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International
USA

Afghanistan: Bericht enthüllt erschreckende Wahrheit über den Krieg

This June 10, 2017 photo provided by Operation Resolute Support, U.S. Soldiers with Task Force Iron maneuver an M-777 howitzer, so it can be towed into position at Bost Airfield, Afghanistan. Sixteen  ...
Seit 18 Jahren dauert der Krieg nun an: US-Soldaten in Afghanistan.Bild: AP/U.S. Marine Corps

Afghanistan Papers: Bericht enthüllt die vernichtende Wahrheit über den Afghanistan-Krieg

Ein heute veröffentlichter Bericht zeigt, wie das amerikanische Volk seit 18 Jahren angelogen wird.
09.12.2019, 21:0610.12.2019, 15:02
Mehr «International»
  • 64'124 afghanische Sicherheitskräfte
  • 43'074 afghanische Zivilisten
  • 42'100 Taliban
  • 3814 private Auftragnehmer der USA
  • 2300 Mitglieder des US-Militärs
  • 1145 Soldaten der Nato und der Koalition
  • 424 Mitarbeiter von Hilfswerken
  • 67 Journalisten

All diese Menschen sind dem Krieg in Afghanistan bisher zum Opfer gefallen, den die USA und Verbündete seit 2001 führen. Und das für nichts, wie ein heute veröffentlichter Insiderbericht belegt. Demnach wurden im zentralasiatischen Land kaum oder keine Fortschritte erzielt.

«Washington Post» veröffentlicht Afghanistan Papers

Obschon der Krieg die USA seit Beginn eine Billion US-Dollar gekostet hat, hat sich die Situation vor Ort kaum verbessert. Dies geht aus den Afghanistan Papers hervor, welche die «Washington Post» heute veröffentlicht hat. Bislang wurden die Ergebnisse des US-Sonderinspektors für den Wiederaufbau Afghanistans unter Verschluss gehalten, doch die «Washington Post» erzwang die Veröffentlichung vor Gericht.

Wie der Bericht enthüllt, wurde das amerikanische Volk von den Präsidenten George W. Bush, Barack Obama und Donald Trump an der Nase herumgeführt. Die Zustände in Afghanistan wurden seit 2002 konsequent beschönigt.

Insgesamt führten die Inspektoren unter der Leitung von John Sopko 600 Interviews mit betroffenen Personen, die im Krieg eine Rolle spielten. Das Resultat ist vernichtend. «Das amerikanische Volk ist konstant belogen worden», sagt Sopko.

Demnach wurden während der ganzen Zeit des Krieges Statistiken manipuliert, damit die US-Bevölkerung glaubt, man sei daran, den Krieg zu gewinnen.

Vernichtende Aussagen von Militärs

Wie Gespräche mit hochrangigen Militärs zutage führten, war den Truppen vor Ort kaum klar, was die eigentlichen Ziele sind. Douglas Lute, Generalleutnant unter Bush und Obama, gab gegenüber den Interviewern im Jahr 2015 zu Protokoll: «Uns fehlte ein grundlegendes Verständnis von Afghanistan – wir wussten nicht, was wir taten.»

Lute fügte hinzu: «Was versuchen wir hier zu tun? Wir hatten nicht den Hauch einer Ahnung, was wir vorhatten. Wenn das amerikanische Volk das Ausmass dieser Dysfunktion kennen würde ... 2400 Menschen starben.»

In einem anderen Interview sagte der pensionierte Navy Seal Jeffrey Eggers, der für Bush und Obama im Krieg war: «Was haben wir für diese Billion Dollar bekommen? War es eine Billion Dollar wert? Nach der Ermordung Osama bin Ladens sagte ich, dass Osama wahrscheinlich in seinem Wassergrab lacht, wenn man bedenkt, wie viel wir für Afghanistan ausgegeben haben.»

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Soldaten bringen die Leiche eines Kameraden nachhause, der in Afghanistan gestorben ist. Bild: AP

Ein vernichtendes Fazit zieht James Dobbins, Afghanistan-Sonderbotschafter unter Bush und Obama: «Wir marschieren nicht in ein armes Land ein, um es reich zu machen, und wir marschieren nicht in autoritäre Länder ein, um daraus Demokratien zu machen – wir marschieren in brutale Länder ein, um Frieden zu stiften, und dabei haben wir in Afghanistan klar versagt.»

Das viele Geld, das in den Krieg in Afghanistan floss, hatte gemäss Ryan Crocker, zweimaliger US-Botschafter in Kabul, sogar einen negativen Effekt. «Unser grösstes Projekt war wahrscheinlich die Entwicklung massiver Korruption», sagte Crocker im Interview.

Vergleich mit Pentagon Papers

Die Afghanistan Papers werden nun bereits mit den Pentagon Papers verglichen, die im Jahr 1971 die Lügen über den Vietnamkrieg aufdeckten. Momentan befinden sich noch rund 13'000 US-Truppen in Afghanistan. Möglich, dass der Druck nun wächst, diese so schnell wie möglich abzuziehen.

Donald Trump kündigte bei einem Besuch an Thanksgiving auf dem Bagram-Flugplatz an, die Truppen zwar zu reduzieren. Von einem vollständigen Rückzug wollte er damals aber noch nichts wissen. Die USA würden so lange in Afghanistan bleiben, bis sie einen Deal mit den Taliban hätten. «Oder», so Trump, «wir haben den totalen Sieg und sie wollen den Deal unbedingt machen.»

Nur: Weiss eigentlich irgendjemand, wie dieser totale Sieg überhaupt aussehen würde? Nach heute stellt sich die Frage mehr denn je. (cma)

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166 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Berner_in
09.12.2019 21:25registriert September 2018
Die einzigen Gewinner: Die Waffenindustrie und deren Aktionäre... Geldreichtum bestehend aus Blutzoll...
Was hätte man damit alles zum Wohle der Menschheit anstellen können...
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Walter Sahli
09.12.2019 21:19registriert März 2014
Über 155'000 getötete Menschen in Afghanistan, weil 2001 vorwiegend saudische Terroristen die TwinTowers mit 3'000 Menschen drin zum Einsturz gebracht haben...und Linderung ist nicht in Sicht.
Der Rüstungsindustrie dürfte dieses Leid herzlich egal sein. Geld stinkt ja bekanntlich nicht, nicht wahr?!
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marcog
09.12.2019 21:16registriert Februar 2016
Warum überrascht mich das nicht? Die Aktion war ja schon fast so sinnlos wie der Vietnamkrieg...
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