US-Präsident Donald Trump hat am Donnerstag zu Thanksgiving überraschend amerikanische Truppen in Afghanistan besucht. Er nährte dabei Hoffnungen auf eine Verständigung mit den Taliban.
Auf die Frage einer mitreisenden Journalistin, ob die US-Regierung die Gespräche mit den militant-islamistischen Taliban wieder aufgenommen habe, antwortete Trump nach Angaben der Reporterin mit «Ja». Trump traf am Donnerstag auch den afghanischen Präsidenten Aschraf Ghani.
United States Army General and the 20th Chairman of the Joint Chiefs of Staff Mark Milley introduces the 45th President of the United States @realDonaldTrump at Bagram Airfield in Afghanistan. HAPPY THANKSGIVING!!🇺🇸🇺🇸 pic.twitter.com/uMRA5t5yyk
— Dan Scavino Jr.🇺🇸 (@Scavino45) November 28, 2019
Der Besuch auf der grössten US-Militärbasis in Afghanistan in Bagram nördlich von Kabul dauerte nur wenige Stunden. Videoaufnahmen zeigten, wie Trump mit Soldaten für Fotos posierte und Truthahn servierte – die traditionelle Thanksgiving-Mahlzeit.
In einer Ansprache an die Soldaten, die der Sender Fox News zeigte, sagte der amerikanische Präsident, es gebe keinen anderen Ort, wo er den Thanksgiving-Feiertag verbringen würde «mit den härtesten, stärksten, besten und mutigsten Kämpfern der Welt.»
BREAKING: President Trump makes remarks during a surprise Thanksgiving visit to US troops in Afghanistan, his first trip to the country. https://t.co/Hn1vs1CSZK pic.twitter.com/hvhUDVQgZT
— CNN (@CNN) November 28, 2019
Die US-Regierung habe die im September zum Erliegen gekommenen Friedensgespräche mit den Taliban wiederaufgenommen, sagte Trump. Beide Seiten hätten bereits miteinander verhandelt und in den vergangenen sechs Monaten «enorme Fortschritte» erzielt. Zugleich hätten die USA die Zahl der Soldaten in Afghanistan reduziert.
Die US-Truppen blieben solange in Afghanistan stationiert, bis «ein Deal» mit den Taliban erzielt worden sei oder die USA in Afghanistan «vollständig gesiegt» hätten, sagte Trump.
«Die Taliban wollen einen Deal machen. Wir werden sehen, ob sie einen Deal machen wollen. Es muss ein echter Deal sein, aber wir werden sehen. Aber sie wollen einen Deal machen.»
Der US-Präsident bekräftigte, die Truppenstärke in Afghanistan auf etwa 8600 reduzieren zu wollen. Derzeit sind zwischen 12'000 und 13'000 amerikanische Soldaten in dem Land stationiert.
Mitreisende Journalisten berichteten, dass Trump eine Waffenruhe als Bedingung für eine Verständigung nannte. Der US-Präsident sagte demnach, die Taliban wollten anders als zuvor nun eine Waffenruhe.
Trump hatte im September kurz vor einer in Aussicht gestellten Einigung mit den Taliban mehr als ein Jahr laufende Gespräche der USA mit den Islamisten für «tot» erklärt. Ziel der Gespräche mit den Aufständischen war ein Abkommen, das den Weg für einen Abzug der US-Truppen und für Frieden in Afghanistan bereiten soll.
Unmittelbarer Auslöser für den Abbruch der Gespräche war ein Anschlag in Kabul, bei dem ein US-Soldat starb. Diesen verurteilte Trump am Donnerstag erneut.
Die Taliban hatten seit dem Abbruch der Gespräche mit den USA immer wieder Bereitschaft gezeigt, die Verhandlungen wieder aufzunehmen. Vergangene Woche hatte es aus Kabul geheissen, Trump habe seinem afghanischen Amtskollegen in einem Telefonat gesagt, die Regierung in Kabul müsse von Anfang an die Führung bei den Gesprächen übernehmen.
Als Reaktion sagte ein Sprecher der Taliban, sie würden mit allen afghanischen Seiten sprechen, sobald die USA Afghanistan verlassen hätten, aber nicht mit der Regierung in Kabul. Die Taliban betrachten diese als «Marionette» des Westens.
Präsident Ghani erklärte im Anschluss an Trumps Besuch auf Twitter, er und Trump hätten unterstrichen, dass die Taliban «eine Waffenruhe akzeptieren müssen», wenn sie wirklich ein Friedensabkommen erreichen wollten. Er äusserte sich nicht über möglicherweise wieder aufgenommene Gespräche oder darüber, welche Rolle seine Regierung dabei spielen könnte.
Es war Trumps erster Besuch bei amerikanischen Truppen in Afghanistan. Begleitet wurde er unter anderen vom Nationalen Sicherheitsberater Robert O'Brien und US-Generalstabschef Mark Milley.
Die Gewalt in Afghanistan hält indes weiter an – bei Gefechten und einer Explosion waren kurz vor Trumps Besuch innerhalb von 24 Stunden mindestens 20 Menschen ums Leben gekommen.
Beobachter hatten vergangene Woche einen Gefangenenaustausch, bei dem unter anderem westliche Taliban-Geiseln freigelassen wurden, als möglichen Schritt zur Wiederaufnahme der USA-Taliban-Gespräche gewertet.
Weniger als ein Jahr vor der US-Wahl käme es Trump gelegen, einen aussenpolitischen Erfolg in Afghanistan zu verzeichnen. Baustellen gibt es viele. Bisher ging weder die Strategie des «maximalen Drucks» im Atomstreit mit dem Iran auf, noch konnte Trump Nordkorea dazu bewegen, sein Atomprogramm aufzugeben. (sda/dpa/afp)