Sie arbeitet für den Präsidenten, und verteidigt Donald J. Trump, wie sie ihn meist nennt, eisern.
Er wiederum kann den Bewohner des Weissen Hauses nicht ausstehen, und macht sich derzeit auf dem Kurznachrichtendienst Twitter Sorgen um den Gesundheitszustand des Präsidenten.
Und obwohl dieser Gegensatz eigentlich unvereinbar ist, sind Kellyanne Conway (52) und George Conway (55) seit 2001 (angeblich glücklich) miteinander verheiratet und wohnen zusammen mit ihren vier Kindern in einem stattlichen Haus in Washington.
So weit, so bekannt – auch wenn sich die Politbeobachter in der Hauptstadt seit Monaten den Kopf darüber zerbrechen, wie es die beiden miteinander aushalten. Äusserungen des Wahlkampfmanagers von Trump, und eine scharfe Zurechtweisung des Präsidenten, sorgen nun aber dafür, dass das Eheleben der Conways erneut im Zentrum des Washingtoner Tratsches steht.
Dafür verantwortlich ist George Conway. Der Jurist, der für die renommierte Kanzlei Wachtell, Lipton, Rosen & Katz arbeitet, gehört eigentlich zum konservativen Establishment des Landes – so ist er Mitglied der Federalist Society, die republikanische Präsidenten bei der Suche nach linientreuen Richtern behilflich ist. Es wäre deshalb nur folgerichtig gewesen, dass Conway bei Amtsantritt Trumps in den Staatsdienst eingetreten wäre.
Doch im Frühjahr 2017 entschied er sich dagegen, den prestigeträchtigen Posten des Solicitor General im Justizministerium zu übernehmen – auch weil er sich nicht von einem unsteten Präsidenten einspannen lassen wollte. Seither verbreitet er auf Twitter scharfzüngige Kommentare über die Arbeit der Regierung, ungeachtet der Tatsache, dass Gattin Kellyanne im Weissen Haus eine der engsten Beraterinnen des Präsidenten ist.
— George Conway (@gtconway3d) 18. März 2019
So verbreitete Conway am Montag, nachdem Trump sich am Wochenende die Zeit wieder einmal mit zahlreichen Tiraden vertrieben hatte, Passagen aus einem Handbuch über psychische Persönlichkeitsstörungen – die seiner Meinung nach belegen, dass der amerikanische Präsident an pathologischem Narzissmus oder dissozialer Persönlichkeitsstörung leidet. Auch schrieb George Conway über Trump: «Sein Zustand wird schlimmer.»
Tell us, @realDonaldTrump—which of these diagnostic criteria do you not satisfy?https://t.co/3wB5U54X9J pic.twitter.com/aJ8hUKtE4Z
— George Conway (@gtconway3d) 19. März 2019
Dies wiederum nahm Brad Parscale, der Wahlkampfmanager Trumps, zum Anlass, gegen Conway zu keilen. Es sei allseits bekannt, dass der Präsident ihm einen Korb gegeben, und George Conway seinen Traumjob nicht erhalten habe, schrieb Parscale am Montag auf Twitter. «Jetzt schadet er seiner Frau, weil er eifersüchtig auf ihren Erfolg ist.»
Auch behauptete Parscale, dass Trump «Mr. Kellyanne Conway» – wie er vom Präsidenten auch schon genannt wurde – gar nicht kenne. Diese Debatte weckte das Interesse des Präsidenten. Jedenfalls sah sich Trump dazu veranlasst, Conway – ebenfalls auf Twitter – als «kompletten Versager» zu bezeichnen.
Natürlich konnte Conway dies nicht auf sich beruhen lassen. Also schrieb er am Dienstag: «Gratulation!» Weil Trump sich in die Debatte eingemischt habe, könnten sich nun Millionen von Menschen selbst ein Bild davon machen, dass der Präsident an einer Persönlichkeitsstörung leide. «Good job!», schrieb er, und man darf wohl annehmen, dass er dies sarkastisch meinte.
Congratulations! You just guaranteed that millions of more people are going to learn about narcissistic personality disorder and malignant narcissism! Great job! https://t.co/Dk9bI3sBs7
— George Conway (@gtconway3d) 19. März 2019
Und weil virtuelle Auseinandersetzungen nie enden, legte Parscale nach, und behauptete, «das Gerücht» stimme nicht, dass George Conway Trump und Kellyanne einander vorgestellt habe. «LOL», lautete die trockene Antwort Conways, was sich lose mit «Das glaubst du wohl selbst nicht» übersetzen lässt. Denn die Geschichte ist wohlbekannt. Kurz nach ihrer Heirat zogen George und Kellyanne in eine Wohnung im Trump World Tower in Manhattan.
Während einer Stockwerkeigentümer-Versammlung hielt George eine flammende Rede gegen die Umbenennung des Gebäudes; dadurch wurde Trump auf ihn aufmerksam. Das Angebot, in der Stockwerkeigentümer-Gemeinschaft tätig zu werden, lehnte George aber ab. Stattdessen schlug er seine Gattin vor – Kellyanne war es auch, die im Sommer 2016 endlich Struktur in den Wahlkampf von Trump brachte und deshalb verantwortlich für den Sieg des Republikaners zeichnete. George unterstützte sie dabei, so gut es ging.
Stellt sich die Frage, was denn eigentlich Kellyanne Conway von den virtuellen Keilereien zwischen ihrem Gatten und ihrem Vorgesetzten hält. Der «Washington Post» sagte sie vor einigen Monaten, sie finde die Tweets von George «respektlos» und man könne argumentieren, dass ihr Gatte gegen das Ehegelöbnis verstosse.