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Luxusflieger aus Katar: Treue Trump-Fans gehen auf die Barrikaden

FILE - Right-wing activist Laura Loomer speaks in front of the courthouse where the hush-money trial of Donald Trump is underway, April 15, 2024, in New York. (AP Photo/Ted Shaffrey, File)
Trump Natio ...
Laura Loomer äusserte sich enttäuscht. (Archivbild)Bild: keystone

Wegen Luxusflieger aus Katar: Treue Trump-Fans gehen auf die Barrikaden

Die MAGA-Bewegung steht eigentlich felsenfest hinter ihrem Anführer. Doch nun kommen selbst bei hartgesottenen Fans Zweifel an Donald Trump auf.
14.05.2025, 09:0514.05.2025, 09:05
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Ein Artikel von
t-online

Mit Cheerleadern vergleichen manche US-Medien die Anhänger von Präsident Donald Trump. Doch in die anfeuernden Rufe selbst seiner treuesten Fans mischen sich zu Trumps Katar-Besuch am Mittwoch ungewohnt scharfe Töne. Von Enttäuschung ist die Rede, von schäbigem Verhalten, sogar von «Bestechung». Mit einem geschenkten Luxusflieger aus Katar hat Trump selbst treue Anhänger vor den Kopf gestossen.

Den Anfang machte die selbst ernannte «Investigativ-Journalistin» und Trump-Influencerin Laura Loomer, der ein grosser Einfluss auf den Präsidenten nachgesagt wird. Die 31-Jährige äusserte sich in einer Serie von Onlineposts «sehr enttäuscht», dass ihr Vorbild Trump einen 400 Millionen Dollar teuren Luxusjet aus Katar künftig als Präsidentenflieger nutzen will. Die Annahme des Geschenks aus Katar sei ein «Fleck» auf Trumps weisser Weste, beklagte sie im Onlinedienst X.

Noch deutlicher wurde der Podcaster Ben Shapiro. Das Emirat Katar unterstütze unter anderem die radikalislamische Hamas im Gazastreifen, kritisierte der jüdische Autor und Anwalt, der Trumps MAGA-Bewegung (Make America Great Again, macht Amerika wieder grossartig) unterstützt. «Das ist nicht America First (Amerika zuerst)», sagte er unter Anspielung auf den viel zitierten Präsidentenslogan. Das «schäbige» Verhalten müsse aufhören, wenn Trump erfolgreich sein wolle.

Zum ersten Mal kritische Töne aus dem Trump-Lager

Ein Luxusflugzeug im Wert von 400 Millionen Dollar sei «kein Geschenk, sondern Bestechung», mahnte die Journalistin Batya Ungar-Sargon von der US-Zeitschrift «Newsweek», die sich selbst als «linke» MAGA-Anhängerin beschreibt. Es drehe ihr «den Magen um, dass Katar als staatlicher Unterstützer des Terrors zu einem wichtigen Akteur auf der Weltbühne geworden» sei, schrieb sie auf X.

Es ist das erste Mal in Trumps zweiter Amtszeit, dass aus seinem eigenen Lager so kritische Äusserungen kommen. Der Präsident selbst will jedoch kein Fehlverhalten erkennen: Er sprach vor seiner Abreise in die Golfstaaten von einer «grossartigen Geste» Katars und betonte, er wäre doch «dumm», wenn er das «kostenlose, sehr teure Flugzeug» ablehnen würde. Immerhin erspare das Geschenk dem Staat viel Geld, um die beiden veralteten Präsidentenflieger aus der Air-Force-One-Flotte zu ersetzen.

Zwar hat die Regierung beim US-Flugzeugbauer Boeing bereits Ersatz geordert, doch Trump hatte sich kürzlich unzufrieden über Lieferverzögerungen gezeigt. Zudem entspricht die katarische Boeing vom Typ 747-8 offenbar Trumps Geschmack für Luxus. Sie sei ein «fliegender Palast», berichtet der Nachrichtensender ABC. Die «Washington Post» schreibt, der Jumbojet biete je zwei Schlafzimmer und Bäder, neun Toiletten sowie ein Privatbüro und zahlreiche Leder-Sitzecken.

Schumer: «Bestechung mit zusätzlicher Beinfreiheit»

Das Problem: Eine Klausel der US-Verfassung verbietet dem Präsidenten die Annahme solcher Begünstigungen. Kein Amtsträger darf «ohne Zustimmung des Kongresses Geschenke, Vergütungen, Ämter oder Titel jeglicher Art von einem König, Prinzen oder ausländischen Staat annehmen», wie es darin heisst. Nach seiner ersten Amtszeit (2017 bis 2021) wurde Trump in drei Fällen wegen Verstössen gegen die Klausel verklagt, dies lief jedoch ins Leere.

Um den Vorwurf der Bestechlichkeit auszuräumen, deutete Präsidentensprecherin Karoline Leavitt das teure Geschenk aus Katar kurzerhand zur «Spende» an das US-Verteidigungsministerium um.

Womöglich hat die US-Regierung vergessen, dass der reiche Golfstaat im Verdacht steht, die Fussball-Weltmeisterschaft 2022 gekauft und zudem EU-Abgeordnete bestochen zu haben.

Entsprechend sarkastisch reagierte der Minderheitsführer der Demokraten im US-Senat, Chuck Schumer: Das Geschenk Katars sei «nicht nur Bestechung, sondern erstklassige ausländische Einflussnahme mit zusätzlicher Beinfreiheit».

Selbst in der US-Regierung gibt es offenbar kritische Stimmen. Das Flugzeug aus Katar werde als Sicherheitsrisiko gesehen, berichten US-Medien. Sollte Trump es wirklich nutzen wollen, müsse es vorher komplett auseinandergenommen und zumindest auf Wanzen untersucht werden.

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126 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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stronghelga
14.05.2025 09:06registriert März 2021
Weshalb das Flugzeug noch auf Wanzen untersuchen? Trump gibt die gewünschten Infos dem/der Meistbietenden.
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Gandalf-der-Blaue
14.05.2025 08:40registriert Januar 2014
Das Trump schon längst jeden Anstand verloren hat, wird nun tatsächlich auch allmählich seinen hartgesottenen Anhängern bewusst. Ob das Konsequenzen haben wird? Ich glaube: Leider nein.
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trio
14.05.2025 09:15registriert Juli 2014
Man mag die Demokraten für Ihre Untätigkeit kritisieren, so ganz falsch ist die Taktik aber nicht. Trump einfach ins Messer laufen lassen.
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