Nach wochenlangen Verhandlungen über eine Feuerpause in Syrien zeichnet sich eine Einigung zwischen den USA und Russland ab. US-Aussenminister John Kerry sagte am Rand des G20-Gipfels in der chinesischen Stadt Hangzhou, viele Details seien bereits geklärt. Eine Reihe schwieriger Fragen sei jedoch noch offen.
«Wir haben es noch nicht geschafft», sagte Präsident Barack Obama. Für Montag sei das nächste Treffen der Vertreter beider Seiten geplant. Russlands Vize-Aussenminister Sergej Rjabkow bestätigte, dass eine Vereinbarung in Reichweite sei. «Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass die Gespräche scheitern», sagte er.
Eine Waffenruhe soll insbesondere dazu führen, die syrische Bevölkerung mit Hilfslieferungen zu versorgen. Der Vereinbarung zufolge soll Russland die syrische Luftwaffe davon abhalten, von der Opposition gehaltene Gebiete zu bombardieren, schrieb der US-Sondergesandte für Syrien, Michael Ratney, in einem auf Samstag datierten Brief an die Opposition.
Zudem solle eine Versorgungsroute für die umkämpfte Grossstadt Aleppo freigehalten werden. Zuletzt hatte sich der russische Präsident Wladimir Putin zuversichtlich über die Gespräche mit den USA geäussert.
Militärvertreter beider Seiten treffen sich bereits seit Wochen, um eine Vereinbarung auszuarbeiten. Russland unterstützt den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad unter anderem mit Luftangriffen auf Aufständische.
Eine von den USA geführte Koalition hilft dagegen gemässigten Rebellen und Kurden im Kampf gegen die Terrormiliz «Islamischer Staat» («IS»). Nach Angaben des US-Präsidialamts werden Obama und Putin wahrscheinlich zu informellen Gesprächen am Rande des Gipfeltreffens der führenden 20 Industrie- und Schwellenländer (G20) zusammenkommen.
Die Türkei rückte unterdessen erneut mit Panzern in Syrien ein. Nach Rebellenangaben unterstützten die türkische Soldaten die Aufständischen der Freien Syrischen Armee (FSA) in ihrem Kampf gegen die «IS»-Miliz in der Ortschaft al-Rai etwa 55 Kilometer westlich von Dscharablus. Damit nahmen die von der Türkei unterstützten Kämpfer den «IS» von zwei Seiten in die Zange.
In der vergangenen Woche hatte die Türkei in Dscharablus ihre erste grössere Offensive in Syrien begonnen. Die Regierung in Ankara will einen 90 Kilometer breiten Korridor schaffen, in dem weder der «IS» noch die Kurden das Sagen haben.
Die Offensive der Türkei hat – allen voran in den USA – Besorgnis ausgelöst. Die Kurden-Miliz YPG ist ein Verbündeter der USA im Kampf gegen den «IS». Die türkische Regierung befürchtet dagegen ein Erstarken der Kurden auch im eigenen Land.
(sda/reu)