Mike Pence und Recep Tayyip Erdogan am Donnerstag in Ankara. Bild: AP
Mike Pence hat am Donnerstagabend einen vorübergehenden Waffenstillstand in Nordsyrien verkündet. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan habe dem zugestimmt.
Die Türkei will demnach ihre Offensive für 120 Stunden unterbrechen. Den kurdischen Kräften soll so die Möglichkeit gegeben werden, die «designierte Sicherheitszone» zu verlassen.
Ankara will die Vereinbarung jedoch als Waffenruhe verstanden wissen. Die Offensive werde nicht gestoppt, sondern lediglich «unterbrochen», sagte der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu in Ankara. Nur zwei legitime Seiten könnten eine Waffenruhe vereinbaren, sagte er zur Erklärung.
Die Sicherheitszone wird gemäss Pence etwa dreissig Kilometer hinter der syrisch-türkischen Grenze enden. Der US-Vizepräsident sagte auf Nachfrage eines Journalisten, dass die Kurden mehrfach betont hätten, im Falle einer Waffenruhe die «Sicherheitszone» zu verlassen.
Die Kurden in Nordsyrien akzeptieren gemäss der Nachrichtenagentur AFP die Waffenruhe. Noch ist aber nicht klar, ob sie die «Sicherheitszone» tatsächlich verlassen wollen.
Präsident Trump schrieb auf Twitter, dass durch diesen «Deal» Millionen Menschenleben gerettet würden. Leute hätten während Jahren versucht, diesen Deal zu machen.
Der heutige Tag sei grossartig für die Kurden, meinte Trump und bedankte sich bei allen involvierten Parteien.
Es schien zunächst eine Mission ohne grosse Erfolgsaussichten, zu der US-Vizepräsident Mike Pence und Aussenminister Mike Pompeo nach Ankara kamen. Anfangs hatte Erdogan es strikt abgelehnt, überhaupt mit Pence und Pompeo zu sprechen. Die beiden Besucher würden von ihren Amtskollegen empfangen, sagte Erdogan dem Sender Sky News. Er selbst werde nur mit Präsident Trump sprechen.
In der Folge ruderte er zurück. Der türkische Staatschef werde nun doch mit Pence und Pompeo reden, sagte ein Sprecher. Die düsteren Mienen, mit denen Erdogan und Pence vor Beginn des Treffens vor die Reporter traten, verhiessen nichts Gutes. Statt ursprünglich angesetzter zehn Minuten dauerte das Gespräch dann fast 90 Minuten.
Weitere dreieinhalb Stunden verhandelten die Delegationen. Die Amerikaner wollten erreichen, dass der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan seine am 9. Oktober gestartete Militäroperation in Nordsyrien beendet. Laut amerikanischen Delegationskreisen soll Pence Erdogan deutlich gemacht haben, dass massive Strafaktionen der USA drohen. Das bewog Erdogan offenbar zum Einlenken.
Wie es nach Ablauf der vereinbarten fünftägigen Waffenruhe weitergehen wird, ist ungewiss. Dass Erdogan dann erneut seine Offensive fortsetzt, ist aber unwahrscheinlich. Denn er stösst in Nordsyrien auf massive Schwierigkeiten. Die türkischen Truppen haben es nicht nur mit den Kurdenmilizen zu tun, die Widerstand leisten.
Inzwischen droht den Türken auch die direkte Konfrontation mit der syrischen Armee, die in die Grenzregion vorrückt. Der syrische Präsident Baschar al-Assad kündigte an, sein Land werde auf die «kriminelle Aggression» der Türkei «mit allen verfügbaren legitimen Mitteln antworten».
(cma/chmedia)