennt Selenskyj einen «Diktator ohne Wahlen»

President Donald Trump speaks at Mar-a-Lago in Palm Beach, Fla., Tuesday, Feb. 18, 2025. (Pool via AP)
Donald Trump ist unzufrieden mit Selenskyjs Umgang als Präsident.Bild: keystone

Trump verleumdet Selenskyj als «Diktator ohne Wahlen»

Wegen des verbrecherischen russischen Angriffskriegs kann die Ukraine keine Präsidentschaftswahlen durchführen. Das hält den US-Präsidenten nicht davon ab, Lügen zu verbreiten.
19.02.2025, 17:1928.02.2025, 07:41
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Nachdem US-Präsident Donald Trump schon seit geraumer Zeit Kritik an seinem ukrainischen Pendant Wolodymyr Selenskyj geäussert hat, ist er nun einen Schritt weiter gegangen.

In einem Post auf seiner eigenen Social-Media-Plattform «Truth Social», den er anschliessend auch auf Twitter verbreitete, bezeichnete der US-Präsident Selenskyj als «Diktator» und behauptete fälschlicherweise, dieser weigere sich, faire Wahlen abzuhalten:

Bild

Korrekt ist: Am 20. Mai 2024 endete formell die Amtszeit des ukrainischen Präsidenten. Wegen des völkerrechtswidrigen russischen Angriffskrieges können, bzw. dürfen aber keine Erneuerungswahlen stattfinden.

Sowohl Präsidentschafts- als auch Parlamentswahlen seien derzeit in der Ukraine verboten, berichtete die Deutsche Welle – dies jedoch auf unterschiedlicher Grundlage: Die ukrainische Verfassung verbiete die Parlamentswahlen, das Kriegsrecht verbiete alle Wahlen.

In seinem aktuellen Posting schoss Trump weiter gegen Selenskyjs Umgang mit dem Ukraine-Krieg. Dieser sei von vorneherein «nicht ohne die Hilfe der USA zu gewinnen» gewesen; Selenskyj hätte nie in den Krieg eintreten sollen. Zudem würden über die Hälfte der 350 Milliarden US-Dollar, die an die Ukraine übergeben worden seien, fehlen. Anzumerken ist, dass die US-Hilfe gemäss dem ukrainischen Präsidenten deutlich tiefer liegt.

Trump sei weiter damit beschäftigt, mit Russland Verhandlungen über das Ende des Kriegs zu führen. Sein Vorgänger Biden habe dies nie versucht, behauptete der amtierende US-Präsident. Eine weitere Lüge.

Scholz verteidigt Selenskyj

Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz wies Trumps Behauptungen entschieden zurück. «Es ist schlicht falsch und gefährlich, Präsident Selenskyj die demokratische Legitimation abzusprechen», sagte der SPD-Politiker dem «Spiegel». Und:

«Richtig ist: Wolodymyr Selenskyj ist das gewählte Staatsoberhaupt der Ukraine. Dass mitten im Krieg keine ordentlichen Wahlen abgehalten werden können, entspricht den Vorgaben der ukrainischen Verfassung und den Wahlgesetzen. Niemand sollte etwas anderes behaupten.»

Scholz erinnerte daran, dass es Russland unter Kremlchef Wladimir Putin war, das den Krieg in der Ukraine vor fast drei Jahren begonnen hat. «Die Ukraine verteidigt sich seit bald drei Jahren gegen einen erbarmungslosen russischen Angriffskrieg. Tag für Tag», sagte Scholz.

Auch Starmer steht hinter Selenskyj

Auch der britische Premierminister Keir Starmer habe in einem Telefonat mit Selenskyj seine Unterstützung für den ukrainischen Präsidenten als demokratisch gewähltes Staatsoberhaupt zum Ausdruck gebracht, teilte eine Regierungssprecherin aus der Downing Street mit.

Er habe auch klargemacht, dass es absolut vertretbar sei, Wahlen in Kriegszeiten auszusetzen, wie es auch Grossbritannien im Zweiten Weltkrieg getan habe.

UN: Selenskyj ordnungsgemäss im Amt

Die Vereinten Nationen sehen den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj nach aufsehenerregenden Äusserungen von US-Präsident Donald Trump nicht als illegitimes Staatsoberhaupt. «Präsident Selenskyj ist nach den ordnungsgemäss abgehaltenen Wahlen im Amt», sagte der Sprecher von UN-Generalsekretär António Guterres, Stéphane Dujarric, in New York.

(cpf, mit Material der sda)

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303 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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mrmikech
19.02.2025 17:31registriert Juni 2016
Es sieht so aus, als müsse Europa sich vollständig von den USA entkoppeln. Die kommenden Jahre werden hart, aber es gibt keinen anderen Weg. Alle anderen Welt-Regionen erleben dasselbe – und am Ende wird die USA alleine dastehen.
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Sportfan
19.02.2025 17:36registriert April 2020
Es ist schon unglaublich: Trump macht die klassische Opfer/Täter Umkehr. Ein Volk wird überfallen, versucht sich tapfer zu wehren und hat einen anständige Präsidenten, der für Unterstützung wirbt.
Und jetzt verbreitet Trump bereits russische Narrative (Selensky habe nur 4% Zustimmung, sei illegal an der Macht etc. etc.).
In spätestens 1-2 Jahren wird die Ukraine zum Vasallenstaat nach Putins-Gnaden und Trump bekommt ein paar Bodenschätze.... und Europa eine Flüchtlingswelle von 20 Millionen.
Trump "opfert" Europa, das er so hasst für einen Deal mit den Russen. Ein Verräter......
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Pointless Piraña
19.02.2025 17:40registriert Dezember 2019
Es macht alles vollkommen Sinn, wenn man davon ausgeht, das Trump gekauft ist.
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    Die EU-Kommission hat die geplante Übernahme der italienischen Banco BPM durch die Unicredit genehmigt. Um einen fairen Wettbewerb zu wahren, werde sich die Unicredit dafür allerdings von 209 Zweigstellen trennen, teilte die Brüsseler Behörde mit. Demnach überlappen sich die beiden Banken gerade auf lokaler Ebene mit ihren Dienstleistungen etwa für Privatkunden sowie für kleine und mittlere Unternehmen.

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