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Trumps weisse USA: Dorf schliesst Schwarze, Schwule, Nicht-Christen aus

«Return to the Land»-Gründer Eric Orwoll will nach eigenen Angaben die «weisse Kultur» bewahren. Zudem finde er die öffentliche Wahrnehmung von Adolf Hitler «sehr einseitig».
«Return to the Land»-Gründer Eric Orwoll will nach eigenen Angaben die «weisse Kultur» bewahren. Zudem finde er die öffentliche Wahrnehmung von Adolf Hitler «sehr einseitig».Bild: YouTube/@SkyNews
Analyse

Trumps weisse USA: Dorf schliesst Schwarze, Schwule und Nicht-Christen aus

Rassismus, Homophobie, Islamophobie, Antisemitismus – auf all diesen hässlichen Diskriminierungen wird derzeit ein neues Dorf in den USA gebaut. Wer kein weisser Christ ist, wird ausgeschlossen. Möglich ist das auch durch Donald Trump, wie einer der Gründer zugibt.
08.09.2025, 22:0909.09.2025, 03:10
Dariusch Rimkus /
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Präsident Donald Trump hat in den USA allerlei Gruppen Aufwind gegeben, die sich nicht gerade um Minderheiten scheren. Trump selbst hat sich schon feindlich gegenüber allerlei Gruppen gezeigt, gilt zwar nicht als der weisse rassistische US-Amerikaner schlechthin – jedoch pflegt er Verbindungen zu eben solchen.

Ausserdem will auch Trump selbst die Rolle der weissen Mehrheitsgesellschaft wieder stärken, indem er etwa kritische Auseinandersetzung mit der grausamen Kolonialgeschichte des Landes aus den Museen verbannen will.

Daher wundert es überhaupt nicht, dass auch die US-Gesellschaft unter Trumps Präsidentschaft potenziell diskriminierender wird – und sich mehr traut.

Derzeit baut etwa eine Gruppe weisser Christ:innen ein Dorf in den Bergen Missouris auf. Wohnen dürfen dort weder Schwarze noch Schwule, Juden oder Muslime. Wie kann das erlaubt sein?

US-Dorf «Return to the Land»: Das ist die Idee

Das Siedlerprojekt mit dem Namen «Return to the Land» wurde bereits 2023 begonnen. Gegründet wurde es, wie soll es auch anders sein, von zwei weissen, blonden Männern: Eric Orwoll und Peter Csere.

Die Idee für ihre gemeinsamen Dörfer – eine Siedlung gibt es bereits in Missouri, eine weitere soll in Arkansas dazu kommen – fusst laut dem «Independent» auf Orania. Dabei handelt es sich um eine 1991 in Südafrika gegründete Stadt nur für Weisse, die seit dem Ende der Apartheid erheblich gewachsen ist und unter anderem einen eigenen Staat nur für Weisse innerhalb Südafrikas anstrebt.

Ein von «Sky News» befragtes Paar gibt an, dass es um die Sicherheit seiner Kinder besorgt sei. Im Dorf seien die Kinder sicher.
Ein von «Sky News» befragtes Paar gibt an, dass es um die Sicherheit seiner Kinder besorgt sei. Im Dorf seien die Kinder sicher.Bild: YouTube/@SkyNews

Den Anstoss für eine Kopie dessen sei die rechtsextreme Verschwörungstheorie des «Grossen Austauschs». Demnach würden nicht-weisse Bevölkerungsgruppen durch Geburtenraten und Massenmigration die weisse Bevölkerung «ersetzen».

Csere äusserte gegenüber dem «Independent» die Befürchtung, dass auch wenn Weisse derzeit noch die Mehrheit ausmachen würden, sich das seiner Auffassung nach in Zukunft ändern werde:

«Wir werden voraussichtlich zu einer Minderheit werden.»

US-Dorf ohne Schwarze, Juden und Schwule

Bei dem Projekt geht es den armen, unterprivilegierten weissen Männern dementsprechend darum, Räume zu schaffen, «in denen weisse Amerikaner ihr einzigartiges Erbe feiern und ihre Kultur bewahren können», wie wiederum Orwoll dem Sender «KY3 TV» erklärte.

Die Lösung: Ein Dorf, das nicht-weisse, nicht-christliche und nicht heterosexuelle Bewerber:innen ausschliesst. Vorstellungsgespräche, Fragebögen zur Abstammung und Familienfotos sollen bei diesem völkisch-rassistischen Unterfangen den «Erfolg» gewährleisten.

Orwolls «rechte Hand» Peter Serry verdeutlichte gegenüber dem israelischen Nachrichtenportal «Ynet Global»:

«Es ist eine liebevolle Gemeinschaft, wenn man Teil davon ist, aber wenn man schwarz, jüdisch oder schwul ist, kann man nicht Teil dieser Gemeinschaft sein.»

Liebevoll also? Serry hetzt auf seinem X-Account laut «Ynet Global» offen gegen Schwule, Juden und schwule Juden. Demnach schrieb er dort über die amerikanisch-israelische Lobbygruppe AIPAC und US-Senator:innen, die diese unterstützten: «AIPAC-Senatoren sind schwul.»

Es brauche, so Serry, eine anti-israelische Lobby gegen sie. In einem anderen Tweet offenbarte er seine antisemitische Denke und schrieb demnach: «Juden tun alles, was sie können, um 'Return to the Land' zu spalten und zu zerstören. (...) Im Namen Jesu dürfen wir nicht zulassen, dass sie ihre satanische Zwietracht säen.»

Serry ist damit aber keineswegs ein Hardliner innerhalb von «Return to the Land»: Der «New York Times» zufolge hatte Gründer Orwoll bei einem Termin ein Exemplar von Hitlers «Mein Kampf» im Bücherregal.

Trump erleichtert rassistisches US-Projekt

Dass sich die weissen Rassisten ihr Projekt trauen, ist die eine Sache. Einfacher wird es ihnen aber definitiv seit Trumps Amtsantritt im Januar gemacht. Zwar zeigte sich Csere im Gespräch mit dem «Independent» nicht als Anhänger Trumps: «Wir sind keine grossen Trump-Fans. Wir sehen ihn nicht als jemanden, der sich für uns einsetzt. Er ist für uns kein Retter.»

Dennoch stimmte auch er zu, dass Trumps Politik wohl zu einer grösseren Akzeptanz des Projekts beitrage: «Das ist möglich.»

Rechtlich bewegt sich «Return to the Land» in einem juristischen Graubereich. Der «Fair Housing Act», ein US-Gesetz von 1968, verbietet Diskriminierung bei der Vergabe von Wohnungen auf Basis ethnischer Zugehörigkeit zwar. Doch Orwoll, Csere und Co. verlassen sich auf eine Ausnahmeklausel im Gesetz. Demnach dürften private Vereine mit Mitgliedern von der Regel abweichen.

Der 26-jährige John findet es einfach angenehm unter Seinesgleichen zu sein.
Der 26-jährige John findet es einfach angenehm unter Seinesgleichen zu sein.Bild: YouTube/@SkyNews

Fach-Expert:innen zweifelten laut «Independent» dennoch an, dass eine auf weisse Bewohner beschränkte Gemeinschaft legal ist.

Doch die Gründer würden sich darauf verlassen, dass sie im Falle einer Klage vor Gericht gewinnen würden – auch wegen des günstigen politischen Klimas. Und damit schliesst sich der Kreis wieder: bei Donald Trump.

So könnte die Story nun enden: crazy USA mal wieder. Dort geht die Demokratie vor die Hunde, gut, dass wir in Europa leben. Schade nur, dass der Trend auch hierhin herüberschwappt.

«Return to the Land»: Britisches Dorf mit ähnlicher Idee

Ein ähnliches Projekt in England verfolgt laut «Independent» nämlich ein Bekannter von Csere, Simon Birkett: Die Woodlander Initiative ist ein angebliches Landkaufprogramm, die ähnlich wie «Return to the Land» mit Werten wie Familie, Natur und Gemeinschaft wirbt, sich dabei jedoch wohl mit seinen eigentlichen Interessen ein wenig zurückhält.

Der Anti-Rassismus-Organisation «Hope Not Hate» zufolge handele es sich um ein Projekt zur Schaffung von Enklaven nur für Weisse. Ein Land hätten sie bereits gekauft, Mitte September soll dort ein «Familiencamp» veranstaltet werden.

Auch auf der Website der Woodlander Initiative steht, sie sei gegründet worden, «um uns, dem Volk, eine Möglichkeit zu geben, die Kontrolle über unser Land, unsere Freiheit und unsere Zukunft zurückzugewinnen». Der Kampf der Weissen gegen den grossen Austausch, es gibt ihn auch in Europa.

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107 Kommentare
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Das Internet
08.09.2025 22:29registriert August 2020
Von mir aus kann jede Gruppierung ihr eigenes Dörfchen hinstellen. Sogar mit grossen Mauern ringsherum. Wenn jedoch eigene Regeln und Gesetze gelten sollen, sind meines Erachtens jede staatliche Leistung und jeder staatliche Schutz für solche Gemeinschaften aufzuheben.
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Izdubar
08.09.2025 22:27registriert August 2018
Christ:innen wohl eher nicht, sondern eher Christinnen und Christen. Alles dazwischen und ausserhalb wird in diesem Dorf ja nicht akzeptiert.
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Aufmerksamer_Leser
08.09.2025 22:33registriert Januar 2021
habs mir anders überlegt. ich finde das ne super idee!
das brauchen wir auch in der schweiz!
dort würden sich unsere SVPler glücklich und sicher fühlen und der rest der schweiz wäre das asoziale hassprediger-pack los!

win-win! 🥳🥳🥳
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