Die seit knapp zwei Wochen andauernden propalästinensischen Demonstrationen an der New Yorker Elite-Universität Columbia drohen zu eskalieren. In der Nacht zum Dienstag (Ortszeit) drangen Demonstrierende in ein Gebäude ein, wie US-Medien berichteten.
Taking over Hamilton Hall as done in 1968, Columbia students unfurl a banner that reads "Hind's Hall," in reference to Hind Rajab, a six-year-old girl killed by Israeli forces.
— Prem Thakker (@prem_thakker) April 30, 2024
Hundreds of students cheer as the banner is revealed, erupting into chants to "Free Palestine." pic.twitter.com/Oi8WgdZmqf
Es handle sich um die Hamilton Hall, die auch 1968 während eines Protests gegen den Vietnam-Krieg besetzt worden war.
Auf Videos war zu sehen, wie vermummte Personen mit schwarz-weissen Palästinensertüchern Fenster einschlugen und den Eingang des Gebäudes mit Stühlen und Tischen verbarrikadierten. Nach Angaben der Studierendenzeitung «Columbia Spectator» befanden sich mehrere Dutzend Protestierende in der Hamilton Hall. Hunderte weitere demonstrierten demnach vor dem Gebäude.
Das Weisse Haus übte deutliche Kritik. Die Studierendengruppen «Columbia Students for Justice in Palestine» und «Columbia University Apartheid Divest» kündigten an, die Hamilton Hall nicht zu verlassen, bis ihre Forderungen erfüllt würden. «Ein Gebäude zu besetzen, ist ein geringes Risiko im Vergleich zum täglichen Widerstand der Palästinenser im Gazastreifen», hiess es in einer auf der Plattform X, früher Twitter, verbreiteten Stellungnahme. Die Universität Columbia empfahl Studierenden und Mitarbeitenden, aus Sicherheitsgründen am Dienstag nur in dringenden Fällen den Campus aufzusuchen und schränkte den Zugang zu dem Gelände weiter ein.
Am Montag hatte die Universität angekündigt, Studentinnen und Studenten zu suspendieren, wenn sie ein Protestcamp auf dem Universitätsgelände nicht bis zum Nachmittag verliessen. Die Demonstrierenden kritisieren das Vorgehen Israels im Gaza-Krieg und fordern Solidarität mit den Palästinensern. Ausserdem verlangen sie von ihrer Hochschule, finanzielle Beziehungen mit Israel zu beenden. Die Universität lehnte dies am Montag in einer Mitteilung ab.
Vor knapp zwei Wochen hatte ein Einsatz der New Yorker Polizei an der Columbia für Aufsehen und Kritik gesorgt, in der Folge kam es in Dutzenden Universitäten in den USA zu Protesten und den Aufbau von Zeltlagern. Seitdem wurden landesweit laut «New York Times» mehr als 800 Menschen festgenommen, darunter auch Hochschulpersonal. Einigen wird Antisemitismus und die Verharmlosung der islamistischen Hamas vorgeworfen, deren Ziel unter anderem die Vernichtung des Staates Israel ist.
Die Hamas hatte am 7. Oktober vergangenen Jahres etwa 1200 Menschen getötet und mehr als 250 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Israel reagierte daraufhin mit einer Bodenoffensive und Luftschlägen in dem Küstengebiet. Durch die Angriffe Israels wurden nach Angaben der von Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörden seit Kriegsbeginn etwa 34'500 Menschen getötet.
(saw/sda/dpa)