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US-Shutdown: Sieben Demokraten brechen mit Parteilinie

This combination photo of eight senators who are facing criticism from the Democratic party for their deal to end the government shutdown shows Sen. Catherine Cortez Masto, D-Nev., top row from left,  ...
Dieses Kombinationsfoto von acht Senatoren, die wegen ihrer Vereinbarung zur Beendigung des Regierungsstillstands Kritik von der Demokratischen Partei einstecken müssen, zeigt Senatorin Catherine Cortez Masto (D-Nev.), oben links, den Vorsitzenden des Senatsausschusses für Justiz, Dick Durbin (D-Ill.), Senator John Fetterman (D-Pa.), Senatorin Maggie Hassan (D-N.H.) sowie in der unteren Reihe von links Senator Tim Kaine (D-Va.), Senator Angus King (I-Maine), Senatorin Jacky Rosen (D-Nev.) und Senatorin Jeanne Shaheen (D-N.H.). (AP Photo)Übersetzt mit DeepL.com (kostenlose Version)Bild: keystone

US-Shutdown: Sieben Demokraten brechen mit Parteilinie

Sieben Demokraten und ein unabhängiger Senator haben mit den Republikanern gestimmt – und so ein Ende des US-Shutdowns ermöglicht. So erklären sie ihre Entscheidung.
11.11.2025, 17:0611.11.2025, 17:06
Finn Michalski / t-online/ val

Seit 41 Tagen steht die Verwaltung der US-Regierung still. Der aktuelle Shutdown in den USA war ausgelöst worden, weil sich die Republikaner und Demokraten über den künftigen Haushalt zerstritten hatten. Am späten Montagabend verabschiedete der US-Senat dann mit 60 zu 40 Stimmen einen Beschluss, der den längsten Shutdown der US-Geschichte beenden könnte.

Beim aktuellen Streit ging es im Kern darum, ob bestimmte finanzielle Zuschüsse für die Krankenversicherung verlängert werden. Die Demokraten wollten verhindern, dass für Millionen Menschen die Kosten steigen. Die Republikaner lehnten eine Verlängerung bislang ab, weil das Auslaufen der Zuschüsse im grossen Steuergesetz vorgesehen ist, das Trump jüngst durchsetzte und zu seinen zentralen politischen Projekten zählt.

epa12517078 US Democratic Senator Tim Kaine speaks to press as he walks to the Senate Chamber to vote, at the US Capitol in Washington, DC, USA, 10 November 2025. The US Senate struck a deal on Sunday ...
Der demokratische US-Senator Tim Kaine spricht mit der Presse, alser am 10. November 2025 im US-Kapitol in Washington, DC, zur Abstimmung in den Senatssaal geht.Bild: keystone

Um die gestern präsentierte Vorlage durchzubekommen, waren die Republikaner allerdings auf Stimmen aus dem Lager der Demokraten angewiesen. Am Ende stimmten 52 republikanische Senatoren mit der Unterstützung von sieben Demokraten und einem unabhängigen Senator für den Beschluss. Die Abweichler sehen sich nun heftiger Kritik aus den eigenen Reihen ausgesetzt.

Sie treten 2026 nicht mehr an

Eine Gemeinsamkeit haben die acht derweil: Sie alle treten 2026 nicht mehr zur Wiederwahl an, zwei von ihnen wollen sich nach der laufenden Amtszeit ganz aus der Politik zurückziehen. So begründen sie ihr Votum in der Abstimmung:

Sen. Jeanne Shaheen, D-N.H., arrives at the chamber as the Senate works to bring the longest government shutdown in U.S. history to an end after a bipartisan compromise, at the Capitol in Washington,  ...
US-Senatorin Jeanne Shaheen gilt als eine der Architektinnen des Kompromisses.Bild: keystone

Das kleinere Übel

Der wohl prominenteste Abweichler ist der frühere Vizepräsidentschaftskandidat Tim Kaine, der 2016 unter Hillary Clinton zur Wahl antrat. Er verweist auf die harten Folgen des Shutdowns für Virginia mit rund 300'000 Bundesbediensteten und begründet sein Ja damit, dass der Deal rückwirkende Lohnzahlungen sichere, willkürliche Massenentlassungen stoppe und erstmals eine verbindliche Abstimmung über die umstrittenen Obamacare-Regelungen ermögliche. Auch die Senatorin Jacky Rosen argumentierte in diese Richtung.

Jeanne Shaheen gilt als eine der Architektinnen des Kompromisses und präsentiert ihn als Rückkehr zu einem überparteilichen Haushaltsprozess. Sie räumt ein, dass die auslaufenden Gesundheitszuschüsse weiter oberste Priorität haben, argumentiert aber, ein endloser Shutdown schade Millionen Menschen mehr, als er der Sache nütze. Die 78-Jährige hat bereits erklärt, 2026 nicht mehr zur Wiederwahl anzutreten.

epa12418649 Senator John Fetterman, a Democrat from Pennsylvania, reacts at the US Capitol, in Washington, DC USA, 30 September 2025. Democrat and Republican leadership are taking part in negotiations ...
Stimmte schon zuvor für eine Beendigung des Shutdowns: John Fetterman.Bild: keystone

John Fetterman hatte schon zuvor mehrfach mit den Republikanern für ein Ende des Shutdowns gestimmt und dabei seine eigene Partei scharf kritisiert. Er entschuldigt sich bei Soldaten, Empfängern von Lebensmittelzuschüssen, Bundesbediensteten und der Capitol Police, die seit Wochen keine Zahlungen bekommen haben, und nennt den Stillstand ein «Scheitern aller Beteiligten» – ein Shutdown sei für ihn kein legitimes Druckmittel. Mit seinen rund 2,03 Metern, sichtbaren Tattoos und Kapuzenpullis statt Anzug gilt Fetterman als ungewöhnlicher – und auch grösster – Politiker im Senat.

Nach einem Schlaganfall 2022 liess er sich wegen einer schweren Depression behandeln und spricht seitdem offen über seine psychische Gesundheit. Auch politisch fällt der Demokrat immer wieder aus der Parteilinie: Er fordert eine deutlich härtere Gangart an der Südgrenze, verteidigt die Grenzschutzbehörde ICE und hat einzelne Entscheidungen von Donald Trump – etwa in der Aussen- und Industriepolitik – ausdrücklich gelobt.

epa12442633 Democrat senator Dick Durbin is seen during a vote on the ninth day of a partial government shutdown on Capitol Hill in Washington, DC, USA, 09 October 2025. EPA/ANNA ROSE LAYDEN
Der demokratische Senator Dick Durbin während einer Abstimmung am neunten Tag des teilweisen Regierungsstillstands.Bild: keystone

Dick Durbin bricht mit Fraktion

Maggie Hassan sprach von einer «moralischen Pflicht», eine funktionierende Regierung zu sichern und explodierende Gesundheitskosten einzudämmen. Catherine Cortez Masto hatte bereits mehrfach für Vorstösse gestimmt, den US-Shutdown zu beenden. Sie beschreibt lange Schlangen vor Essensausgaben, unbezahlte Bundesangestellte und überlastete Fluglotsen in Nevada und folgert: Nur mit einer arbeitsfähigen Regierung könne der Kongress über den Haushalt 2026 und die Gesundheitszuschüsse verhandeln, jeder weitere Tag Shutdown vergrössere den Schaden. Geschichten aus ihrem Bundesstaat beschrieb sie als «schrecklich».

Dick Durbin, langjähriger Senator und Nummer zwei der demokratischen Fraktionsführung, bricht in der Shutdown-Frage mit Fraktionschef Chuck Schumer. Er macht zwar die Republikaner weiter für die Krise verantwortlich, nennt das Gesetz aber einen notwendigen Schritt, um den Schaden zu begrenzen. Durbin, der seinen Abschied aus dem Senat nach dieser Amtszeit angekündigt hat, verweist nun auf Mehrheitsführer John Thune (Republikaner), der seine Zusage zur Abstimmung über die Gesundheitszuschüsse einlösen müsse.

Sen. Angus King, I-Maine, speaks during the Senate Armed Services Committee confirmation hearing for Pete Hegseth, President-elect Donald Trump's choice to be Defense secretary, at the Capitol in ...
Der unabhängige Angus King stimmt normalerweise mit den Demokraten.Bild: keystone

Der unabhängige Angus King, der normalerweise mit den Demokraten stimmt, hat von Beginn an für Übergangslösungen votiert und hinter den Kulissen zwischen beiden Seiten vermittelt. Er lehnt Shutdowns als Verhandlungsinstrument grundsätzlich ab.

Eine Hürde bleibt noch

Der Kompromiss muss jetzt noch vom Repräsentantenhaus gebilligt werden, in dem die regierenden Republikaner eine ausreichende Mehrheit haben. Danach fehlt nur noch die Unterschrift von Präsident Donald Trump. Trump sprach von einem «sehr guten» Kompromiss. Die Haushaltssperre werde nun «sehr schnell» aufgehoben, sagte der Präsident.

Der Präsident des Repräsentantenhauses, der Republikaner Mike Johnson, will seine Kammer bereits am Mittwoch über die Vorlage des Senats abstimmen lassen. Sollte der Vorschlag durchgehen, ist der US-Haushalt zumindest übergangsweise bis Ende Januar gesichert.

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23 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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denkpause
11.11.2025 17:29registriert April 2021
Kann dann wenigstens bitte Adelita Grijalva umgehend vereidigt werden, oder mit welchen Ausreden will uns Johnson bis zum 5.12. hinhalten?
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Hugeyun
11.11.2025 17:48registriert Januar 2016
Statt sich gegenseitig in den eigenen Reihen zu kritisieren, sollten die Demokraten das medial richtig ausnutzen, dass sie dafür sorgen, dass Bundesangestellte wieder bezahlt werden und Essenshilfen wieder möglich sind. Auch sollten sie klar machen, dass die nun steigenden Gesundheitskosten den Republikanern zu verdanken sind.
Andernfalls werden das nämlich die Republikaner medial für sich ausschlachten und alle Schuld den Demokraten anhängen.
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Der Micha
11.11.2025 18:38registriert Februar 2021
AlleDemokraten, die dafür gestimmt haben, vergessen eine Tatsache. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Die Folgen sind zu dem gravierender, als der Shutdown. Denn Millionen Amerikaner sind davon bedroht ihre Krankenkasse zu verlieren.
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