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Verrat an Anne Frank: Ermittlerteam weist Kritik zurück

Verrat an Anne Frank: Ermittlerteam weist Kritik zurück

10.02.2022, 16:4510.02.2022, 17:28
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Das Ermittlerteam, das den Verrat an Anne Frank neu untersucht hat, hat die heftige Kritik an seinen Ergebnissen deutlich zurückgewiesen.

Die Kritik sei einseitig und unfundiert, erklärte der frühere FBI-Kommissar und Leiter der Untersuchung, Vincent Pankoke, am Donnerstag auf der Website des Teams.

Der ehemalige FBI-Mann sprach von einem Frontal-Angriff – vor allem von Medien in den Niederlanden. «Mit Medien, die offenbar nur eine Seite der Geschichte präsentieren, kann man einen Fall leicht vor dem Gericht der öffentlichen Meinung gewinnen», schreibt Pankoke. Das Ermittlerteam antwortet auf der eigenen Homepage auch im Detail auf die Zweifel von Historikern.

Vor etwa drei Wochen hatte das internationale Team unter der Leitung des US-Amerikaners seine Ergebnisse vorgelegt. Danach war das Versteck von Anne Frank und sieben anderen Juden in Amsterdam im August 1944 sehr wahrscheinlich von einem jüdischen Notar verraten worden. Er habe sich und seine Familie der Theorie zufolge selbst vor der Deportation schützen wollen. Historiker übten jedoch scharfe Kritik und wiesen auf gravierende Fehler bei der Untersuchung hin. So hätten die Untersucher Fakten und wichtige historische Studien nicht berücksichtigt.

Pankoke betonte, dass es bei der Untersuchung nicht um eine wissenschaftliche Studie ging, sondern um kriminalistische Ermittlungen eines sogenannten Cold Case. Und dafür würden andere Massstäbe gelten. So seien auch indirekte Beweise zulässig.

Er wehrte sich auch gegen Beschuldigungen von Antisemitismus. Auch dem Ermittlerteam sei das Ergebnis der Untersuchung nicht leicht gefallen – dass ein jüdischer Notar höchst wahrscheinlich der Verräter sei. Er betonte, dass auch der Notar selbst ein Opfer des Nazi-Regimes gewesen sei. (sda/dpa)

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12 Kommentare
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Donny Drumpf
10.02.2022 17:01registriert November 2019
Wieso zum Henker sollte es Antisemitisch sein einen Jüdischen Notar zu verdächtigen, der sich und seine Familie damit vor dem KZ retten wollte. Hier gehts doch nicht darum, dass er es getan hätte WEIL er Jude war, es geht darum, dass es vielleicht seine einzige Chance war, um als MENSCH zu überleben.
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Commander Salamander
10.02.2022 16:53registriert September 2018
Könnte mir gut vorstellen, dass es öfters dazu gekommen ist, dass sich Juden untereinander verrieten, in der Hoffnung, ihr eigenes Leben und das ihrer Familie zu schützen. Wie es im Artikel geschrieben steht; der Notar war offensichtlich auch Opfer des Naziregimes, und wer ihn vorschnell verurteilt, kann sich gerne mal überlegen, wie er in dieser Situation gehandelt hätte.
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